Schach Praline Pos1

Schach Praline Pos1
Kann Weiß gewinnen ???

Donnerstag, 28. April 2011

Erinnerung an GM Gösta Stoltz

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 22.10.10


 

 

Courtesy Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires

von NM Hebert Pérez García aus Holland  

 

übersetzt und illustriert von Frank Mayer

 

***********

Nun sind es schon 47 Jahre her, als der unvergessliche schwedische Grossmeister Gösta Stoltz (+ 9. Mai 1904 in Stockholm + 25. Juli 1963 ebenda) von uns gegangen ist.

 

Zusammen mit weiteren bekannten schwedischen Meistern wie Gideon  Stahlberg und Erik Lundin befanden sie sich in der Avantgarde der besten Spieler Ende der 20iger und im Jahrzehnt der 30iger Jahre.

 

Der unternehmerische Spielstil wurde mit einer verdienten Bewunderung von dem damaligen Weltmeister

Dr. Alexander Aljechin


 

  

 

 copyright chesslessons.info

 

wie folgt gewürdigt:

 

"Stoltz hat einen sehr feinen Sinn dafür, fast unglaubliche Ideen in die Tat umzusetzen.

Diese Eigenschaft kann von keinem Buch gelehrt werden, sondern ist gerade das, was einen Grossmeister auszeichnet."

 

Eine seiner wohl beeindruckendsten Partie, die die absolute Vorliebe des Grossmeister und ex-Weltmeister  

Ruslan Ponomariov hat,


 

 

 copyright chessbase.de

 

ist die Gewinnpartie von Gösta Stoltz mit Schwarz gegen den ausgezeichneten Kombinationspieler GM Rudolf Spielmann,

die in Stockholm im Jahre 1931 ausgetragen wurde.

 

Gewiss war die Begegnung sehr spektakulär, obwohl die Richtigkeit des dynamischen Materialopfers von Stoltz etwas zweifelhaft ist.

 

Gehen wir nun an die Tatsachen:

 

Rudolf Spielmann                   Gösta Stoltz


 

 

Stockholm 1930/1 Match (5) HPG

 

1. e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Sf6 4.e5 Sfd7 5.Ld3 c5 6.c3 Sc6 7.Se2 Db6 8.Sf3 cxd4 9.cxd4 Lb4+

 

10.Kf1 f6 [Eine riskante Entscheidung. Eine andere Option wäre: 10…Le7 11. a3 oder 11. g3 bzw. 11. h4 ]

11. Sf4 fxe5 12.Sxe6

  

12…e4 (wobei hier schon gewagte Komplikationen beginnen.)

13. Lf4 exf3 (offensichtlich zitterten Stoltz hier nicht die Hände in dem Augenblick, Material zu opfern. Die nun entandene Postion ist äusserst interessant, trotz der immer noch bestehenden Bedenken im Hinblick auf die Richtigkeit des riskanten Konzeptes.)

14. Lc7 (mit sattem Materialgewinn, aber Schwarz steht positionell gut und behält latente und günstige Gelegenheiten. Es ist durchaus möglich, dass

Stoltz genau wusste, was er machte – sicher aufgrund seiner häuslichen Studien.)

14. ..Sf6 15.Sxg7+ Kf7 16.Lxb6 Lg4

 

17.g3 [Eine kritische Variante war 17. Db3!? Und wenn dann 17….axb6 18. Sf5 fxg2+ 19. Kxg2 Tag8 20. Sh6+ Kf8 21. f3! usw.

Jetzt wird der weisse Turm "h1" vom Spiel ausgeschlossen.]

17…Lh3+ 18.Kg1 Kxg7 19.Lc7 [Besser war 19.Lc5]

19…The8 20.Le5?! [Richtig war 20. Db3!, aber nicht 20. Dxf3? wegen Sxd4 21. Df4 Te4! 22. Dg5+ Kf7 -+]

20…Sxe5 21.dxe5 Txe5 22.Db3? [Verliert sofort. Unabdinglich wäre der Verteigungsversuch mit 22. Lf1!? Te1 23. Dxe1 Lxe1 24. Lxh3 Te8 25. Lf1 La5 gewesen.]

