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Foto chessbase.com
Zum 20. Todestag am 28. Juni 2012
Von Javier Fernandez Cordero
Der kleine Misha fing schon mit 3 Jahren an, seine Eltern zu überraschen: als er las, konnte er ganze Seiten des Buches auswendig wiedergeben.
Jemand, der so war, konnte kein gewöhnlicher Mensch sein. Diese Tatsache wurde anlässlich seiner Einschulung bestätigt. Es dauerte nur 3 Tage, bis die Schulleitung ihn in die 3. Klasse versetzte.
Mit 10 Jahren kam er zum ersten Mal mit Schach in Kontakt, was ihn sofort begeisterte.
Seinerzeit hatte er auch mit Inbrunst Fußball gespielt in der Position als Torwart. Wie seine Mitspieler sagten, war er durchaus ein guter Torhüter.
Seine andere große Leidenschaft, diesmal nicht rein sportlich, war die klassische Musik, eine Vorliebe, die er von seiner Mutter geerbt hatte.
In der Schule überragte er die meisten Mitschüler, vor allem in Mathematik, so dass sein Lehrer manchmal in Verzweiflung geriet, weil Mikhail sein Schulheft nicht benutzte und sowohl die Gleichungen als auch komplizierte Probleme in seinem Gedächtnis löste und die Ergebnisse auswendig vortrug.
Als er sich mit Schach beschäftigte, besuchte er den „Palast der Pioniere" von Riga
Bild: aeliita123.blogspot.com
und bat um Aufnahme, die ihm unverzüglich gewährt wurde angesichts seines hohen Bildungsgrades und des bereits vorhandenen Spielniveaus.
Mikhail Tal verbrachte ganze Tage im Klub. Bis spät in die Nacht hinein verschlang er sämtliche, zur Verfügung stehenden Schachbücher.
Er analysierte „blind" die verschiedenen Partien, in dem er ab und an dort schlaflose Nächte verbrachte, weil er sich voll und ganz dieser Aufgabe widmete.
Natürlich wurden seine Eltern langsam besorgt, als sie feststellten, dass sich ihr Sohn wie besessen dem Schach widmete und beschlossen, den Rat des lettischen Schachmeisters Alexander Koblenz (*1916 +1993) einzuholen.
Alexander Koblenz beobachtete und prüfte das Schach von Mikhail Tal und kam zu dem Schluss, dass Mischa ganz sicher ein grosser Meister werden würde, da er ein aussergewöhnliches Talent besässe.
Alexander Koblenz fing an, Mikhail Tal auszubilden und zu trainieren; eine Tatsache, die sich über die gesamte schachliche Karriere von Mikhail Tal hinzog.
Im Laufe der Jahre wurde Alexander Koblenz zu einer absoluten Vertrauensperson und zunehmend wichtiger, je weiter Mikhail Tal sich entwickelte und zum absoluten Spitzenspieler wurde.
Foto: 123 people.de
Alexander Koblenz, Trainer, Förderer und guter Freund von Tal
Das alles klang nach einem sehr vielversprechenden Anfang, jedoch in so turbulenten Zeiten wie gegen Ende der 1. Hälfte des letzten Jahrhunderts konnte das Unglück hinter jeder Ecke warten.
Als die deutsche Wehrmacht dann Mitte 1941 in die Sowjetunion einmarschierte, sah sich die Familie Tal gezwungen, in Yurla (im Herzen des Urals) Zuflucht zu suchen, so dass der Junge und seine Eltern andere Sorgen als das Schach hatten.
Nach dem Krieg konnte die Familie nach Riga zurückkehren und Mikhail auch wieder das Studium des Schachs aufnehmen.
Tals geistige Kapazitäten kannten keine Grenzen, die er wieder zu Beginn seines Universitätsstudium mit 16 Jahren zeigte, als er eine besondere Genehmigung des "Ministeriums für Bildung" wegen seines jugendlichen Alters erhielt. Er hatte schon einmal mit 15 Jahren diesen Versuch unternommen, aber die gesetzliche Vorschrift war ein Mindestalter von 16 Jahren.
Er widmete sich in Rekordzeit dem Studium der Literatur, eine seiner großen Leidenschaften.
Er hätte in der Tat alles studiert haben können. Seine Fähigkeiten waren unermässlich, und ich habe keinen Zweifel, dass er in allen Berufen, die er sich ausgesucht hätte, sehr erfolgreich geworden wäre.
Zum Glück für die Schachanhänger verschrieb Mikhail Tal sich unvermeidbar diesem geistigen Sport.
Seine Fortschritte im Schach konnten mit seinen kometenhaften Erfolgen bei den Universitätsstudien gleichgesetzt werden.
Mit 13 Jahren gelang es ihm, den Großmeister Ratmir Jolmov
Foto:en.wikipedia.org
während einer Simultanvorstellung in Riga zu besiegen.
Mikhail Tal besass trotz seines jungen Alters bereits ausgeprägte Fähigkeiten für die Analysen und Berechnungen der Züge. Aber es kommt nicht sehr häufig vor, so schnell einen sogenannnten "Killer-Instinkt" im Schach zu entwickeln, den er bis zum Ende seiner Karriere beibehielt.
In demselben Jahr lieferte er ein weiteres großartiges Angriffsspiel, seine erste Partie, die in einem Magazin veröffentlicht wurde.
Den ersten Preis in seiner Laufbahn erhielt er nicht für den Gewinn eines Turnieres sondern für eine Partie: Er gewann den Schönheitspreis wegen der spektakulärsten Partie anlässlich des Turnieres „der drei baltischen Republiken 1948".
(Anmerkung: jene Partie war nicht auffindbar.)
Als Belohnung wurde ihm ein riesige Luxusausgabe von "Peter I", geschrieben von Leo Tolstoi, überreicht.
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Talent im Überfluss und eine Philosophie des Spiels, die sein ganzes Leben lang anhalten würde: Angriff, immer auf Angriff zu spielen.
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Abschliessend zeigen wir den geneigten Lesern ein neueres Denkmal zu Ehren von
Mikhail Tal
aufgestellt im Vermanes Park in Riga.
Foto: philoe.demon.co.uk
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Sitges (Barcelona), im Juli 2012
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