Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Sonntag, 11. September 2011

Pedro Damiano Schachautor

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 09.09.11

 Schachautor des XV/XVI. Jahrhunderts

 

                                              

 

Titelseite mit Holzschnitt (1512)

Priester und Mönch spielen Schach

 

Pedro Damiano (um * 1480   + 1544) 

 

 

(mehr noch bekannt unter den Namen: "Damiano Portoghese" oder "Damiano di Odemira")

war ein portugiesischer Schachspieler und herausragender Schachautor.

In dem Ort Odemira geboren, erlernte er den Beruf des Apothekers.

 

Er schrieb das obenabgebildete Schachlehrbuch:

 

"Questo libro e da impare giocare a scachi et de li partiti",

 

                            

 

das 1512 in Rom aufgelegt wurde.

 

Hier zitieren wir:

Die noch zweisprachige (italienisch-spanische) Erstausgabe ist u.a. in der British Library vorhanden.

Bis 1564 wurden insgesamt acht Auflagen gedruckt, davon mehrere Raubdrucke.

 

 

Vorstehend sämtliche 8 im 16. Jahrhundert aufgelegten Exemplare

Foto: Königliche Bibliothek, Holland

 

Ebenfalls wurde das Buch ins Französiche und Englische übersetzt.

 

Auf Deutsch wurde das Werk erstmals 1855/56 in der

Schachzeitung der Berliner Schachgesellschaft abgedruckt.

 

                           

 

Neben Luis Ramírez Lucena,  

 

 

dessen schon 1497 in spanischer Sprache erschienes Schachwerk eine grosse Beachtung fand,

 

(siehe auch: http://schach-und-kultur.com/?p=5634  )

 

ist Damianos Buch das zweite Dokument über die Reform der Spielregeln des Schachs, die sich gerade vollzogen hatte.

Auch die Figur der Dame wurde eingeführt.

Anstelle der Rochade, die sich erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts ausprägte, kennt Damiano noch den mittelalterlichen Königssprung:

 

http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigssprung

 

Das neue Spiel mit den erweiterten Zugmöglichkeiten für Dame und Läufer nennt Damiano auf Italienisch "Alla rabiosa"  (auf stürmische Art).

Er geht immer von 64 Feldern aus und, dass das rechte Feld auf der 1. oder 8. Reihe ein weisses Feld sein muss.

Ein Anhang enthält zudem eine Anleitung zu dem bereits damals praktizierten Blindspiel.

*************

 

Nach der Einleitung kommentierte er zunächst die Partieanfänge nach den neuen Regeln und analysierte einzelne Abspiele, wie zum Beispiel die nach ihm benannte Eröffnung,

Damianos Verteidigung (1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 f7-f6):

 

               

                              

Damiano riet „ironischerweise" in seinem Buch von ihrem Gebrauch ab und empfahl stattdessen 2. … Sb8-c6. Den später von Philidor empfohlenen Zug 2. … d7-d6 hielt Damiano ebenfalls für minderwertig, weil er den Königsläufer einsperrt.

Ausserdem hielt er fest, dass die ersten Züge von Weiss

1. e4 oder 1. d4 sein sollten, wobei er 1. e4 den Vorrang gab.

Er untersuchte vorzugsweise die Eröffnungen:

Giuoco Piano der italienischen Eröffnung

    (ruhiges Spiel – also 4. d3 als alter Normalzug)

- Petrov Verteidigung

- Angenommenes Damengambit

 

 

Neben der Eröffnungsbehandlung gab Damiano einige allgemein gültige Hinweise für das Stellungsspiel.

In Positionen, in denen man weder angreift noch angegriffen wird, sollten die Figuren gezogen werden, die ungünstig stehen.

Wenn man sich materiell im Vorteil befinde, sollte man Abtausch anstreben. Jeder Zug sollte die Absicht verfolgen, den Zusammenhalt der Figuren zu verstärken.

Zeitlose Gültigkeit kann sein Ratschlag beanspruchen:

„Wenn deine Steine eine überlegene Position eingenommen haben, darfst du das nicht durch den Raub eines unwichtigen Bauern aufs Spiel setzen."

 

                              Gemalt von Elke Rehder

(auch Dr. Tarrasch: „Bauerngewinn in der Eröffnung bringt nichts!")

