Schach Praline Pos1

Schach Praline Pos1
Kann Weiß gewinnen ???

Freitag, 28. September 2012

Pula Chess Tactic

 
 

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via Susan Polgar Chess Daily News and Information von Susan Polgar am 27.09.12

White to move. How should white proceed?

Source: ChessToday.net
Chess Daily News from Susan Polgar

 
 

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Wie hart ist das Leben – 1. Teil

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 27.09.12

Ludek Pachman(n)

* 1924   + 2003

 

Foto: chessgames.com

 

von Javier Cordero Fernández

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Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Dies ist die positive Schlussfolgerung nach einem schweren Erlebnis… obwohl es natürlich besser ist, eine solche Erfahrung nicht zu machen. So musste Ludek Pachman denken, dessen Art der Betrachtung und das Verständnis der Welt sich radikal  in den späten 60er Jahren veränderte.

Ludek Pachmans Geschichte verwebt ständig Schach und Politik, ein Aspekt, der der Auslöser für die harten Zeiten in seinem Leben war.

 

Er lernte das Schach als Kind kennen. Laut seinen eigenen Worten spielte er das erste Mal, als er auf einem Töpfchen sass.

Anfangs zeigte er nicht viel Aufmerksamkeit

 

für Läufer                        und                                         Springer,

 

 

 

weil er mehr in Richtung Musik neigte, besonders für das Klavier, aber seine Eltern merkten bald, dass er nicht übermäßig talentiert war.

Die echte  Schachleidenschaft entwickelte er im Alter von 15 Jahren und  dann besonders stark. Ludek hatte nur noch Augen für das Schach, Schachliteratur durchzuarbeiten und regelmäßig in den Heimatverein zu gehen.

Die ersten Anzeichen von Talent machten sich nach ein paar Monaten bemerkbar. Pachman spielte während den Schulstunden mit einem Freund, bis der Lehrer darauf aufmerksam wurde und die Schüler jeweils in die eine und die andere Ecke der Klasse schickte. Den Jungs machte es aber nichts aus , dass der Lehrer zornig war und setzten das Spiel fort. Ludeks Freund mit dem Brett und den Figuren auf dem Schultisch und Pachman, vom anderen Ende der Klasse, spielte blind weiter. Das war schon beachtenswert, wenn man bedenkt, dass er gerade erst anfangen hatte, sich ernsthaft mit Schach zu beschäftigen.

Zwei Jahre später gewann er den Meistertitel, in einem wahrhaft kometenhaften Aufstieg.

Doch gerade ab jener Zeit begann seine Geschichte hoffnunglos schief zu laufen.

Foto: wikipedia.org

 

Die Tschechoslowakei wurde von den Nazis überfallen, und das Land teilte sich  in zwei Richtungen:  diejenigen, die dagegen waren und diejenigen, die  sich passiv der Besetzung gegenüber verhielten.

 

Pachman war einer der ersten, der sich gegen die Besetzung stemmte und in mehreren Fällen bei Maßnahmen gegen die Deutschen beteiligt, aber er wurde entdeckt und für ein paar Monate ins Gefängnis gesteckt.

Schach begleitete ihn auch während seiner Gefangenschaft, und da er keinen Spielpartner hatte, widmete er sich der Komposition von künstlerischen Studien, von denen einige später veröffentlicht wurden.

 

Pachman,Ludek  Schachkomposition, 1941 [MN Hebert Pérez García]

 

Weiss zieht und gewinnt:

 

Lösung:  1. Sd3! Lh4 [1...Lg3? 2. Tg2 +-] 2.Tg2! Lh7 [2...Ld5 3.Sb4+ Kc5 4.Th2 Lf6 5.Th5 +-; 2...Le6 3.Tg6 +-; 2...Lc4 3.Se5+ Kd5 4.Sxc4 Kxc4 5.Tg4+ +-] 3.Sb4+ Kd6 4.Th2 +- 1-0

 

 

Es waren schwierige Zeiten für die Tschechoslowakei, in jeder Ecke lauerte ein  SS-Spion, und niemand war sich seines Lebens mehr sicher. Die Tschechen kämpften gegen die Besatzung „auf dem Papier" und riefen die Menschen auf sich zu wehren, um der Welt sagen, was dort geschah.

Nach dem Krieg trat Pachman der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei bei,

 

 

wurde ein sehr aktives Mitglied und immer mehr durch seine Reden und Ideen bekannt. Er arbeitete sogar innerhalb der Struktur der Partei, vorzugsweise in der Abteilung für Sport.

 

Diese Aufgaben verband er mit seiner Karriere auf dem Schachbrett und hatte seine Blütezeit in den 50iger Jahren, wo Pachman viele Erfolge erzielte und die Säule des tschechischen Schachs wurde.

 

Pachman war einer der stärksten Spieler der Welt und zu aller Arten von internationalen Turnieren eingeladen. Er pflegte ausgezeichnete Beziehungen mit den sowjetischen Spielern und sogar zu Kuba, wobei Fidel Castro ihn beauftragte, ein Buch über die Schacholympiade von Havanna zu schreiben.

 

 

Hier mit Fidel Castro 1966

 

Foto: chessbase.com

 

Während dieser Zeit veröffentlichte Pachman zahlreiche Schachbücher, immer mit einem geschliffenen Stil und mit einem ausgeprägten Sinn für Humor, so dass seine Schriften ein hohes Ansehen genossen.

Nachstehend einige Beispiele:

 

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Die Jahre vergingen und Pachman hatte weiterhin schachlichen Erfolg, wie z.B. der erste Platz bei dem Meisterturnieren in Sarajewo und Graz (1961) und der Sieg bei der tschechischen Meisterschaft.

