Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Donnerstag, 28. März 2013

Philatelie über Capablanca 1. Teil

 
 

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über Schach und Kultur von Frank Mayer am 27.03.13

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Von Paul Pascual

 

estampilla-capablanca

 

Capablanca Filatelium

Die Philatelie über Capablanca ist ein Weg, sich in die tief beeindruckende Existenz von Capablanca in der Welt der Briefmarken zu versetzen. Kleine Briefmarken erzählen uns eine aussergewöhnliche Geschichte des Schachspiels.

José Raúl Capablanca (Havana, 1888 – New York, 1942), auch als "Mozart des Schachs" bekannt, war einer der größten Spieler aller Zeiten. Es war der dritte offizielle Weltmeister, einen Titel, den er zwischen 1921 (gegen Lasker) und 1927 (Niederlage gegen Aljechin) innehatte.

Capablanca wurde speziell für seine Fähigkeit bekannt, die Endspile in Vollendung zu spielen. Er hatte einen einfachen, transparenten und effizienten Stil.

Er brachte sich selbst das Schachspiel bei, in dem er den von seinem Vater gespielten Partien zusah, und den er in seiner 1. Partie seines Lebens im Alter von 4 Jahren schlagen konnte.

 

Philatelie1-2

 

Links eine kubanische Briefmarke und rechts ein Orignalfoto von 1892, als er gegen seinen Vater spielte.

 

Mit dreizehn wurde er Schachmeister von Kuba.
Mit achtzehn verließ die Schule und widmete sich voll dem Schach. Zwei Jahre später gewann er ein Match gegen den amerikanischen Meister Frank Marshall, das ihm erlaubte, an dem ersten großen internationalen Turnier in San Sebastian 1911 teilzunehmen, bei dem die besten Spieler der damaligen Zeit präsent waren, außer dem damaligen Weltmeister Emanuel Lasker. Gegen alle Voraussagen gewann Capablanca.

Im selben Jahr forderte er offiziell Dr. Emuanel Lasker um den WM-Titel heraus, der damit einverstanden war, aber die vorgeschlagen Bedingungen waren für Capablanca inakzeptabel.
Es kam zu keiner Einigung.

1914 fand er zum ersten Mal ein offizielles Kandidaten-Turnier für den WM-Titel in St. Petersburg statt, an dem auch an Dr. Lasker teilnahm. Es wurde vereinbart, dass, wenn Dr. Lasker das Turnier nicht gewinnen würde, er bereit sei, um den WM-Titel zu spielen.
Aber es kam nicht so. Dr. Lasker erzielte den ersten Platz und gewann knapp vor Capablanca (13 ½ : 13). Hinter dem kubanischen Spieler nahmen die anderen Plätze ein wie Dr. Tarrasch, Marshall und Aljechin.

Briefmarke Lasker-Capablanca – Partie. St. Petersburg, 1914

 

Philatelie1-3

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Position nach 16. Td7

Auf dieser Briefmarke der Republik Tchad können die Position der siebten Partie des Turniers erkennen, nachdem Capablanca 16 … Td7 gezogen hatte. Diese Partie wurde gespielt, als nur noch vier Begegnungen fehlten bis zum Abschluss des Turnieres und Capablanca, der bisher keine Niederlage erlitten hatte, führte vor Dr. Lasker mit einem Punkt. Aber der Vorteil ging verloren, und er musste sieben Jahre warten, um dann endlich um die WM-Krone zu spielen.
Emanuel Lasker vs Jose Raul Capablanca
"Rage Against the Machine" (game of the day Jan-01-05)
St Petersburg (1914) • Spanish Game: Exchange. Alekhine Variation (C68) •

1-0

Endstellung

 

esquema1

 

 

To move: black
Last move: 42. Nc5

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Bxc6 dxc6 5. d4 exd4 6. Qxd4 Qxd4 7. Nxd4 Bd6 8. Nc3 Ne7 9. O-O O-O 10. f4 Re8 11. Nb3 f6 12. f5 b6 13. Bf4 Bb7 14. Bxd6 cxd6 15. Nd4 Rad8 16. Ne6 Rd7 17. Rad1 Nc8 18. Rf2 b5 19. Rfd2 Rde7 20. b4 Kf7 21. a3 Ba8 22. Kf2 Ra7 23. g4 h6 24. Rd3 a5 25. h4 axb4 26. axb4 Rae7 27. Kf3 Rg8 28. Kf4 g6 29. Rg3 g5 30. Kf3 Nb6 31. hxg5 hxg5 32. Rh3 Rd7 33. Kg3 Ke8 34. Rdh1 Bb7 35. e5 dxe5 36. Ne4 Nd5 37. N6c5 Bc8 38. Nxd7 Bxd7 39. Rh7 Rf8 40. Ra1 Kd8 41. Ra8 Bc8 42. Nc5

