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gemalt von P.H. Andreis – Chess
(19th Century).
Cavaliers Playing Chess
von Javier Fernandez Cordero
Und unter der positionellen „Finsternis", in die Dr. Tarrasch
das Schach tauchen wollte, entstand ein
Licht voller Kombinationen…"Die hypermoderne Schachpartie".
Wir befinden uns am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts; die romantischen Spieler sind durch die Theoretiker wie Steinitz und Tarrasch in das Königsreich des Schachs verbannt worden. Prinzipien werden nun durchgesetzt, wo Ruhe und taktische Stille vorherrschen.
(Nach der Meinung einiger, ist es die Langeweile, die überwiegt).
Dr. Tarrasch hatte eine echte Fangemeinde. Seine Ideen waren nichts anderes als eine Verfeinerung des Vermächtnisses von Steinitz. Vor allem legte er großen Wert auf die Beherrschung des Zentrums durch eine solide Bauernkette.
gemalt von Elke Rehder
Dann ging er daran zu beurteilen, auf welcher Flanke er gewisse Chancen hatte, um schliesslich auf jener Seite kleine Vorteile zu erarbeiten, die letztendlich in einem Partiegewinn mündeten.
Man verschmähte die Kombinationen, um noch "sicherer" zu sein, den Sieg zu erzielen.
In der Tat wurde mit keiner Kritik gegenüber jedem Spieler gescheut, der auf Angriff spielte. Wenn diese strengen Dogmen eingehalten wurden, konnte der Sieg eigentlich ohne Zwischenfälle erreicht werden. Aber wo blieben die Phantasie und das Talent?
Zum Glück akzeptierten nicht alle Spieler diese Art zu spielen …
Eine Gruppe von „Rebellen", die von Aaron Nimzowitsch und Richard Réti angeführt wurde, beschloss, mit den neuen Ideen zu brechen.
Es war die Geburtsstunde der hypermodernen (oder neo-romantischen) Schule.
gemalt von Elke Rehder
Man stellte fest, dass der lettische Grossmeister Aaron Nimzowitsch der Gründer war. Zahlreich waren die Anhänger dieses Schach-Verständnisses und „immatrikulierten sich" als die Hypermodernen:
Rudolf Spielmann (der Spektakulärste seiner Zeit), Akiva Rubinstein (vielleicht der Perfekteste der Gruppe), Dr. Savielly Tartakower, Milan Vidmar, Gyula Breyer, Carlos Torre Repetto, Frederic Yates, Edgar Colle, Ernst Grünfeld, Fritz Sämisch und einige andere ……………
Nimzowitsch
Réti
Dr. Tartakower
Spielmann
Rubinstein
Die Prinzipien der hypermodernen Schule stimmten mit den Klassikern nur bei der Präferenz der Beherrschung des Zentrums überein.
Dr. Tarrasch hatte postuliert, was mittels der Bauern zu erreichen war: sie sollten die zentralen Felder besetzen und sie unter keinen Umständen verlassen.
Die hypermodernen Spieler gingen jedoch noch weiter und versuchten zu zeigen, dass die Beherrschung des Zentrums auch durch andere Figuren erreicht werden konnte:
„Die Springer, Türme und Läufer konnten einen starken Druck auf das Zentrum ausüben und so die Stellung festigen.
Anonymus
signé (illisible) et daté de 1959
Sie legten ausserdem Wert darauf zu beweisen, dass sich die zentral postierten Bauern auch nachteilig auf die Beweglichkeit der anderen Figuren auswirken konnten.
Neue Konzepte wurden eingeführt, wie Blockadefiguren: Diese Idee ist, jede nicht so wertvolle Figur einzusetzen, um den Vormarsch eines Bauern zu verhindern zumal, wenn es sich um einen Freibauern handelt. Zusätzlich wird durch die Blockade erreicht, eine Schwäche in der Struktur des Gegners zu schaffen. Man folgerte sogar, dass in diesen Fällen das Konzept der Opposition (der Könige) seine Bedeutung verliert.
Das war natürlich eine Revolution, die die bekannten Prinzipien in Frage stellte.
Darüber hinaus versuchten die hypermodernen Spieler, veraltete und vergessene Dogmen zu beleben und damit gewisse Aspekte des romantischen Schachs wiederauferstehen zu lassen.
Die meisten dieser Ideen wurden von Nimzowitsch in seinem Buch "Mein System"
und "Die Praxis meines Systems"
eingeführt. Damit wollte er zeigen, dass Tarraschs Ideen nicht unbedingt unveränderbare Dogmen waren, wie viele in jener Zeit glaubten.