22…Lc5! (Der Angriff auf den weissen König entwickelt sich zu einer tödlichen Kraft.)

23. Lf5 [Hier wird der Versuch unternommen, die schwarzen Truppen provisorisch abzuleiten. Es verliert natürlich 23. Dxb7 +? Wegen 23. …Te7 24. Dxa8 Sg4 25. Tf1 Sxf2!-+]

23…Lxf5-+ [oder 23...Txf5! 24.Dxb7+ Kg6 25.Dxa8 Te5-+]

24. Dxb7+ Kg6 25.Dxa8 Te2 26.h4 [oder 26.Tf1 Lh3-+]

26…Lxf2+ 27.Kf1 Ld3 28.h5+ Kg5 29.Td1 Td2 und Weiss gibt auf: 0:1

Hier die Partie zum Nachspielen:

http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1130930

Weiss gibt auf!

gemalt von Elke Rehder

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Sitges (Barcelona) im Oktober 2010


 
 

Optionen:

 
 

Die Einsamkeit eines Schachspielers im Park

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 18.11.10


 

 

 

 

 

Im Park

 

Ein leichter und frühlingshafter Regen hatte dem Rasen einen frischen und intensiven Ton und den feuchten Pflanzen und Bäumen einen wunderbaren Glanz gegeben.

 

Der Wind strich über die Gräser und Blätter, und es roch nach Frische.

 

Die Kinder wurden angehalten, nicht auf den Spielplatz zu gehen, denn sie könnten von den nassen Spielgeräten abrutschen; sicher lärmten und stromerten sie jetzt in ihren Wohnvierteln.

 

Gerhard, der alte Witwer seit vielen Jahren, stellte sich nachdenklich vor das grosse Rasen-Schachbrett, das ebenso recht nass geworden war und betrachte die verschiedenen Figuren.

 

 

 

gemalt von Elke Rehder:


 

"Hat er den Springer gezogen? Eine Strategie, wie sie im Buch steht. Nun gut! Bis jetzt hat er mich nicht überrascht."

Es hatte ihn doch einige Mühe gekostet, über die Stellung nachzudenken und schliesslich musste er sogar mit sich selbst kämpfen.

 

Während einer ganzen Weile hatte er die Äste der grossen Tannen betrachtet, die sich sanft im Wind wiegten, er hatte geträumt und fühlte eine leichte Sehnsucht.

 

 

 

Was musste sein Gegner für ein Mensch sein, der sich Franz nannte?

Wäre es wert, ihn näher kennenzulernen?

 

Er war schon ein besonderer Mann; er machte einen einfachen Eindruck, lachte ständig, so dass sich das Lachen in seinen Augen widerspiegelte.

 

Was muss er wohl von mir denken?

 

Ein alter und schweigsamer Esel? Ein verbitterter Dummkopf?

 

Er sah das runde und dunkle Gesicht des Anderen und hörte sein höhnisches Lachen.

 

"Ich mag die Leute nicht, die ständig lachen. Das Leben ist verdammt Ernst.

 

Wo wird er wohl sein? Normalerweise ist er zu dieser Zeit immer hier; sicher hat er irgendwelche Schwierigkeiten mit seinen zahlreichen Enkeln gehabt.

Eigentlich ein armer Kerl!" murmelte er vor sicher her und fühlte sich etwas unglücklich.

 

Mit ein paar Schritten näherte er sich dem grossen Schachfeld, sah noch einmal die Figuren genau an und begann zu lächeln.


 

  

 

"Mal sehen, was Franz nun von diesem Zug denkt.

Die kleine Rochade! Das wird eine Überraschung für ihn sein."

 

Er wartete, bis die Temperaturen sanken, es war kalt geworden, seine Schultern zitterten etwas, und er entfernte sich müde und matt von dem Platz; es war das erste Mal seit Monaten, dass er sich nicht freute, als er in sein verlassenes Zimmer zurückkehrte, und es sich in seinem Sessel bequem machte.

 

Am nächsten Tag kam er wieder.

 

Er blieb verwirrt vor dem grossen Schachfeld stehen.

"Die verfluchten Kinder!"

