Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Mittwoch, 30. November 2011

AMOS BURN – Der beste Amateur seiner Zeit

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 28.11.11

AMOS BURN * 1848   + 1925


 Foto: 4.bp.blogspot com
Amos Burn wurde in der englischen Stadt Hull am 31. Dezember 1848 geboren.

 

………..

 

Fotos: http://3.bp.blogspot.com

Geburtsort von Amos Burn: Hull, England, heute.

Er lernte Schach mit 16 Jahren und spielte zunächst nur auf lokalen Turnieren, die er fast alle gewann.

Trotzdem entschied er sich gegen eine finanziell unsichere Karriere als Berufsspieler und erlernte den Beruf eines Kaufmannes.

Durch häufige geschäftliche Auslandsreisen gab es mehrjährige Pausen zwischen seinen Auftritten in der Turnierarena.

 

 

Im Alter von 21 Jahren zog er nach London.

Es war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des späten neunzehnten Jahrhunderts sowohl als Spieler als auch Schriftsteller.

Der damalige (inoffizielle) Weltmeister Wilhelm Steinitz  wurde dort sein Schachlehrer, und er nahm dessen Stil an, wobei er sich besonders durch seine hervorragenden defensiven Fähigkeiten auszeichnete.

Ausserdem entwickelte er sich als Anhänger der von Steinitz formulierten Prinzipien des Positionsspieles.

 


Karikatur:  Amos Brennen Cartoon

 

In seinem Buch „Die Praxis meines Systems"

 

 

erwähnt Nimzowitsch ihn als "einen der sechs besten defensiven Spieler."

 

1886 hielt er Wettkämpfe gegen Henry Edward Bird (9:9)

 

 

 

und George Henry Mackenzie (4:4 bei 2 Remisen)

 

 

 

 

Seinen ersten internationalen Erfolg erspielte er im Londoner Turnier von 1887 durch seinen geteilten Sieg mit Isidor Gunsberg, vor Joseph Henry Blackburne und Johannes Zukertort.

 

 

Im Amsterdamer Trunier 1889 belegte er den ersten Platz (vor dem jungen Emanuel Lasker) und wurde Zweiter in Breslau 1889 (hinter Siegbert Tarrasch).

Ein Freundschaftsturnier zwischen Amos Burn und John Owen

Auch nahm er  im Jahre 1895 an dem Turnier in Hastings teil, das stärkste Turnier zu jener Zeit, und erzielte den zwölften Rang mit 9 ½ Punkten aus 21.

 

Amos Burn der 2. von rechts stehend

 

Foto: 3.bp.blogspot.com
Sein wohl grösster Erfolg war der Sieg bei dem DSB-Kongress in Köln 1898,

bei dem er Rudolf Charousek, Mikhail Chigorin, Carl Schlechter, Janowski und David Steinitz hinter sich liess.

 

Internationales Turnier

 

 

Quelle: ChessBase-Datenbank / Helga und Hans Werner Luft

 

San Sebastian 1911. Amos Burn, im Hintergrund stehend, ist der erste von links.

 

 

Foto: 1.bp.blogspot.com

 

Nach der  Teilnahme an dem Turnier in Breslau im Jahre 1912, bei dem er nur den 12. Platz belegte, beendete er seine internationale Schachkarriere, weil seine Spielstärke erheblich nachliess. Allerdings war er damals schon 64 Jahre alt.

 

Foto: 1.bp.blogspot.com

 

Von 1913 bis zu seinem Tod schrieb er die Schachspalte in dem Magazin

„The Field".

 

Aber er bezeichnete sich nie als Berufsspieler.

 

Amos Burn starb in Hammersmith, London, am 25. November 1925.

Statistik und Daten:

Seine beste historische ELO-Zahl mit 2728 Punkten erreichte er im Oktober 1900.