 

Aber seine Lebensgeschichte wurde durch ein Erlebnis geprägt, als sich im Jahr 1968 der „Prager Frühling" ereignete.

 

Fortsetzung folgt!

 

Quelle: www.ajedrezdeataque.es

 

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Sitges (Barcelona), im September 2012


 
 

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Montag, 24. September 2012

Ein Springer am Rand……..

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 20.09.12

                                     

 

 

Gemalt von Elke Rehder

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 von NM Hebert Pérez García aus Holland     

 

 

 

Zu seiner Zeit beurteilte Dr. Siegbert Tarrasch

 

 

Copyright © 1999 Miriam Friedman Morris

http://www.kb.nl/vak/schaak/portretten/friedmann/portretten-en.html

mit aller Strenge eventuelle Ausflüge der Springer an den Brettrand.

Wenn man diese Eindringlichkeit bewertet, wirkt diese Auffassung wie ein Dogma.

Gerade deswegen hat dieser bemerkenswerte Meister hier ein gesundes und allgemeines Fundament errichtet.

Der argentinische Grossmeister, Héctor Rossetto,

 

 

 

sagte mir bei der Analyse einer Partie, bei der die Figuren nicht gut standen:

"Diese schlechten Positionen enthalten den Keim der Niederlage."

 Diese aufgezeichnete Parallele stimmt vollkommen mit der Aussage von

Dr. Tarrasch überein.

 

Es ist schon merkwürdig, dass ein meisterhafte Zeitgenosse wie Dr. Ossip Bernstein unerklärlicherweise den Fehler begeht, einen seiner Springer fatalerweise so "ausser Kraft"  bei einem wichtigen sportlichen Turnier zu stellen.

 

Die nachstehende Partie ist ein lehrhaftes Beispiel, das bis heute gilt.

                                                                                                                                                       

                         

 

Foto: Rogerpaiges.com                               Foto: p4r.org.ar

 

1. d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.Lf4 Lg7

4. Sc3 [Diese Variante kommt mir wieder in Erinnerung anl. der klassischen Partie zwischen Capablanca und Yates1924 inNew York. Trotz des Sieges des damaligen Weltmeisters, ist es doch eine wenig bedächtige Fortsetzung und stellte deswegen für Schwarz kaum ein Problem dar.]

                                                          

 

 

4…d5 5.e3 0-0 6.Le2 c6 [Eine spielbare Variante, aber passiv. Interessanter ist 6...c5!? 7.Se5 Sc6 8.0-0 cxd4 9.exd4 Db6 10.Sxc6 Dxc6 (10...bxc6 11.Sa4 Da5 12.c3 Sd7 13.b4 Dd8) 11.Le5 Lf5 etc]

7.h3 [7.0-0!?] 7…Sbd7 8.0-0 b6 9.Se5 [Besser ist die Option 9.Dd2 Lb7 10.Tfd1+/=]

9…Lb7 [Schwarz konnte schon mit 9...Sxe5= 10.Lxe5 Se4 11.Sxe4 Lxe5 12.dxe5 dxe4= ausgleichen. ]

10. Lf3 Tc8 [Genauer ist: 10...Sxe5!? 11.Lxe5 Se8]

11. a4 Sxe5 12.Lxe5 Sd7 13.Lxg7 Kxg7

14. e4?! [Besser waren die Varianten 14.a5+/=; 14.Dd2+/=]

14…dxe4 15.Lxe4 f5 16.Lf3 e5=

17. dxe5?! [ Wahrscheinlich aus grossem Respekt bekannten Gegner, vermied Letelier einige positionelle Fehleinschätzungen wie in diesem Fall zu kritisieren. Letelier kommentierte diese Partie in der Schachzeitschrift "Ajedrez" des Sopena-Verlages in Argentinien. Hier war 17.a5 angesagt. Das Nehmen auf "e5" begünstigt ganz klar die schwarzen Steine.]

17…Sxe5=/+ 18.a5 [18.Le2!?] 18…b5 [Letelier versah diesen Textzug mit einem Ausrufungszeichen. Unserer Meinung nach ist 18...Dc7!?=/+ der beste Zug für Schwarz.]

19. De2?! [Ein weiterer folgenreicher Fehler. Besser waren die Varianten 19.Te1 oder 19.a6]

19…Dc7 20.De3 b4! 21. Sa4? [Ein schrecklicher positioneller Fehler  von Dr.Ossip Bernstein. Zweifellos hätte sich Dr.Tarrasch fürchterlich aufregt, wenn er diese Partie hätte miterleben dürfen. Richtig war, mit 21. Se2 fortzusetzen, wie der Meister René Letelier angab.]

 

 

21…Sxf3+ 22.Dxf3 c5-/+ 23.De3 Tfe8 24.Dc1 [24.Db3]

24…Te2! [ Mit einem ausgezeichneten positonellen Verständnis von Letelier, der brillante Sieger dieses historischen Schachereignis von Montevideo, wobei er die Partie ohne weitere Atempausen beendet.]

 

                                                      

 

                                             

25. Te1 Dc6 26.Dg5 Tce8 27.Txe2 Txe2 28.f3 [ Weiss ist schon wehrlos. Auch rettet der Verteidungsversuch 28.Dg3 wegen 28…f4 29.Dg4 Te5 30.a6 La8 31.Td1 Tf5 32.b3 h5 33.Df3 Dxf3 34.gxf3 Lxf3-+ nicht mehr]

28…Dd6 29.Tf1 Lc6 30.b3 h6

31. Dh4 Lxa4-+ [Sofort gewann: 31...g5-+ 32.Dc4 Dd2-+]

32. bxa4 Txc2 [32...g5-+] 33.De1 b3 34.Tf2 Txf2 [34...Kf6!?] 35. Kxf2 b2 36.h4 Kf6! 37. h5 Dd4+ und Weiss gibt auf: 0-1

 

 

Endstellung

 

                                                      

 

Zum Nachspielen:

Montevideo, Torneo Internacional de la Unesco (ronda 11), 1954,  

 

Die Teilnehmer

 

                                                

Stehend: Juan B. Silva, Martin Irisarri (fiscais). Juan Francisco Olivera (URU), Miguel Najdorf (ARG),
Nelson Barreiro (Secretario da Federacion Uruguaya), Eduardo Salomon (PAR), Luis A. Gulla (arbitro), Jose Luis Alvarez (URU),  Walter Estrada (URU),  Cipriano Herrera (arbitro),  Hector Corral (URU) Jose Munoz (URU).