 

Zum Nachspielen:

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1258181

 

Kurz nach dem St. Petersburg Turnier trafen Capablanca und Lasker in Berlin zusammen und vereinbarten, ein 3-Minuten Blitzturnier zu spielen, das Capablanca um 6 ½ -3 ½ gewann. Eine dieser Partien hatte ein wunderschönes Finale, das eher eine künstlerischen Problem ähnelte als der Stellung aus einer normalen Partie.

Finale des Freundschaftsspieles zwischen Capablanca-Lasker, Berlin 1914

 

Philatelie1-4

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Ausgangsposition des Problems
Diese beiden Marken von Kuba aus den Jahren 1965 und 1988 zeigen die Ausgangslage für dieses Problem, wobei Weiß zieht und auf eine intelligente Weise gewinnt und somit ein Remis verhindert.

Capablanca vs. Lasker

Berlín 1914 | Weiss zieht und gewinnt

 

Philatelie1-5

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1. Sxc7 Sxc7 2. Ta8+ Sxa8 3. Kc8 Sc7 4. Kxc7 Ka8 5. Kxb6

 

Kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gewann Capablanca weiter mehrere große Turniere.

Im Jahre 1920 gab es weitere Versuche, Dr. Lasker herauszufordern. Schließlich fand im Jahre 1921 der WM-Kampf  in La Habana zwischen Dr. Lasker und Capablanca statt, den Capablanca gewann ohne ein Spiel zu verlieren und wurde als Weltmeister erklärt.

Auf den folgenden drei Briefmarken sehen wir Stellungen, die aus Partien dieser Meisterschaft entnommen sind. Diese Partien sind mit instruktiven Kommentaren von José Raúl Capablanca versehen.

Briefmarke der Partie Lasker-Capablanca um den WM-Titel in
La Habana, 1921. Runde 10

 

Philatelie1-6

 

Position nach 43. Sd1

In dieser zehnten Partie gewann Capablanca auf eine brillante Weise. In der in dieser Briefmarke aus Laos wird gezeigt, wie Capablanca eine Falle umgeht. Wenn 43 … Sb4? und laut des Kommentares ist der schwarze Springer gefangen und die Partie ist remis. Capablanca spielte 43 … Tb1! und schließlich nach 44.Kd2 verlor Lasker die Partie..

Emanuel Lasker vs Jose Raul Capablanca
"Havana Knights" (game of the day Oct-17-08)
Lasker-Capablanca World Championship Match (1921) • Queen's Gambit Declined: Orthodox Defense. Rubinstein Variation (D61) • 0-1

Endstellung

 

esquema2

 

To move: white          Last move: 68… Kd5

 

1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nc3 Nf6 4. Bg5 Be7 5. e3 O-O 6. Nf3 Nbd7 7. Qc2 c5 8. Rd1 Qa5 9. Bd3 h6 10. Bh4 cxd4 11. exd4 dxc4 12. Bxc4 Nb6 13. Bb3 Bd7 14. O-O Rac8 15. Ne5 Bb5 16. Rfe1 Nbd5 17. Bxd5 Nxd5 18. Bxe7 Nxe7 19. Qb3 Bc6 20. Nxc6 bxc6 21. Re5 Qb6 22. Qc2 Rfd8 23. Ne2 Rd5 24. Rxd5 cxd5 25. Qd2 Nf5 26. b3 h5 27. h3 h4 28. Qd3 Rc6 29. Kf1 g6 30. Qb1 Qb4 31. Kg1 a5 32. Qb2 a4 33. Qd2 Qxd2 34. Rxd2 axb3 35. axb3 Rb6 36. Rd3 Ra6 37. g4 hxg3 38. fxg3 Ra2 39. Nc3 Rc2 40. Nd1 Ne7 41. Nc3 Rc1+ 42. Kf2 Nc6 43. Nd1 Rb1 44. Ke2 Rxb3 45. Ke3 Rb4 46. Nc3 Ne7 47. Ne2 Nf5+ 48. Kf2 g5 49. g4 Nd6 50. Ng1 Ne4+ 51. Kf1 Rb1+ 52. Kg2 Rb2+ 53. Kf1 Rf2+ 54. Ke1 Ra2 55. Kf1 Kg7 56. Re3 Kg6 57. Rd3 f6 58. Re3 Kf7 59. Rd3 Ke7 60. Re3 Kd6 61. Rd3 Rf2+ 62. Ke1 Rg2 63. Kf1 Ra2 64. Re3 e5 65. Rd3 exd4 66. Rxd4 Kc5 67.