Anzahl der Spiele in der Datenbank: 435

Zeitraum: 1866-1912

Nach ihm ist eine Variante der Französischen Verteidigung benannt, die nach  den Zügen 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4.Lg5 d5xe4 entsteht:

 



Eine 972 Seiten lange Biographie über Amos Burn in englischer Sprache wurde von Richard Foster veröffentlicht. Es ist einer der komplettesten Biographien und enthält auch alle bekannten Partien des Meisters Amos Burn,  entsprechend kommentiert:

 


Phrasen und Anekdoten über/von AMOS BURN:

 

Sein Spitzname war Bulldog oder "The Highwayman".

"Ich hatte nie die Gelegenheit, gegen einen völlig gesunden Gegner zu gewinnen."

Eines seiner letzten Bilder:

 

 

Foto: 1.bp.blogspot.com

 

********************

 

Quellen:Quilmes, Argentinien, Wikipedia.org

 

Sitges (Barcelona), im November 2011



 
 

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Freitag, 18. November 2011

Savielly Tartakower, etwas mehr als Schach

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 17.11.11



Copyright © 1999 Miriam Friedman Morris http://www.kb.nl/vak/schaak/portretten/friedmann/index-en.html Savielly Tartakower wurde in Rostov (Russland) am 21. Februar 1887 geboren. Er starb am 5. Februar 1956 in Paris (Frankreich). Wie viele seiner damaligen Zeitgenossen hatte Tartakower ein wahrhaftiges Wanderleben. Obwohl russischer Herkunft (sein Vater war Österreicher und seine Mutter Polin) zog es ihn nach Österreich-Ungarn, wo er bis zum Ende des Ersten Weltkrieges lebte.Nach dem Krieg emigrierte er nach Polen, wobei er die polnische Fahne als seine Eigene trug;  am Ende seiner Tage spielte er unter der französischen Flagge. Vier Nationalitäten während eines Lebens sind eigentlich zuviel, aber seinerzeit war es normal, von einem Land zum anderen zu fliehen aufgrund der verheerenden Kriege in Europa.Seine Kindheit verbrachte er in seiner Heimatstadt und musste mit 12 Jahren erleben, dass seine jüdischen Eltern bei einem Pogrom ermordet wurden. Später studierte er Rechtswissenschaften in Genf, um letztlich in Wien den Doktorgrad zu erwerben. 
Es war in jener Stadt, in der er anfing, sich dem königlichen Spiel zu widmen. In dem Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg war Wien das Mekka des Schachs. Dort trafen sich die besten Spieler Europas, und die viel versprechenden jungen Talente versuchten, eine Teilnahme an internationalen Turnieren zu erspielen. Einer von solchen Talenten war Savielly Tartakower, der den Vorteil eines so günstigen Umfeldes für die Verbesserung seiner Spielstärke sofort erkannte. 1906 gelang es dem 19jährigen, die deutsche Liga (in Nürnberg) bei 50 Teilnehmern zu gewinnen, ein Ergebnis, das ihm das Tor zu internationalen Turnieren weit aufstiess. Sein 3./4. Platz in dem Wiener Turnier von 1907 (sein erstes großes Turnier) war eine Überraschung. Damit wurde Tartakower bereits eine vielversprechende Zukunft vorausgesagt. Jedoch wurde diese kometenhafte  Entwicklung bei den nächsten Turnieren gebremst, weil er nicht die Leistungen erbrachte, die man von ihm erwartete.                                               Foto: jimpoz.com Erst nach dem Krieg zeigte Tartakower sein wahres Niveau und begann, im oberen Teil der Ranglisten zu erscheinen und auch einen brillanten Angriffsstil zu zeigen. Durch diese Form des Spiels gewann er viele Anhänger, die sich immer noch gern an die spektakulären Spiele der letzten romantischen Epoche erinnerten. Die Turnierwelt ist hart und unbarmherzig mit schwächeren Spielern. Savielly Tartakower konnte diese Erkenntnis in eigener Person erleben, aber nach und nach sammelte er die notwendigen Turnier-Erfahrungen, um schliesslich seinen Höhepunkt als Spieler zu erreichen. Foto: chessbase.de 

Ab  dem Jahre 1923 begann er regelmässig Turniere zu gewinnen, und wenn er nicht unbedingt den ersten Platz erzielte, befand er sich aber immer im oberen Bereich der Schlusstabelle. Diese guten Leistungen konnte er bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges bringen, aber danach liessen seine Kräfte doch erheblich nach.

