Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Freitag, 9. März 2012

Briefe von Paul Morphy

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 08.03.12

(zur Vergrösserung bitte draufklicken)
über einen spanischen Schachfreund erhielten wir aus einer Privatsammlung die Abbildung dieses fast unbekannten Dokumentes von 1858, das im Jahre 1962 bei einer Auktion in Paris ersteigert wurde.

 

 

Literarische Übersetzung:

Hotel Breteuil, 8. Oktober 1858 

Sehr geehrter Herr,

kürzlich habe ich zwei Briefe erhalten, einen des Leipziger Schachklubs und einen anderen aus Breslau, womit man mich einlädt, nach dort zu fahren, um ein match gegen Herrn Anderssen zu bestreiten.

[Leider] ist es mir nicht möglich, diesen Einladungen nachzukommen.

Deshalb schlage ich folgendes vor, was sicher auch die Schachanhänger des Café de la Régence erfreuen wird.

 

Die von dem Sponsor, Herrn Harrwitz, mir zugeschickten 295 Francs stelle ich zur Verfügung, um die Reisekosten von Herrn Anderssen zu bestreiten.

Die Einladung [zu dem match] wird ihm von den [Schach-] Anhängern des La Régence zugeschickt.

Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung.

Paul Morphy

 

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Nach Befragen des Experten (Dr. Karl Klittisch) wird uns wie folgt geantwortet:

"Bei dem Dokument handelt es sich eine Faksimilewiedergabe aus der Schachzeitschrift "La Strategie" von 1884.

 

 

Ein weiterer Beweis für das Faksimile ist sowohl das verwendete Papier, als auch zeigen die sich überlagernden Schriftzüge die Sprache des Nachdruckes".

 

Da wir bezüglich der Echtheit dieses Dokumentes weitere Zweifel hegten, gelang es uns, von Herrn Harald Balló die gescannten und entsprechenden Auszüge aus der Zeitschrift vom 15. August 1884 zu erhalten, die nachstehend abgebildet sind und anlässlich des Nachrufes zum Ableben von Paul Morphy geschrieben wurden:

 

(Zum Vergrössern bitte draufklicken) 

 

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Weitere Nachforschungen ergaben:

 

1. Paul Morphy * 22. Juni 1937 New Orleans + 10. Juli 1884 ebenda

entstammte einer angesehenen Familie.

Sein Vater war gebürtiger Spanier und seine Mutter Französin.

Sowohl sein Vater als auch sein Onkel mütterlicherseits (Joseph Le Carpentier) brachten ihm das Schachspiel bei.

Dass Paul Morphy neben der englischen auch die französiche Sprache beherrschte, liegt schon aufgrund der Familienverhältnisse auf der Hand.

 

2. Bei dem am 8. Oktober 1858 geschriebenen Brief bezieht dieser sich auf das in jener Zeit existierende Hotel BreteuilRue du Dauphin, Paris;

nicht zu verwechseln mit dem im Jahre 1892 erbauten Hotel Breteuil, Avenue Foch Nº 12 / Rue Rude Nº 2-4 in Paris.

 

3. Die Schachzeitschrift "La Strategie" schreibt u.a., dass man den Orginalbrief von Paul Morphy in den Händen habe, aber einen Nachdruck (Faksimile) vornehme, damit alle Schachfreunde dieses Dokument sehen können, denn es sei sehr selten gewesen, dass man von Paul Morphy handschriftliche Notizen oder Briefe  fand.

 

4. Der Brief ist an den Inhaber des Café La Régence gerichtet.

 

 

                                   

Bild: ajedreznd.com

 

Paul Morphy lehnt eine Einladung der Schachklubs in Leipzig und Breslau ab, um dort ein match mit Adolf Anderssen auzutragen.

Vielmehr bietet er einen Betrag von Francs 295.—an, der ihm von Herrn Harrwitz gesponsert wurde, um die Reisekosten von Adolf Anderssen nach Paris zu bestreiten.

Wir gehen davon aus, dass es sich hierbei um den deutschen Schachmeister Daniel Harrwitz

(* 1821 Breslau + 1884 Bozen) handelt,

 

 

                              

 

Foto: wikipedia.org

 

der als Berufsspieler von dem Café de la Régence eingestellt war.

 

Bei einer Begegnung im Jahre 1858 verlor er gegen Paul Morphy mit 2:5 bei einem Remis.

 

Nun noch die Abbildung eines weiteren Morphy-Briefes, gerichtet an Adolf Anderssen, den wir  freundlicherweise von Herrn GM Lothar Schmid, Bamberg erhielten:

(zum Vergrössern bitte draufklicken)

Übersetzung: 

Paris, 1 rue du Dauphin

Mein Herr, 
der Wunsch, unsere Partie zu spielen, hat die Oberhand gewonnen über alle Erwägungen, welche für meine Rückkehr nach Amerika sprachen.
Ich habe  mich entschlossen, den Winter in Paris zu verbringen und hoffe, dass sich von nun an nichts einem von beiden Seiten sehnlichst erwünschten Kampf entgegenstellt.
Bitte lassen Sie mich wissen, mein Herr, zu welchem Zeitpunkt Sie hierher kommen können.
Immer Ihr sehr ergebener
Paul Morphy

Paris, 25. November 1858

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So kam es schliesslich doch zu dem match zwischen Paul Morphy und Adolf Anderssen im Café de la Régence,

 

 

 

 

 

 

                       

 

Bild: chess-echecs-com

 

 

 das wie folgt ausging:

 

Inoffizielle Weltmeisterschaft – París 12/1858

                                                                 

 

 

 

Die hohe Niederlage von Adolf Anderssen ist auch damit zu erklären, dass er im Jahre 1858 bereits 40 Jahre alt war, während Paul Morphy sich im jugendlichen Alter von 21 Jahren befand.

Gleichzeitig galt er als der beste Schachspieler weltweit in den Jahren 1858/9

mit einer historischen Elo-Zahl von 2.824, während Adolf Anderssen kein Berufsschachspieler war, sondern seinen Lebensunterhalt als Professor für Mathematik und deutsche Sprache am Friedrichs-Gymnasium in Breslau verdiente. Nur während der Ferien nahm er an Schachturnieren teil.

Er beschönigte seine Niederlage nicht, sondern gab unumwunden zu, dass das größere Talent (Morphy) gesiegt habe.

 

 

 

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Quellen: chessgames.com, Javier Asturiano, wikipedia.org

 

Sitges (Barcelona) im März 2012


 
 

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