Zum Nachspielen:
http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1241504

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Fortsetzung folgt!

Sitges (Barcelona), im März 2013


 
 

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Dienstag, 19. März 2013

Eine Hängepartie

 
 

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über Schach und Kultur von Frank Mayer am 14.03.13

Hangepartie-1Gemalt von Elke Rehder
 

London International Chess Congress London (13), 1922

 

Hangepartie-2

Foto: vanstockum.nl
Der damalige Weltmeister Capablanca und der jugoslawischen Großmeister Dr. Milan Vidmar vereinbarten offensichtlich eine Hängepartie mit dem im verschlossenen Kuvert notierten Zug 42. Tb8+ von Weiss, um sie am nächsten Tag zu beenden.

Vidmar war schon der Auffassung, dass seine Position verloren war, aber er wolllte noch nicht aufgeben, um noch weiter zu analysieren. Es scheint, dass die Spieler versuchten sich zu verständigen, aber beide in einem nicht so guten Französich. Was Vidmar aber klar verständlich sagte, dass er sehr schlecht stehe und eigentlich aufgeben müsste.

Am nächsten Tag wurde die Partie wieder aufgenommen, aber Capablanca erschien nicht und seine Uhr fing an zu laufen.

Während der Wartezeit sah sich Vidmar im Saal um und begutachtete noch andere laufenden Partien.

 

Vidmar wurde unruhig und sprach den Schiedsrichter an mit dem Hinweis, dass sein Gegner noch nicht gekommen sei, aber noch genügend Zeit sei, um die Partie rechtzeitig fertig zu spielen. Als die für Capablanca noch verfügbare Zeit immer knapper wurde, wies Vidmar den Schiedsrichter nochmals auf den Umstand hin. Es blieben nur noch einige Minuten, und Capablanca war noch nicht am Brett erschienen.

 

Hangepartie-3

 

Vidmar wurde immer sorgenvoller und dachte über die bei der Verabschiedung am Vorabend gewechselten Worte nach und kam schliesslich zu der Ansicht, dass sein Gegner wohl der Annahme gewesen sein musste, dass Vidmar aufgegeben habe.

 

Es fehlten nur noch ein paar Sekunden, bis das Blättchen fallen musste. Unter Aufsicht des Schiedsrichters beeilte sich Vidmar nun, seinen König in die Mitte des Brettes als Zeichen seiner Aufgabe zu legen und vermied so, dass der Weltmeister durch Zeitüberschreitung verloren hätte.

 

Capablanca tauchte später auf und war überrascht, dass die Partie aufgebaut war und noch gespielt wurde, aber er als er an das Brett trat, lächelte er zufrieden, den König von Vidmar als Zeichen der Aufgabe auf dem Brett hingestreckt zu sehen.

 

Nachstehend nun die entsprechende Partie:
CAPABLANCA       vs.        VIDMAR

 

Hangepartie-41

 

Kommentiert von NM Hebert Pérez García

 

aus Holland

 

Hangepartie-6

 

Capablanca, José Raúl – Vidmar, Milan Dr. [D64]

London BCF Congress London (13), 1922

 