Doch als großer Liebhaber des Schachspiels nahm er immer wieder an Turnieren teil und spielte bis ein Jahr vor seinem Ableben.

Nachstehend seine Ergebnisse:

 

ERGEBNISSE EINZELMATCHS


Tartakower war ein Pionier, nicht nur aufgrund seines Spielaufbaues und dessen Auffassung, sondern auch wegen der Art sich vorzubereiten.

Er entschloss sich, an so vielen Turnieren wie möglich teilzunehmen, d. h. er suchte nach der optimalen Form, in dem er so viele wie mögliche Turnierpartien spielte. Dies war ein Novum in jenen Tagen, da die grosse Anzahl der Meister eher in einem warmen Zuhause studierten und analysierten, wenn Neuerungen veröffentlicht wurden.

Solche dynamische Vorbereitung wurde später auch u.a. von Bronstein, Tal oder Stein übernommen.

Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte er in den Reihen der Freien Französichen Streitkräfte, vor allem in der Resistance, die sich gegen die Nazi-Besetzung Frankreichs wehrte. Er war unter dem Pseudonym "Lieutenant Cartier" bekannt und stand auch in London unter Befehl von Charles de Gaulle,

 

 

Foto: 75.125.242.10/images/ De_Gaulle-OWI.jpg

 

was ihn dazu brachte, mehrmals im Fallschirm hinter den feindlichen Linien abzuspringen.

 

Savielly Tartakower 1915 als Leutnant der österreichisch-ungarischen Armee mit Kriegsauszeichnungen.

 

Foto: chessbase.de

 

Es gab eine tiefe Verbundheit zu Charles de Gaulle, so dass der General ihm nach Beendigung des Krieges einen hohen Posten in seinem Kabinett anbot, den Tartakower aber mit der Begründung ablehnte:

„Ich bin Schachmeister, Schriftsteller und Journalist, aber kein Politiker."

 

Man kann mehr über die Geschichte des „Lieutenant Cartier"  in einem anderen Artikel in 'Chess attack' lesen.

Sein Beitrag zum Schach bestand nicht nur aus Teilnahme an Turnieren, sondern er schrieb mehrere Bücher, eine Broschüre zum Erlernen des Schachs, die von zigtausenden französischer Interessierten abonniert und später in deutscher Sprache gedruckt wurde.

 

 

Er machte sich auch als Chronist von Turnieren in Zeitschriften und Zeitungen einen Namen, so dass er bald als der beste Schach-Journalist des Jahrhunderts betrachtet und scherzhaft als "Weltmeister der Journalisten" bezeichnet wurde.

Tartakower leistete auch seinen Beitrag zur Theorie der Eröffnungen; u.a  wird ihm die katalanische Eröffnung zugeschrieben, nachdem er den Organisatoren des internationalen Schachturnieres in Barcelona 1929

Zum Vergrössern, bitte draufklicken.

Foto: javiastu.blogspot.com

 

 

versprach, eine entsprechende Eröffnung während des Wettbewerbes zu entwickeln. Darüber hinaus war er auch der ursprüngliche Schöpfer der Orang-Utan-Eröffnung (1.b4).

Tartakower spielte meistens nicht die in der damaligen Zeit üblichen Eröffnungen, so dass sein Eröffnungsrepertoire als schwächer angesehen wurde, sondern er untersuchte tiefe und neue Wege.

Aus diesem Grund kamen mehrere Eröffnungen wieder in Mode, die im 19. Jahrhundert gespielt wurden. Sein Stil war typisch für die hypermoderne Schule. Die Anhänger dieser Entwicklung wollten mit den klassischen Dogmen im Stellungsspiel brechen und ein lebhafteres Spiel verfolgen.

Obwohl sie nicht so kühn wie die Romantiker waren,  versuchten sie aber mit  brillanten Opfern die Partien abzuschliessen, so dass uns viele Kunstwerke geblieben sind. Tartakower ähnelte fast vollständig diesem Profil, beherrschte das Positionsspiel, aber immer wenn möglich, opferte er eine Figur.

