Schach Praline Pos1

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Montag, 21. Januar 2013

Schach-Olympiade am Beginn des II. Weltkrieges

 
 

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über Schach und Kultur von Frank Mayer am 18.01.13

  

 

Foto: Spiegel – dpa

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von Javier Cordero Fernández

Gehen wir zurück in das Jahr 1939. In Buenos Aires erlebte man mit Leidenschaft ein großes Ereignis: die Schacholympiade.

 

Spieler aus der gesamten Welt setzten sich zur Freude der argentinischen Anhänger an die Schachbretter.

Das Turnier fand im Theater Politeama vom 24. August bis 19. September statt.

 

 

Bild: filateliaarguello.com

 

Viele dieser Teilnehmer konnten sich nicht vorstellen, ihrem Leben eine Wende von 180 Grad zu geben, indem sie dank des Schachspieles dem fast sicheren Tod durch die Flucht entronnen.

Die Invasion Polens durch die Nazi-Armee fand am 1. September 1939 statt, also während des noch laufenden Turnieres. Die Kriegsnachricht war wie eine Bombe bei Teilnehmern eingeschlagen und ein ungläubiges Staunen herrschte an den Spieltischen.

 

Man erfuhr von der Verfolgung polnischer Juden (es waren ungefähr 3.000.000) und die Sorge wuchs ständig.

 

 

Foto: nq.online.de

 

Viele Spieler blieben zunächst ratlos in Argentinien, denn sie wussten, dass sie bei der Rückkehr in ihre Heimatländer verfolgt würden und somit ihr Leben ernsthaft in Gefahr sei.

Es waren äußerst schwierige Zeiten, ohne Nachricht ihrer Familien:

sie fühlten sich unfähig, etwas zu tun, um ihnen zu helfen.

 

Auch viele der deutschen Spieler der Olympia-Mannschaft des "Grossdeutschen Reiches" weigerten sich, in ihr Land wegen ihrer jüdischen Abstammung zurückkehren, wie es der Fall von Erich Eliskases, Albert Becker, Paul Michel, Ludwig Engels und Heinrich Reinhardt war.

 

 

Foto: ara.org.ar

 

Dies ist der Anfang der Geschichte, wo einfach ein Spiel wie das Schach geholfen hat, mehrere Menschenleben zu retten.

 

Am Ende des Wettbewerbs blieben nicht nur jüdische Spieler in Argentinien zurück, sondern auch Teilnehmer aus Frankreich, Österreich, Lettland, Polen, den Niederlanden und Litauen für eine längere Zeit ihrer Heimat fern.

 

Die Schachspieler, die sich zu der Zeit in Europa aufhielten, erlitten andere Schicksale. Zitieren wir einige Beispiele:

 

David Przepiórka (polnischer Herkunft)

 

 

Foto: chessgames.com

starb in einem Konzentrationslager.

 

Salo Landau (mit holländischer Nationalität)

 

 

Foto: joodsamsterdam.nl

starb in Auschwitz.

Der Ungar Endre Steiner wurde von der deutschen Wehrmacht erschossen.

 

 

  Foto:  bam.brno.cz

 

Der vom Grauen des Krieges betroffene Spieler,

Dr. Max Euwe, lebte in den Niederlanden praktisch isoliert und erlitt Bedrängnisse und Sanktionen bis zum Ende des Krieges.

 

 

Foto: foro.elhacker.net

 

Dr. Emanuel Lasker wurde aller seiner Besitztümer beraubt und musste mit 60 Jahren wieder anfangen zu spielen, um überleben zu können. Er verzichete auf seine deutsche Staatsbürgerschaft und spielte unter englischer und später unter amerikanischer Flagge.

 

 

Foto: koenig-plauen.de

 

Der legendäre Akiva Rubinstein rettete sich durch seine psychische Erkrankung. Als die Gestapo ihn verhaften wollte, konnte er sein Krankheitsbild durch die ihn betreuenden Ärzte bestätigen lassen, allerdings mit der Auflage, im Krankenhaus zu bleiben, wo er quasi gefangen gehalten wurde.

 

 

courtesy Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires

 

Es gab mehrere sowjetische Spieler, die den Krieg nicht überlebten wie: Belavenets, Geneusky, Rabinovich, Ryumin, Ilyin Zhenevsky und Troitzky.

Dies sind nur einige Beispiele von vielen, die sich während des Krieges ereigneten.