1. d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 e6 4. Sc3 Le7 5.Lg5 Sbd7 6. e3 0–0 7.Tc1 c6 8.Dc2 dxc4 9. Lxc4 Sd5 10. Lxe7 Dxe7 11. 0–0 b6 12.Sxd5 cxd5 13.Ld3 h6 14.Dc7 Db4 15.a3 Da4 16.h3 Sf6 17.Se5 Ld7 18.Lc2 Db5 19.a4 Dxb2 20.Sxd7 Tac8 21.Db7 Sxd7 22.Lh7+ Kxh7 23.Txc8 Txc8 24.Dxc8 Sf6 25.Tc1 Db4 26.Dc2+ Kg8 27.Dc6 Da3 28.Da8+ Kh7 29.Tc7 Dxa4 30.Txf7 Dd1+ 31.Kh2 Dh5 32.Dxa7 Dg6 33.Tf8 Df5 34.Tf7 Dg6 35.Tb7 Se4 36.Da2 e5 37.Dxd5 exd4 38.Tb8 Sf6 39.Dxd4 Df5 40.Txb6 Dxf2 41.Dd3+ Kg8

Der von Capablanca abgegebene Zug war 42. Tb8+ und der "ritterliche" Dr. GM Vidmar legte seinen König aufs Brett als Zeichen des Partieverlustes: 1 – 0

 

 

Endstellung:

 

Hangepartie-7

To move black:

1. d4 d5 2. Nf3 Nf6 3. c4 e6 4. Nc3 Be7 5. Bg5 Nbd7 6. e3 O-O 7. Rc1 c6 8. Qc2 dxc4 9. Bxc4 Nd5 10. Bxe7 Qxe7 11. O-O b6 12. Nxd5 cxd5 13. Bd3 h6 14. Qc7 Qb4 15. a3 Qa4 16. h3 Nf6 17. Ne5 Bd7 18. Bc2 Qb5 19. a4 Qxb2 20. Nxd7 Rac8 21. Qb7 Nxd7 22. Bh7 Kxh7 23. Rxc8 Rxc8 24. Qxc8 Nf6 25. Rc1 Qb4 26. Qc2 Kg8 27. Qc6 Qa3 28. Qa8 Kh7 29. Rc7 Qxa4 30. Rxf7 Qd1 31. Kh2 Qh5 32. Qxa7 Qg6 33. Rf8 Qf5 34. Rf7 Qg6 35. Rb7 Ne4 36. Qa2 e5 37. Qxd5 exd4 38. Rb8 Nf6 39. Qxd4 Qf5 40. Rxb6 Qxf2 41. Qd3 Kg8 42. Rb8

 

In der Tat eine richtige Entscheidung, da Schwarz keine Verteidigung mehr hatte.

 

Sehen wir uns doch noch ein paar Hauptvarianten an nach dem von Capablanca abgegebenen Zug:

 

 

 

 [42.Tb8+ und wenn 42..Kf7 43.Tb7+ Ke6 44.Dc4+ Kf5 45.Te7 Kg5 (45...Kg6 46.Df7+ Kf5 47.Dxg7 Dh4 48.e4+ Kf4 (48...Sxe4 49.De5+ Kg6 50.Tg7#) 49.g3++-) 46.Txg7+ Kf5 (46...Kh5 47.Dc5+ Kh4 48.Tg6+-) 47.Dc5+ Ke4 48.Te7+ Kd3 49.Dd4+ Ke2 50.Ta7+- mit Sieg für Weiss.]  

 

 

Zum Nachspielen:

 

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1093071

 

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Endstand:

 

London

 

Hangepartie-8

 

 

Quelle: Richard Guerrero, ajedrezespectacular.com

 

Sitges (Barcelona), im März 2013


 
 

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Freitag, 8. März 2013

Captain Evans

 
 

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über Schach und Kultur von Frank Mayer am 07.03.13

(Das Evans-Gambit)

 

Evans-1

 

Gemalt von Hugo Schnars – Alquist

Von Pau Pascual

 

Es klingt wie ein Märchen:

Wir sind auf hoher See.

Zwischen Milford Haven und Waterford. Ein grauer Spätherbst 1824. Windböen, raue See und eisige Kälte. William Davies Evans ist 34 Jahre alt und überquert das Meer seit 20 Jahren.
Er spielt eine Partie Schach und gewinnt sie.
Es war auf dem Meer, schon vor langer Zeit, als der junge William sich für dieses Spiel begeisterte.
Niemals wird er ein hochrangiger Spieler sein, aber wird einen tiefen Eindruck in der Geschichte des Schachs hinterlassen.