 

Einer hatte alle Figuren sorgfältig an den Rand des Schachfeldes gestellt und zwar so, dass sie geordnet dastanden, allerdings immer abwechselnd weisse und schwarze Figuren.

 

Auf diese Weise umgaben sie das Schachbrett wie eine Truppe von neugierigen Zusschauern.

 

Bauern und Springer, Damen. Türme, der weisse König und die Läufer blickten erstarrt, wie fasziniert auf die einsame Figur mitten auf dem Feld.

 

Der schwarze König lag da wie niedergeschlagen, in der Mitte des Feldes auf dem Schnittpunkt der Felder d-e und 4-5.

 

 

Foto: Thorsten Mayer

 

"Wie tot", dachte Gerhard automatisch, und er fühlte, wie sich eine Kälte von den Füssen bis zum Kopf zog.

 

"Nein, nein! Nicht tot – schachmatt! Ich glaube nicht an solche Symbole in ähnlichen Fällen wie diesen – glücklicherweise."

 

Zweimal ging er um das Feld, betrachtete die Truppe, normalwerweise recht kämpferisch, die nun eigentlich ohne Sinn aufgestellt war.

 

Entschlossen ging er auf das Schachbrett, näherte sich dem geschlagenen König und stellte ihn wieder aufrecht; genau wieder auf denselben Schnittpunkt der Felder in der Mitte.

 

Die Folgerung:

Jetzt fühlte er sich wohl, und er setzte sich wieder auf die Bank, wo er sich sonst mit Franz traf.

 

Plötzlich überkam ihn ein Gefühl der Ängstlichkeit, als er die leere Bank ansah.


 

  

 

"Warum kommt er nicht? Warum? Warum ist er nicht hier?

Er wollte jeden Tag hier sein – immer!"

 

War es seine Schuld? Vielleicht schien ich ihm gegenüber zu eingebildet?

 

Andererseits war es auch nicht einfach, mit dieser doch ganz fremden Person umzugehen….

 

"Und nun, was?"

 

"Ich brauche ihn – gerade jetzt", als er eine unerklärbare Einsamkeit spürte, als er glaubte, mit Franz einen Menschen gefunden zu haben, in dem er eine Herausforderung im Schach entdeckt hatte.

Wo mag er sein?"

 

Nachdenklich verliess er das grosse Schachbrett, aber dieses Mal in eine andere Richtung. Er ging schnell und entschlossen.

 

Ich muss das "Gambit" finden; es sollte hier in der Nähe zu finden sein.

 

Vielleicht….

 

 

 Die Einsamkeit eines alten Schachspielers

 

 

Quelle: Tabladeflandes.com

 

Sitges (Barcelona), im November 2010


 
 

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Mittwoch, 27. April 2011

Der Meteorit

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 02.12.09


copyright planetariogalilei.com

von Jaroslav Veis – angepasst und illustriert von Frank Mayer

Präambel:

Dämmerung.

Dunkle, schwere Eichenmöbel, dunkle, schwere Samtvorhänge, die in weichen Falten über vergilbte Stores fallen.

Dunkle Türen, dunkle Bilder in brüchigen Rahmen, gedämpftes Licht.

Gemalt von Marcel Duchamp

So ist es gut.

Dunkle Welt.

So ist es erträglich.

Das Interview:

"Meister, man sagt von Ihnen, Sie leuchten wie ein Meteorit. Sie strahlen blendendes Licht aus, in der die ganze Schachwelt nur als schwacher Abglanz erscheint.

Wie würde Ihnen der Beinahme <amerikanischer Meteorit>

gefallen?"

"Amerikanischer Meteorit?"

"Sie interessieren sich für Schach, Madam?"

"Miss Helen Cartwright, Meister. "Daily News".

Nein ich interessiere mich nicht für Schach.

Das ist für Frauen zu metaphysisch.

Aber ich interessiere mich, wir alle interessieren uns für berühmte Persönlichkeiten.

Und Sie sind nach dem Kampf gegen Derandes der Held des Tages.

Wissen Sie, dass Sie der erste Schachspieler sind, dem die

ganze zwei Spalten auf der ersten Seite widmen will?"

"Hmm. Ich nehme an…..das ist für mich eine grosse Ehre.

