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Schachautor des XV/XVI. Jahrhunderts
Titelseite mit Holzschnitt (1512)
Priester und Mönch spielen Schach
Pedro Damiano (um * 1480 + 1544)
(mehr noch bekannt unter den Namen: "Damiano Portoghese" oder "Damiano di Odemira")
war ein portugiesischer Schachspieler und herausragender Schachautor.
In dem Ort Odemira geboren, erlernte er den Beruf des Apothekers.
Er schrieb das obenabgebildete Schachlehrbuch:
"Questo libro e da impare giocare a scachi et de li partiti",
das 1512 in Rom aufgelegt wurde.
Hier zitieren wir:
Die noch zweisprachige (italienisch-spanische) Erstausgabe ist u.a. in der British Library vorhanden.
Bis 1564 wurden insgesamt acht Auflagen gedruckt, davon mehrere Raubdrucke.
Vorstehend sämtliche 8 im 16. Jahrhundert aufgelegten Exemplare
Foto: Königliche Bibliothek, Holland
Ebenfalls wurde das Buch ins Französiche und Englische übersetzt.
Auf Deutsch wurde das Werk erstmals 1855/56 in der
Schachzeitung der Berliner Schachgesellschaft abgedruckt.
Neben Luis Ramírez Lucena,
dessen schon 1497 in spanischer Sprache erschienes Schachwerk eine grosse Beachtung fand,
(siehe auch: http://schach-und-kultur.com/?p=5634 )
ist Damianos Buch das zweite Dokument über die Reform der Spielregeln des Schachs, die sich gerade vollzogen hatte.
Auch die Figur der Dame wurde eingeführt.
Anstelle der Rochade, die sich erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts ausprägte, kennt Damiano noch den mittelalterlichen Königssprung:
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigssprung
Das neue Spiel mit den erweiterten Zugmöglichkeiten für Dame und Läufer nennt Damiano auf Italienisch "Alla rabiosa" (auf stürmische Art).
Er geht immer von 64 Feldern aus und, dass das rechte Feld auf der 1. oder 8. Reihe ein weisses Feld sein muss.
Ein Anhang enthält zudem eine Anleitung zu dem bereits damals praktizierten Blindspiel.
*************
Nach der Einleitung kommentierte er zunächst die Partieanfänge nach den neuen Regeln und analysierte einzelne Abspiele, wie zum Beispiel die nach ihm benannte Eröffnung,
Damianos Verteidigung (1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 f7-f6):
Damiano riet „ironischerweise" in seinem Buch von ihrem Gebrauch ab und empfahl stattdessen 2. … Sb8-c6. Den später von Philidor empfohlenen Zug 2. … d7-d6 hielt Damiano ebenfalls für minderwertig, weil er den Königsläufer einsperrt.
Ausserdem hielt er fest, dass die ersten Züge von Weiss
1. e4 oder 1. d4 sein sollten, wobei er 1. e4 den Vorrang gab.
Er untersuchte vorzugsweise die Eröffnungen:
- Giuoco Piano der italienischen Eröffnung
(ruhiges Spiel – also 4. d3 als alter Normalzug)
- Petrov Verteidigung
- Angenommenes Damengambit
Neben der Eröffnungsbehandlung gab Damiano einige allgemein gültige Hinweise für das Stellungsspiel.
In Positionen, in denen man weder angreift noch angegriffen wird, sollten die Figuren gezogen werden, die ungünstig stehen.
Wenn man sich materiell im Vorteil befinde, sollte man Abtausch anstreben. Jeder Zug sollte die Absicht verfolgen, den Zusammenhalt der Figuren zu verstärken.
Zeitlose Gültigkeit kann sein Ratschlag beanspruchen:
„Wenn deine Steine eine überlegene Position eingenommen haben, darfst du das nicht durch den Raub eines unwichtigen Bauern aufs Spiel setzen."
Gemalt von Elke Rehder
(auch Dr. Tarrasch: „Bauerngewinn in der Eröffnung bringt nichts!")
Diese strategischen Überlegungen, die Hinweise zum Positionsspiel und zum Harmonieprinzip waren das eigentlich Revolutionäre an dem Buch.
Ein oft wiederholter psychologischer Rat Damianos lautet:
„Wenn Du über einen guten Zug verfügst, achte darauf, ob es nicht noch einen Besseren gibt".
Sein reichhaltiges Buch bietet auch Schachprobleme wie z.B.
Weiss gibt matt in 4 Zügen:
Lösung: 1. Dxa7+ Kxa7 2. Ta2+ Da4 3. Txa4#
und Damianos Matt:
Weiss gibt matt in 5 Zügen:
Lösung: 1. Th8+ Kxh8 2. Th1+ Kg8 3. Th8+ Kxh8
4. Dh1+ Kg8 5. D7#
In seinem Buch vermutete Damiano, dass das Schach von
dem berühmten persischen König Xerxes I
(* um 519 v. Chr.; † August 465 v. Chr.)
Foto: awesomestories.com
erfunden worden sei, so dass davon auszugehen ist, dass im Portugiesichen die Bezeichnung "Xadrez" geschaffen wurde und auch im Spanischen "Ajedrez" genannt wird.
Die Tatsache aber ist, dass die Wörter ihren Ursprung im Altpersischen mit Chatarunga
und später im Arabischen "Xatrandj" haben.
Die von Italien ausgehende Verbreitung des Buches profitierte davon, dass
Papst Leo X. (1475-1521)
im Jahr 1513 das kirchliche Verbot des Schachspieles aufhob.
Erst mit dem Auftreten des Spaniers Ruy López
Bild: ecured.cu
endete ein halbes Jahrhundert später die Vorrangstellung des Buches von Damiano.
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Quellen:
Worldchesslinks:
Wikipedia – Pedro Damiano
Online Gallica – Questo libro e da imparare giocare a scachi et de li partiti
Google books – J.H. Sarratt: The Works of Damiano, Ruy-Lopez, and Salvio …
Google books – 1847 – Anton Schmid: Literatur des Schachspiels
Sitges (Barcelona), im September 2011
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