Sie dienen dazu, uns an die fürchterlichen Ereignisse zu erinnern, die jeden Krieg umgeben und uns gute Gründe für die Ablehnung eines jeden bewaffneten Konfliktes liefern.

 

 

Bild: articulo.mercadolibre.com.ar

 

Lassen Sie uns nach Argentinien zurückkehren.

 

Die dort verbliebenen Spieler waren Flüchtlinge mit ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten und hatten nur ein Mittel, um Geld zu verdienen, indem sie Schach spielten. Trotz der doch zum Teil armseligen Zeiten, meisterten sie ihre Schicksale und spielten auf hohem Niveau gut dotierte Turniere.

 

Es gab viele Teilnehmer, die folglich ihre frühere Staatsangehörigkeit aufgaben und beschlossen unter argentinischer Flagge zu spielen und deren Staatsangehörigkeit anzunehmen: Miguel Najdorf, Erich Eliskases, Albert Becker, Paul Michel, Ludwig Engels, Paulin Frydman oder Heinrich Reinhardt.

Die Dankbarkeit gegenüber dem Land, das sie aufgenommen hatte, war offensichtlich.

 

An den argentinischen Turnieren nahmen noch nie so hochkarätige Spieler teil wie: Najdorf, Stahlberg, Sonja Graf, Moshe Czerniak, Pilnik, Eliskases … usw.

Besonders ragten

 

 

Gideon Stahlberg

 

 

und Miguel Najdorf heraus.

Es war ein Vergnügen mitzuerleben, mit welcher Rivalität sie jeweils um den ersten Platz in jedem der Turniere kämpften.

 

Der Einfluss "der Flüchtlinge" war sehr vorteilhaft für das argentinische Schach. Das Spielniveau steigerte sich erheblich bei den abgehaltenen Turnieren, was auch zu einer Verbesserung in der Nationalmannschaft führte. Die argentinischen Spieler konnten sich nun stärkeren Gegnern stellen und erreichten wesentlich bessere Ergebnisse.

Die Nationalmannschaft wurde von Weltklasse-Spielern verstärkt. Betrachten Sie die ausgezeichneten Ergebnisse von Argentinien anlässlich der Olympiaden nach dem Weltkrieg:

Bitte, draufklichen zwecks Bildvergrösserung

Bei den Olympiaden von 1950, 1952 und 1954 konnten nur die sowjetischen Spieler verhindern, dass die argentinische Mannschaft nicht die Goldmedaille erringen konnte.

 

Schach war in der Tat ein Zufluchtsort für einige Spieler, die sich in einer schwierigen persönlichen Lage befanden.

 

Wir wollen nur den Fall Miguel Najdorf erwähnen, welcher insgesamt 300 Personen verlor (einschließlich Freunde und Familie, darunter seine Frau und seine Tochter, die in Auschwitz starben).

 

Najdorf bestätigte, dass das Schach es ihm ermöglichte, seinem Schicksal zu entkommen und nicht geisteskrank zu werden. Die Teilnahme an Turnieren und Simultanvorstellungen konnten ihn emotional wieder aufbauen und erlaubten, finanziell zu überleben.

 

 

Foto: chessbase.com

Unser geliebtes Spiel ermöglichte die Flucht vor den Problemen während den Partien und war ein Balsam für die gequälten Geister der politischen Flüchtlinge in Argentinien.

 

Mit diesen Zeilen möchten wir eine Hommage an diese Gruppe von Spielern leisten. Heutzutage und bequem im Wohlergehen der Gesellschaft neigen wir dazu, uns über Kleinigkeiten zu beschweren, und wir sollten noch viel mehr von dem Kampfgeist der hier genannten Spieler lernen. Diese Ehrung sollte auch dazu dienen, an die Menschen zu erinnern, die ihr Leben in einem Krieg verloren haben, der nie hätte stattfinden dürfen.

 

Das Schach hat seine besondere Charakteristik: wenn ein Spieler stirbt, dann gerät er nicht in Vergessenheit, sondern wird uns durch seine Partien stetig in Erinnerung bleiben. Zukünftige Generationen werden das Erbe eines jeden Schachspielers geniessen und seine geistigen Kunstwerke, die auf einem kleinen Stück Papier notiert sind:

 

Bild: chessbase.com

 

Nachstehend die Abschlusstabelle der Finalrunde der Olympiade

in Buenos Aires 1939:


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Quelle: ajedrezdeataque.com

 

Sitges (Barcelona), im Janaur 2013


 
 

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