Anfangs musste Nimzowitsch viel Spott und Häme ertragen, da eigentlich niemand an diese neue Art des Spielens glaubte. Nur im Laufe der Zeit bewies sich die Wahrheit dieser innovativen Theorien, die dann später von Generationen der Schachspieler genutzt wurden. Viele Grossmeister haben zugegeben, dass sie von den Grundsätzen Nimzowitschs inspiriert und beeinflusst wurden, wie zum Beispiel Bent Larsen und Gary Kasparov.
Vom künstlerischen Standpunkt aus bestand der große Unterschied darin, die von den Neo-Romantikern im Mittelspiel erarbeiteten Vorteile zu festigen. Sie scheuten sich auch nicht, Figurenopfer zu bringen und versuchten immer, – wenn möglich – das Spiel mit schönen Kombinationen brillant zu beenden.
Gemalt von Paul Klee 1937
(Überschach)
Vor allem war es Rudolf Spielmann, ein Grossmeister, der immer danach trachtete, ein Kunstwerk zu schaffen, unabhängig vom Ergebnis des Spieles und hinterliess uns mit vielen Schönheitspreisen ausgezeichnete Partien. Kurz gesagt, es gab diese Gruppe von Spielern, die mehr Bedeutung der Entwicklung von Kreativität gaben und vorzogen, eine Partie auf glanzvolle Weise zu gewinnen. Die Prinzipien von Tarrasch widersprachen diesem Aspekt, aber wenn man auch seine Partien nachspielt, wird man Dutzende von Angriffspartien finden.
Richard Réti trug ebenfalls wesentlich zur Entwicklung der neo-romantischen Theorie bei. Sein Buch "Die Meister des Schachbretts"
ist ein echtes Juwel. Réti analysiert mit großer Genauigkeit das Spiel der Meister seiner Zeit und der romantischen Epoche. Er erklärt seine eigene Art, das Spiel zu verstehen, die der von Nimzowitsch erklärten Weise ähnelt.
Der beste Weg hypermoderne Ideen zu verstehen, sind ihre Partien. Hierzu haben wir ein Wunderwerk an Neo-Romantik ausgewählt und nachstehend, entsprechend analysiert und kommentiert von NM Hebert Pérez García
wiedergegeben:
Breyer – Esser, Budapest 1917
Gemalt von Elke Rehder
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Guyla Breyer
Foto: rogerpaiges.com
Johannes Esser
Foto: courtesy NM Hebert Pérez García
GYULA BREYER vs JOHANNES ESSER BUDAPEST 1917
Wir erlauben uns, die Leser darauf hinzuweisen, wenn sie diese Partie mit elektronischen Schachprogrammen analysieren, dürfen sie nicht die verschiedenen Bewertungen als definitiv ansehen. Dieselbe Betrachtung haben wir mit der Analyse, die wir hier vorstellen.
Die Partie ist in der Tat faszinierend und enthält ultra-dynamische taktische Komplikationen.
Deshalb ist noch nicht alles endgültig, was wir hier vortragen, und wir empfehlen Ihnen, diese Analyse mit eigener analytischen Kreativität zu bereichern.
Breyer, Gyula – Esser, Johannes [D31]
Budapest, 1917
[Hebert Pérez García ]
1. d4 d5 2.c4 c6 3.e3 Sf6 4.Sc3 e6 5.Ld3 Ld6 6.f4 [ Üblich ist die Variante 6.Sf3 Sbd7 7.0-0 usw., aber der Textzug ist auch spielbar zur Freude der Angriffsspieler. ]
6…0-0 [Schwarz kann ausgleichen, in dem er 6...c5!? 7. Sf3 Sc6 8.0-0 0-0 spielt.]
7. Sf3 dxc4 [Auch hier wieder verdiente 7..c5!? 8.0-0 Sc6 eine entsprechende Beachtung.]
8. Lb1!? [Hier wird ein genialer Angriff geplant, obwohl seine Richtigkeit diskutierbar ist. Die positionelle Idee ist, die zentrale Aktivität der weissen Kräfte zu stärken auf Kosten eines zeitweiligen Bauernopfers.
Bei einige Varianten beziehen sie sich auf den Angriff des Feldes "h7", wobei Weiss dann seine Dame auf "c2" stellt und so eine "Batterie" aufbaut. Eine einfache Alternative war: 8..Lxc4 c5 9.0-0 Sc6 10.dxc5 usw.]