Er war auch Schachlehrer großer Spieler (darunter Miguel Najdorf),

 

Foto: taringa.net

 

und sein liebenswürdiger Charakter brachte ihn dazu, einige junge talentierte Spieler  unter seine Fittiche zu nehmen, in dem er ihnen viele Strategien beibrachte, die man eigentlich erst nach einem Leben voller Erfahrungen erwerben konnte.

 

Dr. Savielly Tartakower und Paul Keres 1938

Foto: chessbase.de
Aber Savielly Tartakower hat sich nicht nur dem Schach gewidmet (daher auch der Titel dieses Artikels), sondern neben Schachbüchern auch Drehbücher für Filme geschrieben und Literatur russischer Poesie ins Deutsche und Französische übersetzt.

Richard Reti widmet in seinem berühmten Buch "Die Meister des Schachbretts" (1930) ein paar nette Worte seinem Freund Savielly Tartakower:

"Durch seinen Esprit, der sich gern in Aphorismen und Paradoxe äussert, macht er zunächst auf jedermann einen bestechenden Eindruck. Dann pflegt man kritisch ernüchtert zu werden, da man hinter all dem glänzenden Geistesgefunkel Oberflächlichkeit wittert. Aber schliesslich muss man erkennen, dass Tartalkowers schwer fassbares wahres Wesen, die reale Grundlage seiner Erfolge, doch in einer bewunderswerten Arbeitskraft besteht, in einem unermüdlichen Suchen nach Wahrheit, um den angeborenen und immer durchbrechenden Skeptizismus zu bekämpfen.

Dieser Zwiespalt ist die Ursache  seiner berühmten und berüchtigten Paradoxe."

Noch am Ende seiner Laufbahn behielt er weiter seinen romantischen Geist,  und er zauberte eine Partie auf das Brett, die für einen 68jährigen Spieler schon fast undenkbar ist, wobei er ein herrliches, genauestens analysiertes Turmopfer vollführt.

 

Foto: courtesy Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires

 

Hier die Partie zum Nachspielen:

 

http://www.ajedrezdeataque.com/04%20Articulos/31%20Tartakower/Molnar-Tartakower.htm

 

Tartakower vertrat Polen bei den Schacholympiaden 1930, 1931, 1933, 1935, 1937 und 1939, wobei er 1930 in Hamburg mit der polnischen Mannschaft Olympiasieger wurde. Zudem nahm er an den polnischen Landesmeisterschaften 1927, 1935 und 1937 teil.

Er wurde bei seinen beiden letzten Teilnahmen polnischer Meister.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges spielte er für die französische Nationalmannschaft bei der Schacholympiade 1950.

Im gleichen Jahr verlieh ihm der Weltschachbund FIDE den neu geschaffenen Grossmeistertiel in Würdigung seiner erfolgreichen Schachlaufbahn.

1953 gewann er in Paris die französiche Landesmeiterschaft.

 

Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2.719 im Januar 1921.

Wenig später, im März 1921, belegte er zeitweilig den dritten Platz auf der nachträglich berechneten Weltrangliste.

Er war für seine Aphorismen bekannt, die nach seinem Namen Tartakowerismen genannt werden, zum Beispiel:

 

* „Die Drohung ist stehts stärker als die Ausführung."

* „ Es ist immer besser, die Steine seines Gegners zu opfern."

* „ Die Fehler sind da, um gemacht zu werden."

* „Der vorletzte Fehler gewinnt."

 

 

 

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Quelle: Javier Fernandez Cordero

 

Nachstehend eine Abbildung seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof:

 

Cimétiére de Pantin, Paris -  22. Reihe am Rande der L'Allée des Frȇnes.

 

 

Courtesy Rob Bijpost, Holland

 

Sitges (Barcelona), im November 2011


 
 

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Montag, 14. November 2011

Arbeit oder Talent?

