Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Freitag, 19. April 2013

Der Schach-Programmierer

 
 

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über Schach und Kultur von Frank Mayer am 18.04.13

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Bild: ajedrezarteycalculoblogsport.com

Von Néstor Quadri

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Er war ein brillanter Wissenschaftler und Programmierer und seit seiner Jugend hatte er nur ein Ziel: Das Schachspiel zu hassen und zu versuchen, es zu zerstören.

Dieses Gefühl befand sich in seinem Unterbewußtsein seit seiner Kindheit; doch sein Vater, der ein mittelmäßiger Spieler war, zwang ihn mit aller Macht, ein Meister zu werden,  was ihm selbst versagt blieb.

Er hatte ihm das Spiel beigebracht,  erklärte und notierte einige grundlegende Varianten, begleitete ihn zu zahlreichen Turnieren, die in der Nähre ihres Wohnortes veranstaltet wurden.

Aber der Sohn spürte keine Leidenschaft für das Spiel, verlor die meisten Partien und war stets den Vorwürfen seines Vaters ausgesetzt, bis der Augenblick kam sich zu weigern, an einem Turnier teilzunehmen zur Verzeiflung und den entsprechenden Schuldzuweisungen seines Vaters. All diese Umstände entwickelten sich soweit, dass er mit seinem ganzen Herzen das Schachspiel verabscheute.

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Bild: albertodifrancisco.blogspot.com

Die Zerstörung  des Schachspieles war auch seine heimliche Aufgabe, der er sich zu einem Großteil seines Lebens vereinsamt und kränklich gewidmet hatte. Im Laufe der Jahre beschränkte er sich nur noch auf die Programmierung von Computern.
Seit seiner Jugend arbeitete er als Programmierer bei IBM, und war aktiv an dem Bau des Betriebssystems von Deep Blue beteiligt, welches auf das Schachspielen programmiert wurde und in der Lage war, 200 Millionen Stellungen pro Sekunde zu berechnen.
Dieses System war für ihn und seine Konstrukteure eine große Genugtuung, weil es den bis dahin besten menschlichen Spieler aller Zeiten Garry Kasparov besiegen konnte; aber es wurden heimlich Tricks angewendet, wobei zumindest ein Grossmeister bei einigen entscheidenden Zügen intervenierte.

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Foto: taringa.net

Unglücklicherweise hatte diese Niederlage keinen Einfluss auf den Ruf des Schachspiels weltweit und eigentlich nur dazu gedient, die überwältigende Arroganz der menschlichen Überlegenheit ein wenig zu dämpfen, die stets im Unterbewusstsein verankert ist.

 Der Computer dient weiter als ein nützliches Werkzeug, um den Spieler dauerhaft zu unterstützen, zu beraten, zu trainieren und verbesserte Varianten oder strategische Pläne zu finden.

Somit wurde das göttliche Spiel überhaupt nicht von der Entwicklung der Computer betroffen, immer unter der Voraussetzung, dass von Angesicht zu Angesicht loyal gespielt wird, so dass die Gegner das Vergnügen des edlen Wettstreites  genießen können, umgeben von Kunst und ästhetischer Schöpfung.

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Foto: es.123rf.com

Diese Tatsache machte den Programmierer wütend und brachte ihn auf die Idee zum Bau eines Programmes, welches so perfekt Schach spielen kann, dass der kleine Vorteil des Anzuges von Weiss ausreichend sein soll, um die Partie zu gewinnen. Wenn dies wahr würde, wären diese ungleichen Kräfte unerbittlich, um den Begriff der Gleichheit beim Beginn des Schachspieles zu zerstören.
Doch in seiner freien Zeit und stets im Verborgenen, allein, immer allein, grübelnd über das bittere Ergebnis seiner Ideen, begann er ein spezielles Programm zu entwickeln. Im Gegensatz zu Deep Blue bot es eine große Menge an Informationen und eine künstliche Intelligenz, die in der Lage war zu entscheiden, welches die beste Antwort auf igendwelche schachlichen Fragen ohne menschliche Hilfe war.

