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Simultanvorstellung Capablanca Oktober 1911 in Prag, an der
Franz Kafka teilgenommen haben soll.
(Volkszeitung vom 22.10.1911) Foto: nss.cz
Franz Kafka
(* 3. Juli 1883 in Prag, damals Österreich-Ungarn;
† 3. Juni 1924 in Kierling – heute Stadtteil von Klosterneuburg –, Österreich; selten auch tschechisch František Kafka) war ein deutschsprachiger Schriftsteller, der aus einer bürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilie stammte.
Seine Hauptwerke bilden neben drei Romanen bzw. Romanfragmenten (Der Prozess, Das Schloss und Der Verschollene) zahlreiche Erzählungen.
Deckblatt gemalt von Elke Rehder
Nachstehend ein "link" zu weiteren, wohl einzigartigen malerischen Interpretationen über Kafkas Werke von der Künstlerin Elke Rehder:
http://www.elke-rehder.de/Franz_Kafka.htm
Kafkas Werke wurden zum größeren Teil erst nach seinem Tod und gegen seinen erklärten Willen von Max Brod, einem engen Freund und Schriftstellerkollegen, veröffentlicht.
Seither zählen sie zum unbestrittenen Kanon der Weltliteratur mit vielfältigen, anhaltenden Wirkungen.
Franz Kafka – Fotografie aus dem Atelier Jacobi, 1906
Text:
Es ist nicht allgemein bekannt, dass Franz Kafka Schach gespielt hat.
In Kafkas Schach-Bibliothek befanden sich u.a.:
"Das Endspiel im Schach von Hans Fahrni"
"300 Endspiele von Henri Rinck"
"Handbuch des Schachspieles von Bilguer
(8. Auflage, bearbeitet von Karl Schlechter)
"15 ausgewählte Partien des Turnieres Karschau 1918
von Jacques Mieses"
Es gibt allerdings hierzu keinen Hinweis in seinen Tagebüchern.
Es ist anzunehmen, dass er m Oktober 1911 in Prag an einer Simultanvorstellung des damaligen kubanischen Wunderkindes José Raúl Capablanca
Foto: cpbchess.blogspot.com
teilgenommen hat.
Bekanntlich gewann Capablanca das Meisterturnier im Frühjahr desselben Jahres in San Sebastian vor der gesamten Weltelite (ausser Dr. Emanuel Lasker, der verhindert war).
Die Veranstaltung wurde von dem Prager
"Dobrusky Schach Klub"
Publisher: Sachovni Klub Dobrusky
geleitet und in den Räumen des Restaurants "U.Vejvodu" abgehalten.
Nachstehend seine Partie:
Simultanpartie in Prag 10.1911
J.R. Capablanca – Franz Kafka
1.e4 c5 2.Sf3 Sf6 3.e5 [3.Sc3 d5 4.exd5 Sxd5 5.Lc4 (5.d4 e6 6.Sxd5 Dxd5 7.Le3 cxd4 8.Dxd4 Dxd4 9.Sxd4 a6 10.0–0–0 Ld7± siehe Perlis,J-Nimzowitsch,A/ Karlsbad 1911 (0–1)) 5...e6 6.0–0 Le7 7.d4 Sxc3 8.bxc3 0–0 siehe Spielmann,R-Nimzowitsch,A/ San Sebastian 1911 (0–1)] 3…Sd5 4.Sc3 Sxc3 5.dxc3 d5 [5...Sc6 6.Lc4 e6 7.Lf4±] 6.Lf4 [6.exd6 exd6 7.Lc4 Le7 8.0–0±] 6…Lg4 7.h3 Lh5
[7...Lxf3 8.Dxf3 e6 9.0–0–0²] 8.e6!! (A) Kafka vermerkt: ‚Ein Pfeil ins Herz'. Die schwarzen Pläne werden vollkommen durcheinander gebracht, wovon der Führer der schwarzen Steine sich nicht mehr erholt. 8…fxe6 9.Lb5+ Sc6 10.g4 Lg6 [10...Lf7 war besser 11.Se5 Db6 12.De2 g6 13.0–0–0 Lg7 14.Lxc6+ bxc6 15.Sxf7 Kxf7 16.The1 e5 17.Lxe5±] 11.Se5 Db6 12.De2
12…Lf7 [12...Le4 13.f3 g5 14.Lxg5 Lg7 15.fxe4 Lxe5 16.exd5 Lg3+ 17.Kd2 Td8 18.c4 a6 19.Lxc6+ Dxc6 20.Tad1 Dc7 21.Kc1+-] 13.0–0–0 Lg8 [13...c4 14.Sxf7 Kxf7 15.The1 Sd8 16.Ld7 h6 17.Df3 Kg8 18.Txe6 Sxe6 19.Dxd5 g6 20.Lxe6+ Kh7 21.h4+-] 14.The1 0–0–0 [14...a6 15.La4 0–0–0 16.Lxc6 bxc6 17.c4!+-] 15.Lxc6 bxc6 16.c4!