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 10.11.11

Auf Basis des Buches von John C. Maxwell, USA

 

 

Eine schachliche Interpretation von Alan Berrocal, Mexiko:



Versuchen Sie zu definieren,  was es bedeutet, Talent zu haben, und Sie werden feststellen, dass es nicht einfach ist. Es gibt wohl einen Satz, den ich aufschlussreich finde: „Talent ist etwas, dass mit Leichtigkeit ausgeführt wird, wobei sich andere schwertun." Zum Beispiel gibt es ein Kind, das ein natürliches Talent für die Mathematik hat, im Gegensatz zu dem einen oder anderen, dem jegliches Haushaltsgerät nicht widerstehen kann, egal wie sehr es auch beschädigt ist. Ist es gut, talentiert sein? Es scheint natürlich und logisch, ja zu sagen. Und es ist einleuchtend. Es scheint offensichtlich, aber muss nicht sein.                 Foto: freelibros.com  Francisco Umbral, eigentlich Francisco Pérez Martínez (* 11. Mai1932 in Madrid;† 28. August 2007 ebenda), war ein spanischer Kolumnist und einer der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller Spaniens.)   

sagte etwas, das widersprüchlich erscheint:

 

"Das Talent ist weitgehend eine Frage der Beharrlichkeit."

 

 

In den 50iger bis Anfang der 60iger Jahre war die Mehrheit von dem Schachtalent  des Meisters Michail Tal geblendet und mit seiner brillanten Spielweise entzauberte er alle, die sich ihm in den Weg stellten.

Auch schlug er 1960 den Weltmeister Michail Botwinnik, einen harten, ernsten und methodischen Gegner, über den ein Wirbelwind fegte. Millionen von Anhängern waren begeistert von dem Schachstil Tal's, einem Genie des Schachbrettes.

 

 

Foto: chessbase.de

 

Alle außer dem entthronten Meister Botwinnik, der sein Recht  auf das Revanchematch ein Jahr später geltend machte.

Die Nobelpreisträgerin für Literatur Doris Lessing (* 1919)

 

 

Foto: smh.com.au

 

sagte mir persönlich einmal etwas, das mir sehr gut gefiel:

 

„Es gibt keinen Mangel an Talent, sondern an Beharrlichkeit".

 

In Falle von Botwinnik mangelten Beharrlichkeit und Ausdauer keineswegs.

Schon einen Tag später, also nach der Niederlage gegen seinen Rivalen, fing er mit der Vorbereitung des Revanchekampfes an: Was waren seine Schwächen, was sind seine Stärken, bei welchen Zügen tat er sich schwer…..

Als beide Gegner wieder 1961 aufeinander trafen, wurde Michail Tal klar besiegt.

 

 

       Er wurde nie mehr Weltmeister. Nicht, dass er unvorbreitet in das neue Finale gegangen war, aber er erreichte nicht das Niveau der Arbeit und Ausdauer von Botwinnik.

Da sich langsam wieder ein neues Jahr nähert und üblicherweiser die Zeit kommt, neue Vorsätze zu fassen, würde ich den Talentierten einen Rat geben: sie sollten konstant, beharrlich und ausdauernd sein, denn zu viel Talent macht uns manchmal zu zuversichtlich.

 

Und für diejenigen, die beharrlich sind … Für sie erteile ich keinen Rat sondern darf nur gratulieren!

 

 

Perserverancia – Beharrlichkeit

 

gemalt von Elena Mihajlova

signiert von Judit Polgar

 

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Sitges (Barcelona), im November 2011


 
 

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Dienstag, 8. November 2011

Ein zum Mythos gewordenes Schachturnier: Hastings 1895 [3]

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 03.11.11

3. und letzter Teil:

 

Das Teilnehmerfeld des Turniers umfasste die stärksten Schachspieler der Welt jener Zeit.

