Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Freitag, 14. September 2012

20 Jahre ohne Mikhail Tal

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 13.09.12

Foto: chessdom.com

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von Javier Cordero Fernández

 

Am 28. Juni 1992 schied Mikhail Tal aus diesem Leben und an diesem Tag  verlor das Schach seine noch verbliebende Magie.

Es wird sehr schwierig sein, dass sich unser Schachleben jemals davon erholen wird.

Nur zwei Monate vorher nahm Mikhail Tal noch an einem Turnier in Barcelona teil, bei dem er wiederum ein Beispiel seiner unerschöpflichen Klasse mit seiner Partie gegen Joel Lautier zeigte:

 

MIKHAIL TAL vs. JOEL LAUTIER BARCELONA 1992

 

 

kommentiert von por MN Hebert Pérez García 

 

Tal Mikhail – Lautier Joel:

 

                                                                                    

Foto: chess.com                                         Foto: chessbase.de

 

 

                                                                                       

1. d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b5!?

[Spassky pflegte diese scharfe Variante zu spielen, die sicher der junge Lautier auf seine Empfehlung übernommen hatte. Der ehemalige Weltmeister war sein Trainer. ]

4. Lg2 Lb7 5.0-0 c5

6. Lg5 Db6 [ Eine wichtige Alternative ist 6...cxd4 7.Sxd4 Lxg2 8.Kxg2 a6]

7. a4 [Auch war spielbar: 7.Lxf6 gxf6 8.c3 etc.]

7…a6 [Der aktive Zug 7...Sc6!? sollte auch beachtet werden.]

8. Sc3 Se4 9.Sxe4 Lxe4 10.axb5 Dxb5 11.Dd2 f6 12.Lf4 Db7

13. c4!? [Tal geht den vielversprechenden Weg zu einem Figurenopfer.]

                                   

             

13…cxd4

 

                         

 

14. Dxd4 e5 [ Es gibt nichts Besseres, als die Herausforderung anzunehmen.]

15. Lxe5!? fxe5 16.Dxe5+ Le7

17. Sd4 [Sehr stark war auch die taktische Variante 17.Ta3! d5 18.Dxg7 Tf8 19.cxd5 und Weiss steht klar besser.]

17…Lxg2 18. Sf5 Db4 19.Kxg2 Sc6 20.Dxg7 0-0-0 21.Txa6 Db7

 

                                                             

                                                    

22. Tfa1 Sb4+ [Vielleicht war die Verteidung 22...Lc5! 23.Kg1 Thf8 etc. vorzuziehen.]

23. Kg1 Sxa6 24.Dxe7 Db6 25.Da3 Thf8 26.Sd6+ Kc7

27. Dxa6 Ta8 [Besser scheint 27...Dxf2+ 28.Kh1 Db6 29.Sb5+ Kc6 30.Da3 mit Vorteil für Weiss.]

28. Dxb6+ Kxb6 29.Td1 Ta2 30.Td2 Kc6 31.f3 [oder auch 31.f4]

31…Tfa8 32.Sb5 T8a4 [Hier konnte man auch spielen 32...Kc5!? 33.Sc3 Ta1+ 34.Kf2 Td8 35.b3, aber Weiss behält einen positionellen Vorteil.]

33. Tc2?! [Eine zweifelhafter Zug. Uns scheint geeigneter, wie folgt fortzusetzen: 33.Td6+!? Kc5 34.b3 Ta6 35.Td5+ Kb4 36.Sd4]

33…Kc5 [Solider ist 33...Tb4!? 34.Sc3 Taxb2 35.Sd5 Tb8 etc.]

34. Sc3 Ta1+ 35.Kf2 Txc4 [35...Tb4!?]

36. Td2 [Eine ausgezeichnete Möglichkeit war auch 36.b3! Td4 37.Ke3!]

36…Ta7 37.e4 Kc6 [Hartnäckig ist die Alternative 37...Tb7!?]

38. Ke3 [Der unternehmerische Zug 38.e5! war hier wohl vorzuziehen.]

38…Tb7 [38...Tb4] 39.Tc2 [39.e5]

39…d6 40.Kd3 Tc5 41. f4 Tb4 [41...Kd7!?]