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Bild: omicrono.com

Nach äusserst mühevoller Arbeit war er im Begriff, sein Schach-Programm, das zweifellos das perfekteste und modernste der Welt wäre zu vervollständigen.

Danach würde es gegen sich selbst spielen lassen, um schliesslich zu einem Ergebnis zu kommen.
Allen Schachgroßmeistern, deren Bücher er studiert hatte, war der kleine Öffnungsvorteil nicht ausreichend um zu gewinnen. Sie  waren sicher, dass bei richtiger Führung der schwarzen Steine, sämtliche Varianten unweigerlich in einem Remis enden.

Doch er bezweifelte diese Behauptungen und erwartete, dass die treffsichere Präzision dieses Programmes das Geheimnis enthüllen würde. Wenn er entdecken könnte, dass tatsächlich ein Sieg in allen Fällen dank des minimalen Vorteiles bei der Eröffnung möglich sei, wäre damit das Schicksal des Schachspiels zwangsläufig besiegelt.

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Gemalt von Elke Rehder

Tief in seiner Seele hatte er diese Hoffnung und bei erfolgreichem Test würde er zum bekanntesten und renommiertesten Schach-Programmierer auf dem Planeten.

Als er begann, die endgültigen Anpassungen des Programms vorzunehmen, um mit dem Experiment zu beginnen, erfasste ihn  eine tiefgreifende Unsicherheit, als er den Bildschirm des Computers anstarrte. Er fühlte sich gereizt wie noch nie, und als er nach intensiver und und fast fanatischer Arbeit einschlief und wieder aufwachte, wusste er nicht, ob es ein richtiger Schlaf war oder ob es nur den Anschein hatte.
Schließlich, als er mit der Arbeit fertig war, überwältigten ihn intensive Gefühlserregungen, und er musste ein paar Minuten warten, um sich zu beruhigen, bevor er das Programm auf dem Computer in Betrieb nahm. Nachdem er sich wieder gefaßt hatte, dass der Computer gegen sich selbst spielen konnte, drückte er die Eingabetaste, um die Partie zu starten, und überliess dem Zufallsprinzip einer der 20 möglichen Varianten für die weisse

Eröffnung.

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Das Warten entwickelte sich zu einer Agonie. Es dauerte viele Minuten, die eine Ewigkeit schienen, während sich in ihm eine nagende Angst bildete aufgrund der langsamen Fortschritte des Spieles auf dem Monitor. Er suchte in den Tiefen seines Gedächtnisses selbst jeden Zug wieder zu finden, und wenn er glaubte, ihn ausgemacht zu haben, verlor er aber durch den erlittenen Stress jegliche Erinnerung. Wenn das Programm antwortete, fing er an zu zittern und sein Herz an zu klopfen und zu hämmern.

Von Zeit zu Zeit trübten sich seine Augen, und er wusste nicht, ob sie ihm einen Streich spielten oder sich der Bildschirm verdunkelt hatte. So geschah es, dass ihn seine Nerven mehr und mehr aufzehrten und ihm schliesslich das Herz brachen.

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Bild: es.123rf.com

Da seine Familienmitglieder von ihm keine Nachricht und auf ihre Telefonanrufe keine Antwort erhielten, sorgten sie sich und  entschlossen, zu seinem Haus zu gehen. Doch niemand öffnete, und so brachen sie das Schloss auf.

Sie fanden seinen toten Körper auf dem Computertisch liegend.

Der Computer war weiter in Betrieb geblieben, und man konnte auf dem Bildschirm zwei einsame Könige erkennen.

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 Da die Spielzeit längst überschritten war, standen sie wie versteinert da und schienen sich feierlich zu begrüssen auf diesem  Schwarz-Weiß-Muster des erhabenen und unsterblichen Spieles.

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                            Bild: southerncrossreview.org

 

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Sitges (Barcelona)…..2013


 
 

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