Sitzend : Rene Letelier (CHI), Lorenzo Bauza (URU), Bengt Hoerberg (SWE),
Ronald Cantero (PAR),  Octavio Trompowsky (BRA),  Julio Salas Romo (CHI), Ossip Bernstein (FRA), Roman Toran (ESP) e Flavio de Carvalho Junior (BRA).

                         Foto: Hector Silva Nazarri                          

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 Sitges (Barcelona), im September 2012


 
 

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Mittwoch, 19. September 2012

Fischer Chess Trivia Photo - Identify Place, Lady, Baby in Fischer's Lap!

 
 

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via CHESS NEWS BLOG: chessblog.com von Chess Blog Admin am 19.09.12

Chess blog for latest chess news and chess trivia (c) Alexandra Kosteniuk, 2012

Hi everyone,

Former world chess champion was photographed by LIFE Magazine in 1962. Here is one of the lovely photos. Can you identify the place, the lady sitting next to Fischer and the baby in Fischer's lap? Check back on Monday to see the answer. Meanwhile, happy chess hunting.






From Alexandra Kosteniuk's
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Also see her personal blog at
www.chessqueen.com
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Endgame improvement

 
 

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via Susan Polgar Chess Daily News and Information von Polgar Chess am 19.09.12


Black to move and draw.

Source: ChessToday.net
Chess daily news from Susan Polgar

 
 

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Freitag, 14. September 2012

20 Jahre ohne Mikhail Tal

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 13.09.12

Foto: chessdom.com

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von Javier Cordero Fernández

 

Am 28. Juni 1992 schied Mikhail Tal aus diesem Leben und an diesem Tag  verlor das Schach seine noch verbliebende Magie.

Es wird sehr schwierig sein, dass sich unser Schachleben jemals davon erholen wird.

Nur zwei Monate vorher nahm Mikhail Tal noch an einem Turnier in Barcelona teil, bei dem er wiederum ein Beispiel seiner unerschöpflichen Klasse mit seiner Partie gegen Joel Lautier zeigte:

 

MIKHAIL TAL vs. JOEL LAUTIER BARCELONA 1992

 

 

kommentiert von por MN Hebert Pérez García 

 

Tal Mikhail – Lautier Joel:

 

                                                                                    

Foto: chess.com                                         Foto: chessbase.de

 

 

                                                                                       

1. d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b5!?

[Spassky pflegte diese scharfe Variante zu spielen, die sicher der junge Lautier auf seine Empfehlung übernommen hatte. Der ehemalige Weltmeister war sein Trainer. ]

4. Lg2 Lb7 5.0-0 c5

6. Lg5 Db6 [ Eine wichtige Alternative ist 6...cxd4 7.Sxd4 Lxg2 8.Kxg2 a6]

7. a4 [Auch war spielbar: 7.Lxf6 gxf6 8.c3 etc.]

7…a6 [Der aktive Zug 7...Sc6!? sollte auch beachtet werden.]

8. Sc3 Se4 9.Sxe4 Lxe4 10.axb5 Dxb5 11.Dd2 f6 12.Lf4 Db7

13. c4!? [Tal geht den vielversprechenden Weg zu einem Figurenopfer.]

                                   

             

13…cxd4

 

                         

 

14. Dxd4 e5 [ Es gibt nichts Besseres, als die Herausforderung anzunehmen.]

15. Lxe5!? fxe5 16.Dxe5+ Le7

17. Sd4 [Sehr stark war auch die taktische Variante 17.Ta3! d5 18.Dxg7 Tf8 19.cxd5 und Weiss steht klar besser.]

17…Lxg2 18. Sf5 Db4 19.Kxg2 Sc6 20.Dxg7 0-0-0 21.Txa6 Db7

 

                                                             

                                                    

22. Tfa1 Sb4+ [Vielleicht war die Verteidung 22...Lc5! 23.Kg1 Thf8 etc. vorzuziehen.]

23. Kg1 Sxa6 24.Dxe7 Db6 25.Da3 Thf8 26.Sd6+ Kc7

27. Dxa6 Ta8 [Besser scheint 27...Dxf2+ 28.Kh1 Db6 29.Sb5+ Kc6 30.Da3 mit Vorteil für Weiss.]

28. Dxb6+ Kxb6 29.Td1 Ta2 30.Td2 Kc6 31.f3 [oder auch 31.f4]

31…Tfa8 32.Sb5 T8a4 [Hier konnte man auch spielen 32...Kc5!? 33.Sc3 Ta1+ 34.Kf2 Td8 35.b3, aber Weiss behält einen positionellen Vorteil.]

33. Tc2?! [Eine zweifelhafter Zug. Uns scheint geeigneter, wie folgt fortzusetzen: 33.Td6+!? Kc5 34.b3 Ta6 35.Td5+ Kb4 36.Sd4]

33…Kc5 [Solider ist 33...Tb4!? 34.Sc3 Taxb2 35.Sd5 Tb8 etc.]