Die folgenden 22 Meister wurden zugelassen: Albin, Pillsbury und Steinitz (USA), Pollock (Kanada), Bird, Blackburne, Burn, Gunsberg, Lasker, Mason, Teichmann, Tinsley (England), von Bardeleben, Mieses, Tarrasch, Walbrodt (Deutschland), Marco, Schlechter (Österreich), Vergani (Italien), Janowski (Frankreich), Schiffer, Tschigorin (Russland) gemäss des historischen Fotos, auf dem 18 Spieler zu sehen sind:


Sitzend: B. Vergani, W. Steinitz, M. Tschigorin, E. Lasker, H. Pillsbury, S. Tarrasch, J. Mieses, R. Teichmann,
Stehend: A. Albin, C. Schlechter, D. Janowski, G.Marco, J. Blackburne, G. Maroczy, E. Schiffers, I. Gunsberg, A. Burn, S. Tinsley

Foto: rogerpaige.webspace.com

 

Es ist schon früh darauf hingewiesen worden, dass in Hastings die alte auf die neue Generation traf.

Tatsächlich spricht einiges für diese Einschätzung.

Eine Reihe von Spielern machte erstmals in internationalen Turnieren auf sich aufmerksam. Lasker spielte sein erstes internationales Turnier ausserhalb Deutschlands und Schlechter, Teichmann und Janowski hatten gerade erst elf Monate vor auf dem DSB Kongress in Leipzig ihr internationales Debut gegeben.

 

Und der Überraschungssieger dieses Hastings-Turniers, Harry Pillsbury, war in Europa bis dahin ein gänzlich unbeschriebenes Blatt.

 

                          

Foto: kevinspraggett.blogspot.com

 

Diesen jungen Spielern stand die alte Garde bestehend aus Blackburne, Bird, Mason, Steinitz und Tschigorin gegenüber, die mit der Ausnahme von Tschigorin alle noch gegen den ersten (inoffiziellen) Weltmeister Adolf Anderssen aus Deutschland gespielt hatten.

 

Die hier wiedergegebene nationale Zuordnung der Spieler, welche ausweislich einer Meldung der "Deutschen Schachzeitung 1895"

 

 

und des Turnierbuches von Cheshire erfolgt, erscheint dabei durchaus bemerkenswert.

Die Meister Albin, Steinitz, Lasker, Teichmann, von Bardeleben, Tarrasch, Mieses, Walbrodt, Marco und Schlechter, das heisst zehn der 22 Spieler, waren dem deutschen Sprachraum zuzuordnen und Janowski war wohl ebenso Wahlfranzose aus Polen wie Gunsberg Wahlengländer aus Polen.

 

Insgesamt hatte das englische Organisationskomitee bei der zu bewerkstelligen Auswahl der Schachspieler eine glückliche Hand.

Lediglich die Nichtberücksichtigung von Winawer aus Polen und die aus "nationalen" Gründen erfolgte Zulassung des Italieners Vergani wurden kritisiert.

Schallopp hatte seine Anmeldung zurückgezogen, weil er aus beruflichen Gründen nicht drei Wochen lang fern von Berlin sein konnte und Winawer, so wird berichtet, wollte unter einem Pseudonym spielen. Das Turnierkomitee lehnte das jedoch ab.

 

Die holländische Schachhoffnung Norman Willem von Lennep, der auf dem neunten Kongress des DSB in Leipzig als Sieger des Haupturnieres die Meisterwürde errungen hatte, und der zeitweise Schriftführer des Niederländischen Schachbundes war, wurde als Reservespieler für den Fall eines Spielerausfalles nominiert. Er sollte jedoch nicht zum Zuge kommen, weil alle gemeldeten Spieler zum Kampfe antraten.

 

 

Foto: billpriceweb.com

 

Spielzeit war Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag

Jeweils zwischen 13.00 und 17.00 Uhr und 19.00 und 22.00 Uhr.

An den Donnerstagen wurden die Hängepartien gespielt.

Bedenkzeit war zwei Studen für die ersten 30 Züge und eine Stunde für jeweils fünfzehn Züge in der Folgezeit.

Die Spielzeit war damit nicht ganz so günstig gewählt, weil zu wenig Zeit für das Abendessen vorhanden war und es vorkam, dass die Spieler auf ihr Abendessen verzichten mussten.

Insbesondere der gutbeleibte Wiener Georg Marco beklagte sich, er kommen wie  als "geschlagenes Skelett" zurück.