Miss Cartwright. Wahrscheinlich verdiene ich das gar nicht."

"Erlauben sie, Meister, aber das wissen wir besser. Ich verstehe nichts vom Schach und Sie verstehen nichts vom Journalismus.

Es kommt alles auf die Aufmachung an. Wenn man es geschickt anfängt, werden unsere Leser sich morgen um eine Autogramm von Ihnen prügeln."

"Wirklich?"

"Gewiss. Und deshalb möchte ich wissen, was Sie von diesem Beinamen halten. Beinamen ziehen nämlich, das wissen wir aus Erfahrung.

<Der amerikanische Meteorit>, das klingt doch gut."

"Ich …..ich weiss nicht. Und Sie glauben wirklich, ich strahle?"

"Hauptsache, unsere Leser glauben es. Wir machen aus Ihnen ein Symbol des Lichts, den Cäsar des Schachbretts!

Veni vidi vici

copyright farm2.static.flickr.com

"Er kam, sah und siegte. Und das alles in bloss drei Jahren!"

Und das alles bloss in drei Jahren.

Und das alles…

Das Resultat:

Bilder. Ein Strom von Bildern, bekannten, halbvergessenen, immer tiefer, langsam vorbeifliessend. Er steht in der Mitte, unbeweglich, allein.

Weisse und schwarze Felder, in denen die Welt sich spiegelt. Nun kommen graue Schatten hinzu.

Gemalt von David Spa

Das Leben. Ein toller Wirbel kurzer Episoden.

Verwirrrung. Suchen. Angst.

Der Schluss:

Auch nach vielen Jahren wird man den Meister auf dieser Erde nicht vergessen, der als Meteorit bei seiner Reise durch das All wunderbare Erlebnisse erfahren durfte.

Die Welt um ihn herum trat auseinander und er mit ihr,

Läufer,

gemalt von Elke Rehder

Damen,

gemalt von Elke Rehder

Springer

gemalt von Elke Rehder

und Türme

gemalt von Elke Rehder

entfernten sich kreiselnd in den Weltraum hinaus und verwandelten sich in strahlende Sterne.

Noch ein letztes Mal blickte er zurück, dann flog er bereits, restlos glücklich, dem leuchtenden Dunkel entgegen.

**************

Sitges (Barcelona), im Dezember 2009


 
 

Optionen:

 
 

Der Meteorit

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 02.12.09


copyright planetariogalilei.com

von Jaroslav Veis – angepasst und illustriert von Frank Mayer

Präambel:

Dämmerung.

Dunkle, schwere Eichenmöbel, dunkle, schwere Samtvorhänge, die in weichen Falten über vergilbte Stores fallen.

Dunkle Türen, dunkle Bilder in brüchigen Rahmen, gedämpftes Licht.

Gemalt von Marcel Duchamp

So ist es gut.

Dunkle Welt.

So ist es erträglich.

Das Interview:

"Meister, man sagt von Ihnen, Sie leuchten wie ein Meteorit. Sie strahlen blendendes Licht aus, in der die ganze Schachwelt nur als schwacher Abglanz erscheint.

Wie würde Ihnen der Beinahme <amerikanischer Meteorit>

gefallen?"

"Amerikanischer Meteorit?"

"Sie interessieren sich für Schach, Madam?"

"Miss Helen Cartwright, Meister. "Daily News".

Nein ich interessiere mich nicht für Schach.

Das ist für Frauen zu metaphysisch.

Aber ich interessiere mich, wir alle interessieren uns für berühmte Persönlichkeiten.

Und Sie sind nach dem Kampf gegen Derandes der Held des Tages.

Wissen Sie, dass Sie der erste Schachspieler sind, dem die

ganze zwei Spalten auf der ersten Seite widmen will?"

"Hmm. Ich nehme an…..das ist für mich eine grosse Ehre.

Miss Cartwright. Wahrscheinlich verdiene ich das gar nicht."

"Erlauben sie, Meister, aber das wissen wir besser. Ich verstehe nichts vom Schach und Sie verstehen nichts vom Journalismus.

Es kommt alles auf die Aufmachung an. Wenn man es geschickt anfängt, werden unsere Leser sich morgen um eine Autogramm von Ihnen prügeln."