Diese strategischen Überlegungen, die Hinweise zum Positionsspiel und zum Harmonieprinzip waren das eigentlich Revolutionäre an dem Buch.

Ein oft wiederholter psychologischer Rat Damianos lautet:

„Wenn Du über einen guten Zug verfügst, achte darauf, ob es nicht noch einen Besseren gibt".

Sein reichhaltiges Buch bietet auch Schachprobleme wie z.B.

 

                                    

 

Weiss gibt matt in 4 Zügen:

Lösung: 1. Dxa7+ Kxa7 2. Ta2+ Da4 3. Txa4#

 

und   Damianos Matt:

 

 

 

Weiss gibt matt in 5 Zügen:

Lösung: 1. Th8+ Kxh8 2. Th1+ Kg8 3. Th8+ Kxh8

              4. Dh1+ Kg8 5. D7#

In seinem Buch vermutete Damiano, dass das Schach von

dem berühmten persischen König Xerxes I 

(* um 519 v. Chr.; † August 465 v. Chr.)

                                 

Foto: awesomestories.com

erfunden worden sei, so dass davon auszugehen ist, dass im Portugiesichen die Bezeichnung "Xadrez" geschaffen wurde und auch im Spanischen "Ajedrez" genannt wird.

Die Tatsache aber ist, dass die Wörter ihren Ursprung im Altpersischen mit Chatarunga   

 

und später im Arabischen "Xatrandj" haben.

 

Die von Italien ausgehende Verbreitung des Buches profitierte davon, dass

Papst Leo X. (1475-1521)

 

                      

 

 

im Jahr 1513 das kirchliche Verbot des Schachspieles aufhob.

Erst mit dem Auftreten des Spaniers Ruy López

 

Bild: ecured.cu

endete ein halbes Jahrhundert später die Vorrangstellung des Buches von Damiano.

 

***************

 

Quellen:

Worldchesslinks:

Wikipedia – Pedro Damiano

Online Gallica – Questo libro e da imparare giocare a scachi et de li partiti
Google books – J.H. Sarratt: The Works of Damiano, Ruy-Lopez, and Salvio …
Google books – 1847 – Anton Schmid: Literatur des Schachspiels

 

Sitges (Barcelona), im September 2011


 
 

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Samstag, 3. September 2011

Capablancas diplomatische Antrittsreise 1913

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 02.09.11

          

Café Kerkau, Berlin

Bild static2.akpool.de       

 

Im Jahre 1913 trat Capablanca in den diplomatischen Dienst Kubas und wurde in das Konsulat nach Petersburg berufen.

 

Bereits auf der Anreise machte er in der Alten Welt mehrere Stationen, so auch in Berlin.

Seine dritte Europatournee währte viele Monate: vom Oktober 1913 bis Mai 1914.

Dieses Mal beschränkte sich der Kubaner nicht nur auf Simultanveranstaltungen, sondern trug auch Mini-Matches (je 2 Partien) gegen bekannte Schachspieler Deutschlands und Russlands aus.

In Berlin waren seine Kontrahenten Jacques Mieses und

Richard Teichmann.

Letzterer galt, wie auch Capablanca, als Held des Jahres 1911, als er im Karlsbader Turnier bei 25 Teilnehmern – unter anderen mit

Schlechter, Nimzowitsch, Vidmar, Aljechin, Tartakower, Spielmann – einen glänzenden Sieg errang.

 

                         

 

 

 

 

Das Familienfoto:

 

 

Foto: rogerpaige.com

 

Anmerkung: Richard Teichmann ist nicht auf dem Bild, weil er sich wegen seines Augenproblemes in ärztlicher Behandlung befand (lt. Buch von  Helmut Wieteck)

 

Die Begegnung zwischen Teichmann und Capablanca

rief natürlich besonderes Interesse hervor, doch in beiden Partien unterlag er dem Kubaner, wie übrigens auch Mieses.