34. Sc3 Ta1+ 35.Kf2 Txc4 [35...Tb4!?]

36. Td2 [Eine ausgezeichnete Möglichkeit war auch 36.b3! Td4 37.Ke3!]

36…Ta7 37.e4 Kc6 [Hartnäckig ist die Alternative 37...Tb7!?]

38. Ke3 [Der unternehmerische Zug 38.e5! war hier wohl vorzuziehen.]

38…Tb7 [38...Tb4] 39.Tc2 [39.e5]

39…d6 40.Kd3 Tc5 41. f4 Tb4 [41...Kd7!?]

42. g4 Kd7 43.g5 Ke6 44.h4 d5!? [In Zeitnot versucht Schwarz, ein Gegenspiel aufzuziehen.]

45. Sxd5 Txc2 46.Sxb4 Txb2

47. Sc2?! [Sicher würde folgende Fortsetzung die Partie entscheiden: 47.Sd5!  und wenn Th2 48.f5+ Kf7 49.e5 Txh4 50.e6+ Kf8 51.f6 Th1 52.Sc7 Te1 53.e7+ Txe7 54.fxe7+ Kxe7 55.Sd5+ Kf7 56.Sf4 mit gewinnbringendem Vorteil für Weiss.]

47…Tb3+ 48.Kc4 Th3 49.Sd4+ Kf7 50.f5 Txh4 51.Kd5 Tg4 52.Sf3 Tg3 53.Se5+ Kg8?! [Hier war 53...Ke8! zu spielen.]

54. f6 Txg5? [Verliert sofort, vielleicht gab 54...Te3 noch einen stärkeren Widerstand.]

55.Ke6 +- [Jetzt setzt sich Tal mit Leichtigkeit durch!]

5…Tg1 56.f7+ Kg7 57.Sd7 Tf1 58.f8D+ Txf8 59.Sxf8 h6 60.Sd7 h5 61.Se5 h4

62. Sf3 und Schwarz gibt auf. 1-0

Schlussstellung:        

 

      

Eine wunderbare Partie von Mikhail Tal, in der seine schöpferische Kunst nicht vermuten liess, dass er sich bereits am Ende seiner brillanten Schachlaufbahn aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes befand.

 

 

 

Zum Nachspielen:

 

Tal vs Lautier    1-0      62         1992           It          A46        Queen's Pawn Game

 

Tal verließ diese Welt viel zu früh mit nur 56 Jahren, aber er hat jede Minute intensiv gelebt und sein Leben so genossen, wie er es für richtig hielt, wobei er die ihm von der Gesellschaft vorgegebenen Wege ausser Acht liess.
Mikhail Tal war ein besonderer Spieler am und abseits vom Schachbrett.

Er liebte von ganzem Herzen das Schach, dem er sich mit Hingabe und Freude widmete.

 

Seinen Beruf genoss er so wie Wenige, eine Tatsache, die in jedem Turnier offensichtlich war.

Er war immer der Erste, der den Turniersaal betrat und während er eine Partie spielte, stand er in den Zug-Pausen auf und wanderte durch die Reihen, um sich die jeweiligen Stellungen an den verschiedenen Tischen anzusehen, so als ob er nicht mit seinem eigenen Spiel genug zu tun gehabt  hätte.

 

Darüber hinaus erschien er immer im Spielsaal an den Tagen, wenn Hängepartien fortgesetzt wurden, obwohl er im Grunde eine Ruhepause hätte einlegen können.

 

In Erinnerung bleiben uns noch seine Blitzpartien, bei denen er nur eine Minute Bedenkzeit forderte, während seine Gegner 5 Minuten Zeit hatten… und fast immer gewann er.

Gern wird als Beispiel zitiert, das sich in einer Pause bei der Schacholympiade im Jahre 1960 ereignete und wo er Bobby Fischer mit 4 – 1 besiegte, der sich danach vollkommen benommen vom Tisch entfernte.

Dasselbe Ergebnis (1 Minute gegen 5 Minuten) wiederholte er gegen Miguel Najdorf, der aus dem Staunen nicht wieder herauskam.

 

 

Foto:  chessbase.com                                 Foto: academicchess.org

 

Tals Spielweise schuf immer „stürmisches Wetter" auf dem Brett, wodurch er zum Publikumsliebling wurde. Die Schachfreunde hielten ihn sogar auf der Straße an, um mit ihm zu sprechen.

 

Wenn er in der Öffentlichkeit auftrat, wurde er liebenswürdig empfangen; auch, wenn der Sieg ihm nicht zulächelte, war er der meist verlangte Spieler. Seine bereitwillige Zugänglichkeit für die Schachamateure trug wesentlich zu seinem weltweiten Ruhm bei, aber sein Kampfgeist und der ständige Wunsch dem Publikum zu gefallen, waren die Grundlage, mit der er seine Legende schmiedete.


Seine einzigartige Spielweise ermöglichte ihm ein große Parzelle auf dem Olymp der größten Schachspieler.

 

Er war keinem Spieler aus der Vergangenheit gleichzusetzen, und niemand hat es geschafft, ihn in seinem Stil bisher nachzuahmen. Sein Spiel lag jenseits der Logik und machte nur einen Sinn in seinem Geist mit Zügen, die die gegnerischen Stellungen in ein Chaos verwandelten, denen kaum einer folgen konnte. Sein Vermächtnis an Partien ist fast unendlich, ein absoluter Schatz für die Kunst des taktischen Schachs.

 

Deshalb verdient er es, dass wir uns nach 20 Jahren wieder an ihn erinnern und seinen frühen Tod beklagen.

 

Bild: timmybx.com

 
Das Ende der Geschichte des „Zauberers von Riga" gestaltete sich sehr traurig. Mikhail Tal war berufen, mit der Auswahl von Lettland bei der Olympiade in Manila teilzunehmen.