"Wirklich?"

"Gewiss. Und deshalb möchte ich wissen, was Sie von diesem Beinamen halten. Beinamen ziehen nämlich, das wissen wir aus Erfahrung.

<Der amerikanische Meteorit>, das klingt doch gut."

"Ich …..ich weiss nicht. Und Sie glauben wirklich, ich strahle?"

"Hauptsache, unsere Leser glauben es. Wir machen aus Ihnen ein Symbol des Lichts, den Cäsar des Schachbretts!

Veni vidi vici

copyright farm2.static.flickr.com

"Er kam, sah und siegte. Und das alles in bloss drei Jahren!"

Und das alles bloss in drei Jahren.

Und das alles…

Das Resultat:

Bilder. Ein Strom von Bildern, bekannten, halbvergessenen, immer tiefer, langsam vorbeifliessend. Er steht in der Mitte, unbeweglich, allein.

Weisse und schwarze Felder, in denen die Welt sich spiegelt. Nun kommen graue Schatten hinzu.

Gemalt von David Spa

Das Leben. Ein toller Wirbel kurzer Episoden.

Verwirrrung. Suchen. Angst.

Der Schluss:

Auch nach vielen Jahren wird man den Meister auf dieser Erde nicht vergessen, der als Meteorit bei seiner Reise durch das All wunderbare Erlebnisse erfahren durfte.

Die Welt um ihn herum trat auseinander und er mit ihr,

Läufer,

gemalt von Elke Rehder

Damen,

gemalt von Elke Rehder

Springer

gemalt von Elke Rehder

und Türme

gemalt von Elke Rehder

entfernten sich kreiselnd in den Weltraum hinaus und verwandelten sich in strahlende Sterne.

Noch ein letztes Mal blickte er zurück, dann flog er bereits, restlos glücklich, dem leuchtenden Dunkel entgegen.

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Sitges (Barcelona), im Dezember 2009


 
 

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Eine Erinnerung an Johannes Hermann Zukertort

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 18.02.10

(*7.9.1842 in Lublin + 20.6.1888 in London)

Courtesy Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires

Johannes Hermann Zukertort war ein polnisch-deutscher Schachmeister.

An universeller Begabung dürfte Zuckertort nicht so schnell übertroffen werden.
Neben seiner Hauptleidenschaft, das Schach, studierte er in Heidelberg, Chemie, in Berlin Physiologie, und er soll in Breslau den akademischen Grad eines Dr. med erlangt haben.
Allerdings wurde diese Überlieferung von den polnischen Historikern Tomasz Lissowski und Cezary W. Dománski in ihrer Zukertort-Biographie "Arcimistrz z Lublina" (Warschau 2002) widerlegt.

In drei Kriegen Preussens wurde er als "Militärarzt" mehrfach schwer verwundet und erhielt hohe Orden.

Später betätigte sich der hervorragende Pianist als Musikkritiker und gab vorübergehend eine eigene Zeitung heraus.

Als enger Berater von Otto von Bismarck

copyright doctorsite.files.wordpress.com

vertrat er später aber dessen "Blut- und Eisenpolitik" nicht mehr und übersiedelte nach England.

 
Zukertort beherrschte neun Sprachen perfekt und konnte in mindestens weiteren sieben das Gedruckte verstehend lesen.

Zukertort war auch einer der stärksten Fechter seiner Zeit, galt als kaum zu schlagender Pistolenschütze und beherrschte mehrere Kampfsportarten so, dass ihm die Widersacher lieber aus dem Weg gingen.

Soweit zu seinen persönlichen Eigenschaften.

Seine schachlichen Meriten errang er zunächst als Schüler von

Adolf Anderssen

copyright chessbase.de

in Breslau, der vielen damals als bedeutendster Spieler der Welt galt.

Im Jahre 1871 gelang es Zukertort, seinen Lehrer im Wettkampf in Berlin zu besiegen mit dem Ergebnis von 5:2 Punkten.

Zuvor, im Jahre 1867, zog  Zukertort nach Berlin um.