42. g4 Kd7 43.g5 Ke6 44.h4 d5!? [In Zeitnot versucht Schwarz, ein Gegenspiel aufzuziehen.]

45. Sxd5 Txc2 46.Sxb4 Txb2

47. Sc2?! [Sicher würde folgende Fortsetzung die Partie entscheiden: 47.Sd5!  und wenn Th2 48.f5+ Kf7 49.e5 Txh4 50.e6+ Kf8 51.f6 Th1 52.Sc7 Te1 53.e7+ Txe7 54.fxe7+ Kxe7 55.Sd5+ Kf7 56.Sf4 mit gewinnbringendem Vorteil für Weiss.]

47…Tb3+ 48.Kc4 Th3 49.Sd4+ Kf7 50.f5 Txh4 51.Kd5 Tg4 52.Sf3 Tg3 53.Se5+ Kg8?! [Hier war 53...Ke8! zu spielen.]

54. f6 Txg5? [Verliert sofort, vielleicht gab 54...Te3 noch einen stärkeren Widerstand.]

55.Ke6 +- [Jetzt setzt sich Tal mit Leichtigkeit durch!]

5…Tg1 56.f7+ Kg7 57.Sd7 Tf1 58.f8D+ Txf8 59.Sxf8 h6 60.Sd7 h5 61.Se5 h4

62. Sf3 und Schwarz gibt auf. 1-0

Schlussstellung:        

 

      

Eine wunderbare Partie von Mikhail Tal, in der seine schöpferische Kunst nicht vermuten liess, dass er sich bereits am Ende seiner brillanten Schachlaufbahn aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes befand.

 

 

 

Zum Nachspielen:

 

Tal vs Lautier    1-0      62         1992           It          A46        Queen's Pawn Game

 

Tal verließ diese Welt viel zu früh mit nur 56 Jahren, aber er hat jede Minute intensiv gelebt und sein Leben so genossen, wie er es für richtig hielt, wobei er die ihm von der Gesellschaft vorgegebenen Wege ausser Acht liess.
Mikhail Tal war ein besonderer Spieler am und abseits vom Schachbrett.

Er liebte von ganzem Herzen das Schach, dem er sich mit Hingabe und Freude widmete.

 

Seinen Beruf genoss er so wie Wenige, eine Tatsache, die in jedem Turnier offensichtlich war.

Er war immer der Erste, der den Turniersaal betrat und während er eine Partie spielte, stand er in den Zug-Pausen auf und wanderte durch die Reihen, um sich die jeweiligen Stellungen an den verschiedenen Tischen anzusehen, so als ob er nicht mit seinem eigenen Spiel genug zu tun gehabt  hätte.

 

Darüber hinaus erschien er immer im Spielsaal an den Tagen, wenn Hängepartien fortgesetzt wurden, obwohl er im Grunde eine Ruhepause hätte einlegen können.

 

In Erinnerung bleiben uns noch seine Blitzpartien, bei denen er nur eine Minute Bedenkzeit forderte, während seine Gegner 5 Minuten Zeit hatten… und fast immer gewann er.

Gern wird als Beispiel zitiert, das sich in einer Pause bei der Schacholympiade im Jahre 1960 ereignete und wo er Bobby Fischer mit 4 – 1 besiegte, der sich danach vollkommen benommen vom Tisch entfernte.

Dasselbe Ergebnis (1 Minute gegen 5 Minuten) wiederholte er gegen Miguel Najdorf, der aus dem Staunen nicht wieder herauskam.

 

 

Foto:  chessbase.com                                 Foto: academicchess.org

 

Tals Spielweise schuf immer „stürmisches Wetter" auf dem Brett, wodurch er zum Publikumsliebling wurde. Die Schachfreunde hielten ihn sogar auf der Straße an, um mit ihm zu sprechen.