16…h6? Nach diesem Zug geht die Partie auf ein schnelles Ende zu. Schwarz hat aber auch keine Hoffnung mehr [16...g6 17.Td3 Td6 18.Tb3 Da6 19.Ta3 Db7 20.Sxc6 Txc6 21.Tb3 Tb6 22.De5+-] 17.Sg6 Th7 18.Td3 Lf7 19.Tb3 Da6 [19...Lxg6 20.Txb6 axb6 21.Dxe6+ Kb7 22.Dxg6+-] 20.Tb8+ Kd7 21.De5 Txb8 22.Dc7+ Ke8 23.Dxb8+ Kd7 24.Sxf8 und matt:
Endstellung
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Im Alter von 38 Jahren war Franz Kafka für einen kurzen Moment in seinem Leben auf der schachlichen Ebene für die allgemeine Öffentlichkeit sichtbar.
Er nahm in diesem Jahr (1921) an seinem ersten offiziellen Schachturnier in Prag teil
und belegte den 9. Rang.
Schach wurde allmählich immer häufiger in der westlichen Welt international gespielt – nach der Unterbrechung durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges.
Ein starkes Turnier hatte Richard Réti in Göteburg 1920 gewonnen.
Die Verhandlungen über einen WM-Kampf zwischen
Dr. Emuanel Lasker und José Raúl Capablanca gipfelten in dem berühmten Treffen in La Habana 1921.
Vielleicht war es das weit verbreitete Interesse an diesem Spiel und die Popularität des neuen kubanischen Meisters, die Kafka veranlassten, sich an der Stadtmeisterschaft zu beteiligen.
Davor hatte er in einem "Dobrusky"-Klubturnier 1916 gespielt, ein kleineres Turnier 1917 in Prag, das er mit 7 von 10 möglichen Punkten vor Mitovsky und Kautsky gewann.
Schliesslich nahm er noch einmal 1922 an einem Klubturnier in Prag teil, wobei er einen der mittleren Plätze belegte.
Einige von Kafka notierten Spiele haben überlebt und befanden sich zunächst im Familienbesitz, später zusammen mit seinem persönlichen Archiv aus Sicherheitsgründen in einem schweizer Banktresor.
Er hinterliess gleichzeitig seine zu den Partien entwickelten Gedanken und auch einige Karikaturen verschiedener Schachgegner.
1961 wurden diese Notierungen mit Genehmigung der Erben der Bodleian Library in Oxford übertragen.
Später wurden sie von einem Schachamateur entdeckt und in einem Artikel veröffentlicht, der aber leider nicht die gewünschte Beachtung fand.
Wenn man im Nachhinein dem Beweis für den "schachspielerischen Abschnitt" im Leben Kafkas nachgeht, stellt man fest, dass er als ein starker Klubspieler bzw.- meister einzustufen war.
Wie Franz Kafka
Foto: schmitt-rink.de
selbst äusserte, war das Schach für ihn eigentlich nicht mehr als eine kurzfristige Befriedigung und Befreiung von den täglichen Sorgen.
Seine Partien zeigen jedoch eine strategische Tiefe und Individualität, allerdings fehlte der "gewisse Glanz".
Nun darf man aber auch nicht "kombinatorische" schachliche Feuerwerke von einem Schriftsteller erwarten, der unter Depressionen litt und später von der unheilbaren Tuberkulose-Krankheit betroffen wurde.
Das Schachspiel – eine Form der Aktivität, der er sonst nur gelegentlich frönte – zeigte jedoch, dass er sich gern in diese Ruhe versetzte, in der er zeitweilig noch geistig frisch und kreativ war.
Gemalt von Elke Rehder
Obwohl sein Ableben ihn für immer "zum Schweigen veranlasste", haben seine Worte und Schriften diese ewige Stille überwunden.
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Nachstehend noch seine Grabstätte mit Mutter und Vater.
Die quergestellte kleine Platte am unteren Rand des Grabsteines erinnern an seine drei Schwestern, die in einem Konzentrationslager umgekommen waren.
New Jewish Cemetery Prague
Foto: flickr.com
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Quelle: Gustav Skämt, Schweden
Anmerkung: Es sieht so aus, dass vorstehende Quelle manipuliert wurde.
Bis zur Klärung lassen wir diesen Artikel aber noch stehen.
Sitges (Barcelona), im September 2011
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