Dort wurde er Mitglied der Berliner Schachgesellschaft und übernahm die Redaktion der Neuen Berliner Schachzeitung, deren offizieller, aber nicht praktizierender Hauptredakteur
Adolf Anderssen war.

Nachstehend ein "Familienfoto" des Turnieres in Barmen 1869
wie folgt:

Schallopp, W. Paulsen, Anderssen, Hein, Minckwitz, Zukertort
copyright endgame.nl

Schliesslich nahm Zukertort 1872 seinen ständigen Wohnsitz in London. Dort gab es viel bessere Chancen, eine Existenz als Berufsspieler zu führen.

Rivalität mit Steinitz und Lebensende:

Neben Wilhelm Steinitz galt er bald als bester Spieler in England.
Zunächst verlor er einen Wettkampf gegen Steinitz

copyright 3.bp.blogspot.com

im Oktober 1872 mit 9:3 (7  Siege Steinitz, 1 Zukertort, 4 Remis).

copyright zwischenzug.de

Steinitz zog sich 1875 für 7 Jahre vom praktischen Spiel zurück, da er keinen ernsthaften Gegner mehr sah.
Währenddessen konnte Zukertort seine schachlichen Fähigkeiten laufend verbessern.
Zu Anfang der 1880er Jahre galt er bereits als klar bester Spieler nach Steinitz.
Sein grösster Erfolg, der überlegende Sieg im grossen Londoner Turnier von 1883:

Spielort:

Victoria Hall im Criterion-Gebäude

das er mit drei Punkten Vorsprung auf Steinitz, der Zweiter wurde, gewann, liess die damalige Schachwelt glauben, Steinitz' Anspruch auf den "Weltmeister" sei vorbei, und die Ehre gebühre Zukertort.

1883
copyright endgame.nl

Nach langwierigen Verhandlungen fanden sich in den USA Geldgeber, die einen Wettkampf um die Weltmeisterschaft im Schach finanzierten.
Vom 11. Januar bis zum 29. März 1886 wurde der Wettkampf auf 10 Gewinnpartien (Remisen zählten nicht) zwischen den beiden in
New York, St. Louis und New Oleans ausgetragen.

Steinitz gewann mit 12,5: 7,5 (10 Siege, 5 Niederlagen und 5 Remis) Punkten.
Ergebnisse der WM 1886

Modus: Zehn Siege

Johannes Hermann Zukertort, der von seinem Arzt vor dieser neuerlichen Anstrengung gewarnt worden war, brach nach einer hohen Führung (4:1 nach dem Auftakt in New York) psychisch und physisch ein.
Nachdem Seinitz in St. Louis auf 4:4 (in nur 4 Partien) ausgleichen konnte, benötigte er nur noch elf weitere Partien in New Orleans, um auf die erforderlichen zehn Gewinnpartien zu kommen.

Zukertort erholte sich nicht mehr von diesem Zusammenbruch, und war nur noch "ein Schatten seiner selbst"

(lt. Dr. Siegbert Tarrasch)

in den folgenden wenigen Turnieren, die er bis zu seinem durch einen Schlaganfall herbeigeführten Tod im Jahr 1888 (während eines Handicap-Turnieres im Cigar Divan (London)

spielte.

Ausserdem wurde nach Zukertort ein Eröffnungssystem benannt.
Die Züge waren: 1. Sf3 d5 2. d4 Sf6 3. e3 e7 4. b3

Zukertort selbst entwickelte meistens den weissfeldrigen Läufer nach "e2″, wobei in der modernen Spielweise, der Läufer wohl eher auf "e3" postiert wird.

Die höchste von Zukertort erreichte historische Elo-Zahl betrug 2.798 Punkte.
Die nachträglich berechnete Weltrangliste von 8/1878 bis 11/1882 und erneut von Juli bis September 1.883 ergab für ihn den 1. Platz.

Nachstehend noch eine Glanzpartie, die wir wie folgt bezeichnen:

"Die Unsterbliche" von Zukertort
Johannes Hermann Zukertort – Joseph Henry Blackburne
Londres, 1883
1-0
Johannes Hermann Zukertort

copyright wikipedia.org

Siehe Partie

Quellen: Schachverein Dachau und Wikipedia

Sitges (Barcelona), im Februar 2010


 
 

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