 

Das Turnier erzielte weite mediale Aufmerksamkeit. Neben zahllosen englischen und deutschen Zeitungen waren die Reporter von vier holländischen und fünf französischen Tageszeitungen anwesend und berichteten täglich von dem Ringen der Schachmeister. Zuschauer aus Deutschland waren unter anderem Dr. Schmid aus Dresden, Minckwitz aus Leipzig und Bier aus Hamburg.

 

Am Montag, den 5. August 1895, begann die erste Runde des denkwürdigen Turniers. Zehn  der elf Partien wurden entschieden. Lediglich der jüngste Teilnehmer des Turniers, Carl Schlechter (1874-1918), remisierte gegen Pollock (1859-1896). Schlechter, gegen den zeitlebens schwer zu gewinnen war, erwarb sich bereits hier in Hastings den Namen eines "Remiskönig".

 

 

Staunton-Figuren Serie 1895

 

Tarrasch verlor in einer klar gewonnnen Stellung gegen Mason

wegen Zeitüberschreitung. Nach dem Bericht im Turnierbuch

wies Mason (damals gab es noch Ritterlichkeit und Fairness im Schach) seinen Gegenspieler Tarrasch ausdrücklich auf die drohende Zeitüberschreitung hin, jedoch reagierte Tarrasch nicht, weil er irrtümlich glaubte, bereits seinen dreissigsten Zug ausgeführt zu haben.

Er hatte seinen Namen anstelle seines ersten Zuges in die erste Zeile des Partieformulares geschrieben. Wahrlich ein misslicher Beginn für Tarrasch.

Doch es sollte noch schlimmer für ihn kommen.

 

Einen spannenden Erstrundenkampf lieferten sich auch Pillsbury und Tschigorin.

Hier sehen wir den klaren Kampf zwischen "alt" und "jung". Es wurde sogar  "die"  Partie zwischen den beiden besten Spielern des Turniers, wie wir am Schluss des Artikels  aus der Tabelle des Endstandes entnehmen können:

 

                      

Michael Tschigorin /  Harry Nelson Pillsbury

 

 

Tschigorin, Michael – Pillsbury, Harry Nelson [C30]


Hastings Hastings (England) (1), 1895

 

[Kommentiert von NM Hebert Pérez García  ]

1. e4 e5 2.f4 Lc5 [Pillsbury nimmt nicht das Königsgambit an, sondern er spielt ein solides System, was bis heute gültig ist.]

3. Sf3 d6

4. Lc4 Sc6 [Eine andere wichtige Variante ist 4...Sf6 5.Sc3 Sc6 6.d3 Lg4 7.Sa4 Lb6 8.Sxb6 axb6]

5. Sc3 [Man hat auch schon wie folgt gespielt: 5.c3 Sf6 6.d4 exd4 7.cxd4 Lb4+ 8.Ld2 Lxd2+ 9.Sbxd2 d5 10.exd5 Sxd5 11.De2+ Sce7 12.Lxd5 Dxd5 13.De5 usw.]

5…Sf6 6.d3 Lg4 7.h3 [oder 7.Sa4 Lb6 8.Sxb6 axb6 9.c3]

7…Lxf3 8.Dxf3 Sd4 9.Dg3! [Ein ausgezeichnetes positionelles Opfer.]

                               

                      

9…Sxc2+ [Eine interessante Alternative ist 9...De7 10.fxe5 dxe5 11.Kd1 0-0-0 12.Tf1 Thg8 13.Sd5 Dd6 14.c3 Se6 etc.]

10. Kd1 Sxa1 11.Dxg7 Kd7 [Vielleicht war genauer: 11...Tf8!?

12. fxe5 dxe5 13.Lg5 Le7 14.Tf1 Dd7 15.Lxf6 0-0-0, usw.]

12. fxe5 dxe5 13.Tf1 Le7 [besser war die Variante 13...Tg8!? 14. Dxf7+ De7 15.Le6+ Kd8 16.Txf6 Txg2]

14. Dxf7?! [Der richtige Zug ist 14.Lg5!]

14…Kc8 15.Lg5 [Man hätte auch 15.Lh6!? in Betracht ziehen können.]