(Nur ein Jahr zuvor hatte Lettland die Unabhängigkeit erlangt.)

Aber unerwarteter Weise musste er wieder in die Klinik eingeliefert wegen einer neuen Nierenoperation, wonach sich sein Zustand noch verschlechterte. Somit konnte er nicht seine Mannschaft begleiten.

 

Seine Nieren-Probleme, die schon in seiner Jugend begannen, waren nicht vereinbar mit seinem Lebensstil, und die Ärzte hatten ihn schon lange vorher gewarnt: „Wenn Sie weiter in der Art und Weise diesen Raubbau mit Ihrer Gesundheit treiben, indem Sie so viel trinken und rauchen, sind ihre Tage gezählt."

 

Tal verstand seine Lebensweise auf eine andere Art und dachte, dass ein Leben mit Verboten „nicht lebenswert" sei, so dass er ungehindert sein strapaziöses Leben fortsetzte, indem er weiter rauchte, trank und ganze Nächte lang zwischen Schach und Literatur (seine andere Leidenschaft) verbrachte.

Misha starb in einem Moskauer Krankenhaus. Auf dem Tisch in seinem Krankenzimmer konnte man die während der Olympiade in Manila gespielten Partien sehen, verschiedene Schachzeitschriften, Schachbücher und ein Schachbrett mit den Figuren… Schach war immer bei ihm bis zum letzten Atemzug.

 

Hunderte von Schachfans eilten zum Krankenhaus, als sie von der Todesnachricht erfuhren, weil sie annahmen, dass diese  Nachricht  nicht wahr sein konnte, wie es schon in der Vergangenheit vorgekommen war. Doch dieses Mal war die Nachricht zutreffend, und es blieben nur noch Tränen.

 

Nie hat das Ableben eines Schachspieler so viele Menschen traurig gemacht. Mikhail Tal wurde in Riga, seiner geliebten Heimatstadt, von Tausenden seiner Anhängern begleitet, als er bestattet wurde.

 

Public domain

 

 

Alexander Koblenz, sein Trainer während seiner schachlichen Karriere und 20 Jahre älter, weinte so bitterlich auf der Beerdigung, so dass auch bei den anderen Trauergästen aus aller Welt kein Auge trocken blieb.

 

Sein Trainer starb dann ein Jahr später.

 

 

Aber ein Schachspieler verlässt uns nie ganz, seine Partien werden immer bei uns sein und sind aufgezeichnet, um an sein Talent zu erinnern … und im Falle von Misha Tal gab es viele……..

 

 

Ehrendenkmal im Vermanes Park von Riga

 

Foto: philoe.demon.co.uk.

 

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Quelle: ajedrezdeataque.es 

Sitges (Barcelona), im September 2012


 
 

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Donnerstag, 13. September 2012

Interview mit Alexander Morozevich vor der Olympiade

 
 

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via SCHACH - TICKER von admin am 10.09.12

10. September 2012
Einer der stärksten Großmeister der Welt, Alexander Morozevich der Sieger des Moskauer Blitz Championship, beantwortete die Fragen der Moskauer Chess Federation, vertreten durch den Website-Editor Eldar Muhametov.

 

Muhametov: Alexander, meine Glückwünsche zu Ihrem Sieg. Welche Eindrücke haben Sie von der Meisterschaft?

Morozevich: Zunächst einmal ist dieses Turnier wie Urlaub (oder ein Feiertag) für mich. Unabhängig vom Endergebnis und den Höhen und Tiefen in einigen Spielen. Deshalb war es meine Hauptaufgabe gute Stimmung zu erzeugen für mich und alle, die trotz des Wetters gekommen sind um die Spiele zu sehen. Ich hoffe, dass wir unser Bestes getan haben, um ihre Erwartungen zu erfüllen. (Es wurde im Innenhof der „Strelka" Architekturhochschule gespielt)

Muhametov: Haben die Organisatoren ihre Aufgabe gut gemacht, eine Urlaubsstimmung zu erzeugen? Wir konnten das Wetter leider nicht kontrollieren.

Morozevich: Als älterer Mensch lasse ich mir meine Festtagsstimmung nicht von schlechtem Wetter kaputt machen. Zusätzlich retteten mich die Maßnahmen, die ich gegen Kälte und Feuchtigkeit ergriffen habe, durch das Turnier. Trotzdem denke ich, dass wir ein solches Experiment nicht wiederholen sollten. Ich bin nicht sicher, dass alle Teilnehmer noch bei guter Gesundheit sind. Moskau ist keine südliche Stadt, hat es ein wechselhaftes Klima, weshalb man einen alternativen Austragungsort für das Turnier bei allen Wetterbedingungen finden sollte.

Muhametov: Alle Schach Medien, insbesondere Internationale berichten über die triumphale Rückkehr von Morozevich. Nachdem dem Ausstieg aus dem Biel Turnier und der Absage der Schacholympiade, war man beunruhigt über Ihre Gesundheit. Kann man sagen, dass jetzt alles in Ordnung ist?

Morozevich: Wenn Sie viele verschiedene Schach-Artikel zu lesen, könnten Sie ein seltsames Bild von mir haben: Morozevich steigt irgendwo aus und kommt dann wieder zurück. Ein Trottel. In der Tat ist alles viel einfacher: In Biel verließ ich das Turnier aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme. Nach meiner Rückkehr nach Moskau war ich 2 Wochen in einer Rehabilitationsklinik und mein Zustand stabilisierte sich. Die Art Ausscheidens aus dem Turnier hat mich nicht glücklich gemacht, aber das kann passieren.