 

Wenn er in der Öffentlichkeit auftrat, wurde er liebenswürdig empfangen; auch, wenn der Sieg ihm nicht zulächelte, war er der meist verlangte Spieler. Seine bereitwillige Zugänglichkeit für die Schachamateure trug wesentlich zu seinem weltweiten Ruhm bei, aber sein Kampfgeist und der ständige Wunsch dem Publikum zu gefallen, waren die Grundlage, mit der er seine Legende schmiedete.


Seine einzigartige Spielweise ermöglichte ihm ein große Parzelle auf dem Olymp der größten Schachspieler.

 

Er war keinem Spieler aus der Vergangenheit gleichzusetzen, und niemand hat es geschafft, ihn in seinem Stil bisher nachzuahmen. Sein Spiel lag jenseits der Logik und machte nur einen Sinn in seinem Geist mit Zügen, die die gegnerischen Stellungen in ein Chaos verwandelten, denen kaum einer folgen konnte. Sein Vermächtnis an Partien ist fast unendlich, ein absoluter Schatz für die Kunst des taktischen Schachs.

 

Deshalb verdient er es, dass wir uns nach 20 Jahren wieder an ihn erinnern und seinen frühen Tod beklagen.

 

Bild: timmybx.com

 
Das Ende der Geschichte des „Zauberers von Riga" gestaltete sich sehr traurig. Mikhail Tal war berufen, mit der Auswahl von Lettland bei der Olympiade in Manila teilzunehmen.

(Nur ein Jahr zuvor hatte Lettland die Unabhängigkeit erlangt.)

Aber unerwarteter Weise musste er wieder in die Klinik eingeliefert wegen einer neuen Nierenoperation, wonach sich sein Zustand noch verschlechterte. Somit konnte er nicht seine Mannschaft begleiten.

 

Seine Nieren-Probleme, die schon in seiner Jugend begannen, waren nicht vereinbar mit seinem Lebensstil, und die Ärzte hatten ihn schon lange vorher gewarnt: „Wenn Sie weiter in der Art und Weise diesen Raubbau mit Ihrer Gesundheit treiben, indem Sie so viel trinken und rauchen, sind ihre Tage gezählt."

 

Tal verstand seine Lebensweise auf eine andere Art und dachte, dass ein Leben mit Verboten „nicht lebenswert" sei, so dass er ungehindert sein strapaziöses Leben fortsetzte, indem er weiter rauchte, trank und ganze Nächte lang zwischen Schach und Literatur (seine andere Leidenschaft) verbrachte.

Misha starb in einem Moskauer Krankenhaus. Auf dem Tisch in seinem Krankenzimmer konnte man die während der Olympiade in Manila gespielten Partien sehen, verschiedene Schachzeitschriften, Schachbücher und ein Schachbrett mit den Figuren… Schach war immer bei ihm bis zum letzten Atemzug.

 

Hunderte von Schachfans eilten zum Krankenhaus, als sie von der Todesnachricht erfuhren, weil sie annahmen, dass diese  Nachricht  nicht wahr sein konnte, wie es schon in der Vergangenheit vorgekommen war. Doch dieses Mal war die Nachricht zutreffend, und es blieben nur noch Tränen.

 

Nie hat das Ableben eines Schachspieler so viele Menschen traurig gemacht. Mikhail Tal wurde in Riga, seiner geliebten Heimatstadt, von Tausenden seiner Anhängern begleitet, als er bestattet wurde.

 

Public domain

 

 

Alexander Koblenz, sein Trainer während seiner schachlichen Karriere und 20 Jahre älter, weinte so bitterlich auf der Beerdigung, so dass auch bei den anderen Trauergästen aus aller Welt kein Auge trocken blieb.

 

Sein Trainer starb dann ein Jahr später.

 

 

Aber ein Schachspieler verlässt uns nie ganz, seine Partien werden immer bei uns sein und sind aufgezeichnet, um an sein Talent zu erinnern … und im Falle von Misha Tal gab es viele……..

 

 

Ehrendenkmal im Vermanes Park von Riga

 

Foto: philoe.demon.co.uk.

 

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Quelle: ajedrezdeataque.es 

Sitges (Barcelona), im September 2012


 
 

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