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29. Oktober 1844 + 11. Februar 1911 in Wien
von Javier Fernandez Cordero
Gehen wir ein Jahrhundert zurück in der Zeit:
Eine Zeit der ritterlichen Herren, in der die Normen des Verhaltens durch einen strengen Ehrenkodex geregelt waren.
Aber es war auch eine Zeit der tiefen sozialen Ungerechtigkeit, was zur Folge hatte, dass die soziale Pyramide sehr zugespitzt war. (Der größte Teil des Reichtums war unter wenigen Bürgern aufgeteilt.)
Von seiner Geburt an gehörte Albert von Rothschild zum privilegierten Teil der Gesellschaft.
Das Familienunternehmen, verbunden mit dem Bankgeschäft, wurde vor über einem Jahrhundert gegründet.
Familienwappen ab 1822
Als jedoch Albert und seine beiden Brüder das Erbe antraten, herrschten schlechte Zeiten, die sich auch auf das Unternehmen auswirkten.
In der Tat war die Familie Rothschild sehr mächtig, konnte sogar die Teilnahme Napoleons für seine Kriege finanziell unterstützen… und auch seinen Gegner Wellington. Sie hatten es geschafft, ihre Netzwerke auf andere Länder auszudehnen wie Italien oder Frankreich, wo sie zahlreiche Niederlassungen ihres lukrativen Geschäftes eröffneten …
Geld regiert die Welt und ist das größte Instrument der Macht.
Bild: haunebu7.wordpress.com
Obwohl Albert der jüngste Bruder war, übernahm er die Führung des Familienunternehmens.
Er zeigte ein ausserordentliches Talent für Geschäfte, so dass er das Vermögen und damit auch den Familiennamen wieder herstellte. Mit einem solch florierenden Unternehmen gelang ihnen der „verzwickte" Aufstieg in die obere Gesellschaft und im Jahre 1887 wurden sie Mitglieder des österreich-ungarischen Königshofes.
Doch Albert hatte nicht einfach das Bestreben, ein Vermögen anzuhäufen und von den Höflingen anerkannt zu werden.
Als großer Liebhaber der Kunst versuchte er die Finanzierung von Projekten im Zusammenhang mit Wissenschaft oder Kunst zu unterstützen, wobei die Schachkunst bei ihm einen absoluten Vorrang hatte.
Foto: blog.chess.com
Von seiner Kindheit an, war Albert von Rothschild ein Liebhaber des Schachspieles. Es gibt Hinweise, dass Wilhelm Steinitz
ihm in jener Zeit Schachunterricht gab.
Durch seine berufliche Verpflichtungen konnte er jedoch das Schach nicht professionell verfolgen, aber er wurde ein starker Amateurspieler.
Nachstehend ein Beispiel einer notierten Partie:
S. Pollack : weiß Albert von Rothschild: Schwarz
1892 Wien
1. e4 / e5 2. Sc3 / Sc6 3. g3 / Sf6 4. Lg2 / Lc5 5. Sge2 / d6 6. h3 / e6
7. 0-0 / Dd7 8. Kh2 / h5 9. d3 / 0-0-0 10. Lg5 / Se7 11. f4 / Sg4 + 12. hxg4 / hxg4 +
13. Lh4 / Sg6 14. f5 / Sxh4 15. gxh4 / De7 16. De1 / Txh4 + 17. Kg3 / Dg5
18. Th1 / Th3 + 19. aufgegeben von Pollack.
Nach 11.f4:
Zum Nachspielen:
http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1228381
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Als Spieler kam er nicht über das Niveau eines Amateurs hinaus,
aber sein Name wurde bei zahlreichen Anlässen mit Schach verbunden.
Er betätigte sich als Sponsor und Organisator der starken Wiener Turniere von
http://www.schachchronik.de/einzelturniere/wien1873
http://www.schachchronik.de/einzelturniere/wien1882
http://www.schachchronik.de/einzelturniere/wien1898
http://www.schachchronik.de/einzelturniere/Wien 1903
http://www.schachchronik.de/einzelturniere/Wien/1908
Man ernannte ihn zum Präsidenten des Neuen Wiener Schach-Clubs ab 1872. Darüber hinaus übernahm er ebenfalls die Schirmherrschaft.
Der Wiener Schachklub (ursprünglich Wiener Schach-Club), der von 1897 bis 1938 existierte, war in seiner Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg einer der führenden Schachvereine der Welt. Der Verein war Nachfolger der bereits 1857 gegründeten Wiener Schachgesellschaft und aus deren Fusion entstand der Neue Wiener Schach-Club.
Zu Rothschilds Zeiten entwickelte sich dieser Schachverein zu einer Institution mit über 700 Mitgliedern, in einem eigenen zweistöckigen Gebäude, mit mehreren Spielhallen, einem eigenen Restaurant und Mitarbeitern (undenkbar in der heutigen Zeit) .
Albert von Rothschild wurde auch Mäzen einiger Spieler; der berühmteste war Ignatz Kolisch, einer der stärksten Schachspieler des neunzehnten Jahrhunderts, den er aus der Armut zog und in das Bankgeschäft einführte.
Diese Umstände brachten Kolisch sowohl einen ansehnlichen Reichtum als auch eine Anstellung am königlichen Hof. Man verlieh ihm einen Adelstitel, und er nannte sich von da an Ignatz von Kolisch.
Schliesslich gab er das Schachspiel auf, um sich ausschliesslich den Geschäften zu widmen.
Wie schon vorher erwähnt, engagierte sich Baron Albert von Rothschild bei vielen andere Projekten und wurde zu einem anerkannten und bewunderten Wohltäter und Menschenfreund.
Er war Förderer vieler jüdischer Musiker und Künstler, denen er finanziell bei dem Aufbau und Entwicklung ihrer Karriere half.
Ausserdem finanzierte er den Bau der Wiener Universitätssternwarte
Bild: science.orf.at
und als Anerkennung dieser Geste trug ab dann
ein Asteroid (Nº 719)
seinen Namen Albert.
Foto: spacewatch.lpl.arizona.edu
Foto: spacedaily.com
Im Jahr 1892 finanzierte er den Bau des Rothschild-Krankenhauses in der österreichischen Hauptstadt und gab einer karikativen Stiftung den Namen seiner kurz vorher verstorbenen Frau Bettina.
Es waren die Zeiten der Mäzene und Wohltäter, ein echt goldenes Zeitalter für die Kunst. Erinnern wir uns an dieser Stelle, dass es 6 bildende Künste gab:
Architektur, Malerei, Bildhauerei, Musik, Vortragskunst (Poesie) und Tanz.
Heute gilt der Film wie als siebte Kunstart, der ich voll und ganz zustimme.
Wenn man nun betrachtet, wie das Schach Wissenschaftler, Künstler und Genies aller Epochen angezogen hat, liegt es eigentlich nahe, dieses Spiel als die „achte Kunst" zu bezeichnen…
Gemalt von Elke Rehder
Man muss zugeben, dass in einigen Sparten die Photographie als die achte Kunst ihr Recht beansprucht und die neunte Kunst für die „Comics" vorzusehen wäre, aber meine persönliche Meinung ist, dass das Schach vor diesen beiden Disziplinen sowohl durch den Schwierigkeitsgrad als auch die Schönheit einzustufen ist.
Albert von Rothschild war einer der vielen berühmten Menschen, der durch die wunderbare Welt des Schachs, eine Welt voller Schönheit, Kunst und Strategie gefangen wurde.
Juta Policja (b 1965) et
Mareks Gureckis (b 1974)
Alpha & Omega
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Sitges (Barcelona), im Juni 2012
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