Über die Olympiade sprachen wir mit unserem Trainer Yuri Dohoyan und kamen zu dem Schluss, dass wir kein Risiko eingehensollten, denn niemand wusste wie lange die Reha dauern würde. Wir haben nicht über Erholung gesprochen sondern darüber, wieder in eine optimale Verfassung zu kommen. Wir haben eine Menge von verdienten Spielern und so hoffe ich, dass unsere Jungs ihr Bestes geben und die Goldmedaille gewinnen.

Muhametov: Ich bin sicher, Sie verfolgen die Leistung der Russen in Istanbul. Können Sie die Spiele kommentieren?

Morozevich: Ich schaue die Spiele der Herren-Mannschaft. Sie spielen gut, wenn sie die Kontrolle und Anspannung bis zum Ende halten und das Glück auf unserer Seite ist, können sie gewinnen.

Muhametov: Zurück zum Turnier. War es leicht für Sie?

Morozevich: Nun, was soll ich sagen. Ich bin ein bisschen untrainiert, hatte einige grobe Schnitzer bei meinen Zügen, aber ich schaffte es, mich zu reorganisieren und weiter zu spielen als sei nichts passiert. Vielleicht war das mein Hauptvorteil.

Muhametov: Mögen Sie Blitzen im Allgemeinen? Unterstützen Sie, dass die FIDE begonnen hat, Ranglisten für Blitzturniere zu erstellen?

Morozevich: Im Allgemeinen unterstütze ich das. Es ist schwierig zu sagen ob es richtig ist die alten Berechnungsmethoden zu benutzen, aber ich denke, es ist sinnvoll, Blitz, Schnell und Blindsschach in separate Kategorien zu berechnen.

Muhametov: Es ist Ihr sechster Sieg in Folge. Nur Mikhail Tal hatte mehr Siege (10)

Morozevich: Ich glaube Sie haben Recht: 2000, 2004, 2005, 2008, 2010, 2012. Ich scheine gefährlicher zu sein in geraden Jahren.

Muhametov: Haben Sie es geschafft, gegen den Roboter zu spielen?

Morozevich: Ich war voll und ganz mit meinem Turnier und der sozialen Kommunikation beschäftigt. Von dem Roboter habe ich erst am nächsten Tag aus dem Bericht erfahren.

Muhametov: Sergey Karjakin hat einen Sponsor, Carlsen sogar einige…  Soweit ich verstehe, hilft das, ein großes Trainer Team zu unterhalten. Kann man die World Chess Championship Titel ohne diese Art der finanziellen Unterstützung gewinnen?

Morozevich: Der Titelsponsor garantiert nicht immer starkes Team, aber in der Regel ist die Zeit der Individualisten vorbei. Jeder Spieler braucht ein gutes Team, wenn er gewinnen will.

Muhametov: Haben Sie noch immer Ambitionen, der stärkste Schachspieler der Welt zu sein?

Morozevich: Ich habe noch immer Ambitionen, so gut wie möglich zu spielen und mich daneben in verschiedenen Lebensbereichen weiter zu entwickeln. Wie viel würde ein Titel kosten, wenn Gesundheit oder Glück betroffen wären? Es ist nicht leicht, diese beiden Bereiche zu kombinieren, aber jeder muss hier seinen eigenen Weg finden.

Muhametov: Wie sehen ihre Pläne für die nahe Zukunft aus?

Morozevich: Mein nächstes Turnier ist im Oktober – die European Club Championship in Israel. Dann, lasset uns beten, der FIDE Grand Prix in Taschkent ist in der zweiten Novemberhälfte.

Muhametov: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview veröffentlichte Chessdom in Englisch.


 
 

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Quickie Trieste Tactic

 
 

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via Susan Polgar Chess Daily News and Information von Polgar Chess am 12.09.12


Black to move. How should black proceed?

Source: ChessToday.net
Chess daily news from Susan Polgar

 
 

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Freitag, 7. September 2012

Die tödliche Schachpartie

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 06.09.12


gemalt von Penusliski

 

Eine Erzählung von Néstor Quadri:

Vierundsechzig Felder und eine nahezu unendliche Anzahl von Möglichkeiten auf einem hell-dunklen Schlachtfeld, wo geschnitzte Figuren stehen und schemenhaft von den Lichtern des Raumes beleuchtet werden.

 

gemalt von Penusliski

An diesem Schachbrett  sitzen sich zwei Gegner gegenüber. Der Führer der weissen Steine ist ein alter internationaler Großmeister

 

 
Foto Diana Lee

und ein Computer der neuesten Technik bedient die schwarzen Figuren.



Foto: geek.com

Es ist eine Partie ohne zeitliche Begrenzung, wobei dem Computer gestattet ist, dieselbe Bedenkzeit zu nutzen, die der menschliche Spieler für seinen letzten Zug aufgewendet hat.

 

Es war ein Schachpartie,  die nur den Tod als zeitliche Grenze hatte und in dieser Form von dem bereits 70 Jahre alten Grossmeister vorgeschlagen wurde.
Dies bedeutete eine sehr schwierige Herausforderung; doch er hatte erklärt, den Computer zu schlagen und würde sich die Zeit zum Nachdenken und für die Analysen bis zur Nähe seines Todes nehmen, wobei bekannt ist, dass Schachpartien bis über 50 Züge dauern können.

 

Tod und Leben – gemalt von Gustav Klimt

Nach einigen Jahren zeichnete sich das Ende des Spieles ab.

 

Der Computer hatte mit einem sicheren Zug geantwortet, wobei ihm bei der Durchführung der Analysen die ganze Rechenkraft für die Unendlichkeit von möglichen Kombinationen zur Verfügung stand. Es war ein präziser Zug, der ihn auf eine Linie brachte, die sein Programm durchgerechnet hatte und sicherlich zu einem erfolgreichen Ergebnis führen würde.
Nun musste der alte Meister ziehen, der aber keine Eile zu haben schien.