15…Tf8 16.De6+ Kb8 17.Lh6 Te8 18.Dxe5 Sd7 19.Dh5 [ oder 19.Dd5 Sb6 20.Dxd8+ Txd8 21.Kc1 Sxc4 22.dxc4 a5 23.Kb1 Ta6 mit Vorteil für Schwarz.]

19…Sb6 20.Ld5 a6 [zweifellos war für Schwarz die stärkere Fortsetzung 20...a5! 21.Kc1 Sxd5-/+]

21. Kd2 Sxd5 22.Sxd5 Tg8

23. g4 Lb4+?! [Taktisch ist das eine falsche Entscheidung. Besser waren die Optionen 23...Tg6 24.Le3 Lg5=; oder 23...Lg5+ 24.Lxg5 Txg5 25.Dh6 Txd5! 26.exd5 (26.Tf8 Txd3+ 27.Ke2 Td2+! 28.Kf3 Ka7 29.Txd8 Taxd8 30.Dxh7 T8d7mit Vorteil für.) 26...Dxd5 =]

24. Sxb4 Dd4? [Ein schlimmer Fehler. Richtig war 24...Dd6!]

25. Sc2?! [Hier übersieht Tschigorin eine wichtige Variante, die zum Sieg geführt hätte. 25.Da5! Dxb2+ 26.Kd1! Db1+ 27.Ke2 Db2+ 28.Ld2+-]

25…Sxc2 26.Kxc2 Tg6 27.Ld2 Td6 28.Tf3 Da4+ 29.Kc1 Dxa2 30.Lc3 Tc6 [Vielleicht war die Fortsetzung sicherer: 30...Da1+ 31.Kd2 Dg1=]

31. Dxh7 b5 32.De7 [Ein guter Zug ist auch 32.Tf6!?]

32…Db3 [ In dieser Spielphase spielen beide etwas zögerlich. Besser wäre: 32...Kb7!?]

33. Kd2 a5?! [33...Kb7]  34.Tf5+/- [34.Df7!?] 34…Kb7 35.Tc5 [35.Dg5!] 35…Taa6 36.g5 Txc5

37. Dxc5 Tc6? [Dieser Fehler für mathematisch zum Verlust. Schwarz hätte 37...Td6 spielen sollen.]

38. Dd5+- Da4 39.g6 b4

40.g7! [Tschigorin führt die Partie überzeugend zu Ende.]

bxc3+ 41.bxc3 Da1 42. g8D Dxc3+ 43.Ke2 Dc2+ 44.Kf3 Dd1+ 45.Kg3 Dg1+ 46.Kh4 Df2+ 47.Kh5 Df3+ 48.Dg4 Df6 49.Dgf5 Dh6+ 50.Kg4 Dg7+ 51.Dg5 und Schwarz gibt auf: 1-0

                                

 

 

Endstellung:

 

 

Zum Nachspielen: http://tabladeflandes.com/visor_global/Chigorin_Pillsbury_1895.html

 

Die jungen Schachmeister und Schüler von Steinitz, wie Lasker, Tarrasch und Pillsbury hatten sich ihren Platz erobert.

 

Hastings 1895 markierte endgültig das Ende britischer Vorherrschaft im Schach.

 

 

Endstand:

 

 

 Zur Vergrösserung bitte draufklicken. 

 

Der in Hastings sozusagen aus dem Nichts erschiene Pillsbury konnte diesen Erfolg nie wiederholen, wenngleich er danach noch gute Ergebnisse erzielte.

Er starb 1906 früh im Alter von nur 33 Jahren wahrscheinlich an den neurologischen Komplikationen einer Geschlechtskrankheit.

 

Nachstehend sein Grab mit Gedenkplatte auf dem

Laurel Hill Cemetery Reading

Middlesex County Massachusetts, USA  

 

                             

Foto: hastingschess.org.uk

 

 

****************

Hier noch der link zu dem Turnierbuch:

http://www.chessville.com/downloads/ebooks.htm#Hastings1895

Quelle: Harald E. Balló

Sitges (Barcelona), im November 2011


 
 

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