8…b5 [In den heutigen Zeiten würde Schwarz mit einer soliden Verteidung antworten: 8...c5 9.0-0 Cc6 =]
9. e4 Le7
10. Sg5 !?[ Konsequent mit dem begonnenen Plan 8. Lb1]
10… h6 [GM Richard Réti bestätigte, dass, wenn 10...g6 gespielt wird, dann 11.h4 und eventuell h5 usw. folgen würde.]
11.h4 [Eine typische Idee mit der Absicht 12.e5 Sd5 13.Dc2 g6 14.h5 zu spielen.]
11…g6 [Den "Lockvogel" anzunehmen, wäre für Schwarz gefährlich gewesen.
Z.B. 11 ...hxg512.hxg5 g6 13.gxf6 Lxf6 14.e5 Lg7 15.Se4 mit weissem Vorteil. Sehr interessant war die defensive Alternative 11...e5 ! 12. fxe5 Lg4 13.Sf3 Sh5;]
12. e5 ! hxg5 [Einige Programme schlagen 12...Sh5 vor.]
13. hxg5 [Besser als 13.exf6 Lxf6 14.hxg5 Lxd4-/+]
13…Sd5 [Die Programme bewerten die Stellung als ausgeglichen und bevorzugen die Variante 13...Sfd7 14.Df3 Kg7 15.Th7+ Kxh7 16.Dh5+ Kg8 17.Lxg6 fxg6 18.Dxg6+ Kh8 19.Dh6+ Kg8 20.Dg6+ =]
14. Kf1 [Breyer spielt auf Gewinn und nimmt entsprechende Risiken auf sich. Eine sichere Alternative war 14.Dg4 Kg7 15.Th7+ Kxh7 16.Dh5+ Kg7 17.Dh6+ Kg8 18.Lxg6 fxg6 19.Dxg6+ =]
14…Sxc3 [Raffiniert ist folgende Absicht zur Verteidigung 14...Te8!? 15.Df3 Lf8 16.Se4 Sd7 17.Sf6+ S5xf6 18.gxf6 Sxf6 19.exf6 Dxf6 20.Le4 Ld7 21.Ld2 a5]
15. bxc3 [Vorsichtiger wäre die Fortsetzung mit15.Df3 Dxd4 16.bxc3 Dd8 17.Le3 Kg7 18.Th7+ Kxh7 19.Dh5+ Kg8 20.Lxg6 =]
15…Lb7 [Beachtenswert war 15...De8 !? mit der Idee so zu spielen, wenn 16.Th6 Kg7 folgen.]
16. Dg4 Kg7 17.Th7+ Kxh7 18.Dh5+ Kg7 19.Dh6+ Kg8 20.Lxg6 fxg6 21.Dxg6+ Kh8 22.Dh6+ Kg8 23.g6 [23.Dg6+ =] 23…Tf7 24.gxf7+ Kxf7
25. Dh5+ Kg7 ? Ein schrecklicher Fehler, der die Partie zum Verlust führt. Man hätte hier 25…Kg8 26.Dg6+ Kh8 27.f5 (27.Dh6+ Kg8 28.Dg6+ Kh8 =) 27…Df8 28.f6 Lxf6 29.Lh6 Dg8 30.Dxf6+ Kh7 31.De7+ Kxh6 32.Dh4+ Kg7 33.Df6+ Kh7 34.Dh4+ = spielen müssen; aber nicht 34.Kf2 ? 34…Dg7 35.Th1+ Kg8 und Schwarz kann sich verteidigen.) ]
26. f5 [Nun ist der weisse Angriff gewinnbringend.]
26…exf5 27.Lh6+ und Weiss gewann. Die modernen Programme zeigen ein Matt in 9 Zügen an! Schauen wir: 27.Lh6+ Kh7 28.e6 ! Offensichtlich kann Schwarz hier aufgeben, 28…De8 ein absurder Zug, um die Mattvariante hinauszuschieben. Dasselbe kann von den restlichen Zügen von Schwarz gesagt werden. 29. Dxe8 Kxh6 30.Dxe7 Sd7 31.Kf2 Th8 32.Th1+ Kg6 33.Df7+ Kg5 34.Dg7+ Kf4 35.Dg3+ Ke4 36.Df3#] 1-0
Wenn man nun die Entwicklung der Partie betrachtet, sieht es so aus, dass die Göttin "Caissa" die kreativen Anstrengungen von Gyula Breyer mit dem Gewinn belohnte. Dr. Johannes Esser versagte am Schluss der Partie, sicher ermüdet von dem verwirrenden Angriff seines genialen Gegners.
Schlusstellung
Partie zum Nachspielen:
Breyer vs J Esser | 1-0 | 47 | 1917 | Budapest | D10 Queen's Gambit Declined Slav |
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Sitges (Barcelona), im Mai 2012
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