 

Die Zeit war in seinen Augen stehengeblieben, und er bewegte seine Hand, die leicht über den Figuren schwebte so, als ob er unsicher wäre, welchen Zug er machen sollte.

Eigentlich war die Stellung nicht ganz günstig für ihn. Er nahm sich aber die Musse, um darüber nachzudenken und fand schließlich einen großartigen und wunderbaren Zug.

 

gemalt von Elke Rehder

Nun musste der Computer antworten, und es war offensichtlich ein Zug von Weiss, der unvorhergesehen und kompliziert zu lösen war.

 

Der Rechner begann die Analyse mit seinen unendlichen Varianten, aber nach einigen Tagen hatte er immer noch nicht geantwortet, und es näherte sich die vereinbarte Ablauffrist für seinen Zug.


Da geschah es, dass der alte Mann anfing, innerlich zu lächeln, als er wahrnahm,  dass zuerst eine dünne, fast unmerkliche, aber immer deutlicher werdende Rauchschwade aus dem Computergehäuse entwich.

 

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Sitges (Barcelona), im September 2012


 
 

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Montag, 3. September 2012

Rousseau und das Schach als „Qual“

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 30.08.12

im Alter von 41 Jahren

gemalt in Pastellfarben von Quentin Latour 1753

*************************************************************************************** von Javier Cordero Fernández

Viele historische Persönlichkeiten begeisterten sich für das Schach und einige von ihnen wie Leo Tolstoi, Che Guevara oder Humphrey Bogart erreichten ein respektables Spielniveau, obwohl sie eigentlich nur reine Amateure waren. Aber nicht alle diese Geschichten haben einen gemeinsamen Nenner, denn es gab Fälle, bei denen sich das Schachbrett zu einer richtigen Tortur (Qual) voller Frustationen entwickelte, wie es bei dem großen Jean-Jacques Rousseau (* 1712 Genf  + 1778 Ermenonville – Frankreich)  der Fall war.

Zu Rousseaus Leben könnte man viele Artikel schreiben, aber wir beschränken uns auf einen kurzen Umriss seines Denkens.

 Jean Jacques Rousseau dachte anders. Er war seiner Zeit voraus mit einem Kopf voller Ideen.

Während der französischen Revolution (1789-1799), die von seinen (sozial-politischen) Philosophien stark beeinflusst war, dominierte der Rationalismus, das heißt, jede Entscheidung, die wir im Leben treffen, sollte auf der Vernunft basieren.

 

Aber Rousseau zeigte einen anderen Weg des Denkens mit mehr Leidenschaft: Man sollte sich vor allem durch das Herz und die Gefühle leiten lassen.

 

Letztlich darf man aber seine menschliche Seite nicht vergessen… etwas, das man auf das heutige Schach anwenden kann, denn die Tendenz geht mehr und mehr in Richtung künstlicher Spielweisen –  durch Schachprogramme beeinflusst.

Rousseau zeigte sich immer sehr kritisch gegenüber „der Aufklärung der Gesellschaft", was ihm die Antipathie der Behörden einbrachte. Trotz aller staatlicher Schikanen, blieb Rousseau den eigenen Vorstellungen stets treu, die sich in vielen seiner Werke wiederfinden.

 

 

Die stürmische Beziehung Rousseau's mit dem Schach

 



                                     Gemalt von Samuel Bak                                  

 

Rousseau lernte das Schachspielen erst recht spät, obwohl er mehrmals erwähnte, dass er es auch wohl schon in seiner Jugend geübt hätte.

 

Die Aufzeichnungen von der Gründung des Café de la Régence besagen, dass Rousseau dort auch seine Besuche abstattete im Alter von ungefähr 40 Jahren.

 

Der „Beauftragte", ihm die Geheimnisse des Schachspiels beizubringen,war ein gewisser Monsieur Bagueret, der allerdings nicht mehr als ein starker Kaffeehaus-Spieler war. Der Schachlehrer gab seinem Schüler anfangs einen Turm vor, aber Rousseau machte zügige Fortschritte und schon bald war er es, der seinem Lehrer einen Turm vorgab.

 

Das Schach drang tief in den Geist des Denkers  ein und wurde nach und nach zu einer Obsession. Er sah es dann als einer seiner tägliche Hauptaufgaben, sein Spiel zu verbessern und zum Café de la Régence zurückzukehren auf der Suche nach Siegen und Lorbeeren. Dieses leidenschaftliche Interesse brachte ihn zu einer grundsätzlichen Entscheidung, sein Leben anders zu orientieren.

Er kaufte sich ein Schachspiel und eine Ausgabe des berühmten Buches von Gioachino Greco Calabrois,

 

public domain

 

sperrte sich in sein Zimmer ein, um es Tag und Nacht durchzuarbeiten. So verbrachte er sage und schreibe 3 Monate „eingesperrt", und als er dachte verstanden zu haben, was Greco mit seine Schriften vermitteln wollte, verließ er die „häusliche Klausur", hager und blass, um sich zum Café de la Régence zu begeben; leider war das Ergebnis nicht das, was er erwartet hatte.

Trotz aller Anstrengungen konnte er sein Spielniveau nicht verbessern und musste nach seiner Rückkehr in das Café eine Niederlage nach der anderen hinnehmen.

Um seine Erfahrungen mit dem Schach zu verstehen, ist es am besten, den eigenen Worten aus seinem Buch "Geständnisse" nachzugehen: "Nach zwei oder drei Monaten von Überarbeitung und unvorstellbaren Anstrengungen, gehe ich zum Café de la Régence, abgemagert, mit gelber Gesichtsfarbe und fast betäubt.