 

Evans-2

 

Auf der linken Seite sehen wir den ungefähren Standort, wo das Evans Gambit entdeckt wurde.
Auf der rechten Seite: Captain Evans

Kapitän Evans kratzt sich am Bart und spielt mit Weiß. Er begann mit 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5. Die italienische Eröffnung.

Mit natürlicher Bewegung der Hand will er den nächsten Zug spielen; voraussichtlich, um den c-Bauern vorzurücken. Plötzlich trifft eine schwere Welle das Schiff, das sich zur Seite neigt. Evans rückt achtlos den Bauern b2 nach vorne… "Figur berührt – geführt," geht ihm durch den Kopf.

Der Kapitän nimmt die Bauern b2 und nach einem eindringlichen Blick auf seinen Gegner rückt er den Bauern zwei Felder vor. Das ist die "Geburt" des Evans-Gambites: 4.b4! Ein Bauernopfer, dass wie angegossen in den romantischen Geist der Zeit passt.

 

Evans-3

 

Stellung kurz nach dem Wellenschlag: 4.b4!

Dank einer Laune der Natur  hat Evans einen versteckten Pfad entdeckt: die Zeit, die Schwarz verlieren wird, wenn er das Gambit annimmt. Die Idee ist also, den schwarzen Läufer mit 4 … Lxb4 zu locken und für Weiss nach 5. c3 die wertvolle Zeit hat, das Zentrum mit d4 zu öffnen.

 

Evans-4

 

Perspektive nach 4 … Lxb4

Die Strategie besteht in "tempus versus material".
Es wird ein starkes Zentrum aufgebaut mit c3 und d4 und öffnen gefährliche Diagonalen zum Angriff für Weiss, zum Beispiel:

 

Evans-5

 

Stellung nach 4 … Lxb4 5.c3 La5 6. 0-0 Sf6 7. d4 exd4 8. cxd4

Obwohl es bei dieser Eröffnung üblich ist, den Bauern anzunehmen, können Sie das Gambit auch ablehnen und wie folgt fortsetzen: 4 … Ld6, 4 … Le7 oder 4 … d5. Es gibt für jeden Geschmack etwas. Nun seid Ihr dran.

Jahre danach lernte Kapitän Evans zufällig den Meister Alexander McDonnell kennen, einen relevanten Spieler der romantischen Schule, der die Verbreitung dieser Variante der italienischen Öffnung stark beeinflusste.
So kam es, dass ab dann das Evans-Gambit von den Elite-Spielern wie McDonnell, Labourdonnais, Morphy, Staunton, Anderssen und Blackburne angewendet wurde.

Sehen wir uns einige Partien an, in denen das Evans-Gambit in jenen Jahren gespielt wurde:

 

Evans-6

 

Captain Evans vs Alexander McDonnell. Zwei bärtige Schachspieler

 

Captain William Davies Evans vs Alexander McDonnell
"Evans Almighty" (game of the day Dec-01-07)
London (England) 1829  ·  Italian Game: Evans Gambit. Accepted (C51)  ·  1-0

 

Endstellung:

 

Evans-7

 

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. b4 Bxb4 5. c3 Bc5 6. O-O Nf67. d4 exd4 8. cxd4 Bb6 9. e5 d5 10. exf6 dxc4 11. Re1 Kf812. Ba3 Kg8 13. d5 Na5 14. Be7 Qd7 15. fxg7 Kxg7 16. Qd2 Qg4 17. Qc3 Kg8 18. Qxh8 Kxh8 19. Bf6 Qg7 20. Re8 #

Zum Nachspielen:

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1227673

 

Evans-8

 

Adolf Anderssen vs Jean Dufresne. Die Immergrüne, eine herrliche Partie.

Adolf Anderssen vs Jean Dufresne
"The Evergreen Partie" (game of the day May-18-07)
Berlin GER 1852  ·  Italian Game: Evans Gambit. Pierce Defense (C52)  ·  1-0

Endstellung:

 

Evans-9

 

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. b4 Bxb4 5. c3 Ba5 6. d4 exd47. O-O d3 8. Qb3 Qf6 9. e5 Qg6 10. Re1 Nge7 11. Ba3 b5  12. Qxb5 Rb8 13. Qa4 Bb6 14. Nbd2 Bb7 15. Ne4 Qf5 16. Bxd3 Qh5 17. Nf6 gxf6 18. exf6 Rg8 19. Rad1 Qxf3 20. Rxe7 Nxe7 21. Qxd7 Kxd7 22. Bf5 Ke8 23. Bd7 Kf8 24. Bxe7#

