Wenn man vom Charme des Wieners spricht, so ist das häufig stark übertrieben. Bei Carl Schlechter aber stimmt es. Man wird seine Partien in allen künftigen Zeiten nachspielen, weil sie Kunstwerke eines noblen Geistes sind. Man soll aber nie vergessen, dass es der noble Mensch Carl Schlechter war, der die noblen Kunstwerke schuf.
Carl Schlechters letzte Lebenstage waren leider recht traurige. "Am 11. Dezember 1918", traf er als Gast des "Budapester Schachklubs" in Budapest ein, wo er seinen alten Bekannten gleich durch sein blasses, leidendes Aussehen auffiel. Man war eifrig um den allseits beliebten Meister besorgt, und die Schachfreunde Budapests wetteiferten darin, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Aber alles war vergebens. Von Tag zu Tag wurde er müder. Am 23. Dezember begab er sich zum Bahnhof, denn er wollte den Weihnachtsabend zu Hause bei seiner alten Mutter verbringen, an der er mit rührender Zärtlichkeit hing. Vor der Abfahrt des Zuges wurden ihm aber im großen Menschenandrang seine Reisetasche und sein Geld gestohlen.
Drei Tage später, am 26. Dezember, war der Meister neuerdings zur Abreise bereit. Da überfiel ihn plötzlich ein Unwohlsein, und er musste in ein Spital gebracht werden, wo er noch in derselben Nacht am 27. Dezember 1918 starb. Die Ärzte konstatierten als Todesursache ein durch die Wiener Unterernährung in der Kriegszeit wieder aktiv gewordenes altes Lungenleiden.
In einem von der Stadt Budapest gestifteten Ehrengrab wurde Carl Schlechter feierlich beerdigt.
Schlechter, Carl, * 2. 3. 1874 Wien, † 27. 12. 1918 Budapest (Ungarn), Schachspieler. Bedeutendster Spieler der Wiener Schule, Internationaler Großmeister; erreichte 1910 im WM-Spiel gegen E. Lasker ein Unentschieden.
Schlechter war ein Berufsschachspieler, der neben dem Schach über keine feste Einnahmequelle verfügte. Beim Schach galt er als ausnehmend fairer und ehrenhafter Spieler, der sich weigerte, einen unverdienten Vorteil wie etwa eine Verspätung des Gegners auszunutzen.
Sein Vermächtnis lautet :
„ Seid faire und ehrenhafte Spieler, seid Gentleman im Leben“
Alles geht vorbei
Alles gute Carl !!!
Freitag, 1. Januar 2010
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