 

Dort habe ich wieder mit Monsieur Bagueret (seinem ehemaligen Lehrer) gespielt: Ich habe ein, zwei, zwanzig Mal verloren;  die vielen Kombinationen verwirrten mich und mein Geist war so benommen, dass ich nichts anderes als eine Wolke vor mir sah. "

Doch diese frustrierende Erfahrung musste ihn nicht so beeinträchtigt haben, denn er zeigte eine große Zähigkeit und versuchte wieder Fortschritte durch das Studieren der verhandenen Bücher in der komplizierten Welt des Schachs zu machen. Noch zweimal wiederholte er die Erfahrung, sich in sein Zimmer einzuschliessen mit einem Buch von Philipp Stamma:

 

public domain

 

und ein andereres von Philidor:

 

public domain

 

In beiden Fällen erzielte er wiederum nur ein mageres Ergebnis.

Zumindest nahm er es mit etwas Humor: "Als man mich aus meinem Zimmer kommen sah, vermittelte ich den Eindruck eines Ausgegrabenen, und wenn das so weitergegangen wäre, hätte man mich bald beerdigen können."

Rousseau war sich immer seinen Grenzen bewusst , eine Tatsache, die er sehr ungern wahrnahm. All die investierten Mühen brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Wieder lesen wir seine Geständnisse und wissen, wie er diese Situation erlebt hat: "Auch wenn ich hundert Jahre lang das Schachspiel studiert hätte, hätte ich es nicht weitergebracht, als Monsieur Bagueret einen Turm vorzugeben und mehr nicht."

 

Vielleicht setzte sich Rousseau auch zu hohe Ziele, denn im Café de la Regence erfolgreich zu sein, war nur den grossen Meistern vorbehalten. Hierbei dürfen Sie nicht vergessen, dass in jenen Jahren dort die besten Spieler der Welt verkehrten.

Im Café de la Régence trafen sich Intellektuelle und Politiker aller Schichten.

 

public domain

 

Rousseau spielte regelmäßig mit Denis Diderot, gegen den er immer gewinnen konnte. Diderot versuchte seinen Gegner zu überzeugen, ihm einen Vorteil zu geben, ein Begehren, das aber jeweils abgelehnt wurde.

 

Nach der an Rousseau gerichteten Bitte fragte er stets: "Leiden Sie darunter zu verlieren?" Diderot antwortete jedesmal: "Nein, aber ich würde mich besser verteidigen können, und das würde Ihnen eine grössere Freude bereiten". "Vielleicht ja, aber lassen Sie die Dinge, wie sie sind".

Es scheint, dass der gute Rousseau nicht viel Vertrauen in sein eigenes Spiel setzte, denn es war dort durchaus üblich, dass der stärkere Spieler dem schwächeren einen gewissen Vorteil einräumte.

 

 

Luis Francisco de Bourbon-Conti                   und Denis Diderot

Rousseaus Leidenschaft für das Schach und und die Kaffeehaus- Besuche wurden im Jahr 1762 unterbrochen, als er sein umstrittenes Buch:

"Émile" (1762)  schrieb.

In "Émile" beschreibt Rousseau sein Erziehungsideal, das v.a. verhindern soll, dass das Kind unter den schlechten Einfluß der Gesellschaft gerät. Der Lehrer darf den Zögling nicht indoktrinieren; Rousseau fordert eine der kindlichen Entwicklung angepaßte Erziehung.

 

public domain

 

Die Behörden beschlagnahmten einen Grossteil der Exemplare und verbrannten sie vor dem Gerichtsgebäude. Darüber hinaus stellte man einen Haftbefehl gegen ihn aus, so dass er gezwungen war, das Land zu verlassen, um letztlich Zuflucht in der Schweiz zu finden.

Im Jahre 1767 reiste er nach England, wo er von Luis Francisco de Bourbon, Prince de Conti aufgenommen wurde.

 

 

Dort wurde sein Geist wiedergeboren, und er fing erneut an zu schreiben.

 

Der Prince de Conti spielte sehr gern Schach und fragte seinen Gast, ob sie eine Partie spielen könnten.

 

Rousseau war einverstanden, gewann die Partie und wiederholte das Ergebnis im Rückkampf … und tat es eigentlich recht ungern, denn er wollte eine so namhafte Persönlichkeit  nicht verletzen, der ihm seinen Schutz angeboten hatte.

 

Abbildung der Partie, bei der Rousseau seinen Gegner „vom Brett fegte":

 

 

 

Im Jahr 1770 konnte Rousseau dann nach Paris zurückkehren und nahm schnell wieder seine Besuche im Café de la Régence auf.

Wenn der Virus  „Schach" Ihren Körper befallen hat, gibt es kein Heilmittel, die "Krankheit" aufzuhalten".

 

Und in der Tat war Jean-Jacques Rousseau ein wahrer Liebhaber des Schachs, aber widmete sich gleichzeitig auch den Glücksspielen. Allerdings zog er das Schach stets vor:

 

"Schach, bei dem nicht um Geld gespielt wird, ist das einzige Spiel, das mich unterhält. "

Dies ist die Geschichte der „qualvollen" Beziehung von Jean Jacques Rousseau zu dem Schach, das ihn fast die Gesundheit kostete, aber ein Spiel, das ihm unzählige Stunden Freude bereitete.

 

Also bitte nicht entmutigen, wenn Ihr anfangs nicht in die tiefen Strategien des Schachspiels eindringt. Einem Visionär und brillanten Geist wie Rousseau gelang es auch nicht, in die grossen Geheimnisse vorzustossen, aber er genoss all das Gute, was dieser Denksport bietet.

 

gemalt von P.H. Andreis – Chess (19th Century).
Cavaliers Playing Chess

 

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Quelle:  www.ajedrezdeataque.com

Sitges (Barcelona), im August 2012


 
 

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