 

Nachfolgend eine dieser Partien, die im Berliner Café "Kerkau" gespielt wurden:

 

[Event "Berlin exh"]

[Site "Berlin"]

[Date "1913"]

[Weiss "Richard Teichmann"]

Bild: edochess.ca

 

 

 [Schwarz "José Raúl Capablanca"]

Bild: taringa.net

1. e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 b5 6.Lb3 Le7 7.Te1

(gewöhnlich macht man in der Sapnischen Partie diesen Zug in der Absicht, den Antwortzug b5 herauszufordern; doch jetzt, nachdem dieser Zug von Schwarz "gutwillig" gemacht wurde, war es besser, 7. d3 zu spielen, um den Bauernvorstoss f2-f4 vorzubereiten, oder 7. a4)

…. d6 8.c3 0-0 9.d3

(Ein Zug im Sinne des "friedfertigen" Gegners Capablancas; energischer war hier 9. d4)

Sa5 10.Lc2 c5 11.Sbd2 Sc6 12.a4

(mehr entsprachen dem Plan 12. Sf1 oder 12. h3)

….Le6 13.Sf1 b4 14.Lg5 Tb8 15.d4 cxd4 16.cxd4 Lg4 17.Le3 exd4 18.Lxd4 Sd7

(Übrigens war stärker sofort….18…..b3!)

19.Se3

(Notwendig war, unverzüglich mit 19. Lb3 dem Vorstoss des b-Bauern ein Ende zu machen, aber nicht. 19. b3 wegen 19….Sxd4 20. Dxd4 Lf6)

19…Lxf3 20. gxf3 b3!

 


21.Lb1 Sxd4 22.Dxd4 Lf6 23.Dd2 Se5

(Erinnern die energischen schwarzen Aktionen jetzt an den "Mechanismus einer sich entspannenden Sprungfeder", so die weissen Aktionen an einen "Luftballon", aus dem langsam die Luft entweicht….)

24.De2 Sg6 25.Sd5 Le5 26.f4

(Es drohte 26…Dh4)

Sxf4 27.Sxf4 Lxf4 28.Ld3 a5 29.Lc4

(Zäheren Widerstand würde Weiss mit 29. Dg4 leisten, und falls 29….Le5, so 30. Tb1 und danach Te1-e3-h3)

 Dh4 30.f3 Tfc8 31.Ld3 Tc5 32.Tf1 Tbc8

(Nach ihrer Verdopplung auf der c-Linie treten die Türme wirkungsvoll in den Kampf ein.)

33.Df2 Dh6 34.Tfe1 Tg5+ 35.Kh1 Th5 36.Te2 Txh2+

0-1

(Weiss gab auf, denn nach 37. Dxh2 Lxh2 38. Txh2 entscheidet 38…Tc1+)

Zum Nachspielen:

http://www.chessgames.com/perl/chessplayer?pid=47544

 

Bild: copy.fila3000.de

 

Gegen Ende des Jahres 1913 traf Capablanca in Petersburg ein.

Das war sein erster Besuch in Russland.

 

Schon bald nach der Ankunft in der damaligen russischen Hauptstadt (Petrogrado) spielte er dort je zwei Partien gegen Alexander Aljechin,

 

       

Alexander Aljechin und Capablanca während ihrer ersten Partie im Jahre 1913 in Petersburg, die der Kubaner gewann.

Bild: m1.paperblog.com

 

 

 Snosko-Borowski 

 und Dus-Chotimirski:   

 

 

Er gewann fünf und verlor nur gegen Snosko-Borowski.

"Das war", notierte Capablanca, "meine erste Niederlage, nachdem ich etwa dreissig ernste Partien, teils in Turnieren, teils in kleinen Wettkämpfen gewonnen hatte."

Capablanca schrieb leider nichts über den Charakter dieser freien Partien. Sie wurden von ihm im besten Stil geführt, voller Feinheiten sowohl im strategischen Denken als auch in den kombinatorischen Entscheidungen.

 

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1892                            

Bild:  1.bp.blogspot.com

 

Ob Hauptmann José María Capablanca Fernández wohl damals schon ahnte, dass ein Sohn Raúl ein Schachstern erster Grösse werden könnte?

Jedenfalls hat ein Fotoamateur den historischen Augenblick festgehalten, als der Vierjährige seine ersten Schachschritte tat.

 

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Quelle: Isaak Linder und Wladmir Linder, Berlin

Übersetzung aus dem Russischen: O. Dietze

  

Sitges (Barcelona), im September 2011


 
 

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