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Zum Nachspielen:

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http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1018961

 

Evans-10

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La Bourdonnais vs McDonnell. Eine der Partien als beispielhaftes Duell der Epoche:

Louis Charles Mahe De La Bourdonnais vs Alexander McDonnell
London 1834 · Italian Game: Evans Gambit. Main Line (C51) · 1-0

Endstellung:

 

Evans-11

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To move: black     Last move: 23. Rg3

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. b4 Bxb4 5. c3 Ba5 6. d4 exd4 7. O-O d6 8. cxd4 Bb6 9. d5 Na5 10. Bd3 Nf6 11. Nc3 O-O 12. h3 Bd7 13. Bg5 h6 14. Bh4 g5 15. Nxg5 hxg5 16. Bxg5 Bd4 17. Ne2 Bxa1 18. Qxa1 Kg7 19. f4 Qe7 20. Qc3 b6 21. Rf3 Nc4 22. Bxf6 Qxf6 23. Rg3+

Zum Nachspielen:

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1227675

 

Evans-12

 

Das Genie Paul Morphy vs. Theodore Lichtenhein.

Paul Morphy vs Theodore Lichtenhein
New Orleans 1857  ·  King's Gambit: Accepted. Modern Defense (C36)  ·  1-0

Endstellung:

 

evans

 

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. b4 Bxb4 5. c3 Bc5 6. O-O Nf6 7. d4 exd4 8. cxd4 Bb6 9. e5 d5 10. exf6 dxc4 11. fxg7 Rg8 12. Re1 Ne7 13. Bg5 Be6 14. Nc3 Ba5 15. Ne4 Rxg7 16. Nf6 Kf8 17. Re5 c6 18. Bh6 Nf5 19. Rxe6 fxe6 20. Ng5 Ke7 21. Bxg7 Nxg7 22. Qf3 Qxd4 23. Rd1 Bd2 24. Ng8 Rxg8 25. Qf7 Kd8 26. Nf3

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1227710

 

Evans-14

 

Hermann Clemenz vs. Eisenschmidt in einem romantischen Spiel mit schönem Ausgang.

Hermann Clemenz vs Eisenschmidt
"'Twas the Knight Before Christmas" (game of the day Dec-24-06)
Dorpat – 1890  ·  Italian Game: Evans Gambit. Morphy Attack (C51)  ·  1-0

 

Endstellung:

 

Evans-15

 

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. b4 Bxb4 5. c3 Bc5 6. d4 exd47. cxd4 Bb6 8. O-O d6 9. Nc3 Bd7 10. e5 dxe5 11. Re1 Nge712. Ng5 Be6 13. Bxe6 fxe6 14. Nxe6 Qd6 15. Nxg7 Kf816. Qg4 Bxd4 17. Ne4 Qb4 18. Ne6 Ke8 19. Nf6 Kf7 20. Ng5 Kf8 21. Ba3 Qxa3 22. Qe6 Nd8 23. Qf7 Nxf7 24. Ne6
Zum Nachspielen:

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1227790

 

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Sechzehn Jahre nach dem "schweren Wellenschlag" spielte Kapitän Evans mehrmals wieder gegen Howard Staunton in London, aber leider sind die Partienotationen nicht mehr auffindbar.

Das "romantische" Schach entwickelte sich vollständig in den Jahren 1830 und 1880.
Die Partien waren viel offener und waren vorzugsweise mehr von taktischer als strategischen Bedeutung.
Die Meister der Romantik entwickelten ihre Phantasie und Vorstellungskraft auf dem Brett.
Ihr Bedürfnis und Ziel war, Schönheit zu schaffen.
Sie spielten vor allem Gambits, schufen brillante Opfer und spektakuläre Mattangriffe.
Diese Phase der Geschichte des Schachs erklärte der deutsche Meisters Adolf Anderssen, der einmal sagte: " Die wahre Kunst des Schachspiels liegt in den Kombinationen" .
Natürlich konnte er nicht ahnen, dass später mehr strategische und positionelle Konzepte entwickelt wurden, die das Schach noch tiefgründiger und schöner gestaltete.

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Quellen: chessgames.com – chess.com

Sitges (Barcelona), im März 2013


 
 

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