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Bronstein lernte das Schachspielen mit 6 Jahren, unterrichtet von seinem Großvater. Seine Fortschritte waren überraschend schnell, so dass ihm schon bald eine große Zukunft im Schach vorausgesagt wurde. ************************************************************************************************************************************** ************************************************************************************************************************************** Foto chess-theory.com **************************************************************************************** Verantwortlich für die Gestaltung seines Spiels und das Konzept der Disziplin war der GM Alexander Konstantinopolsky. Mit 13 Jahren siegte er bei verschiedenen Jugend-Turnieren, auch gegen ältere Gegner, was ihn in einen „Rohdiamanten" verwandelte, der nur darauf wartete, den Feinschliff zu erhalten.
Diese guten Vorzeichen wurden innerhalb relativ kurzer Zeit erfüllt. Mit nur 16 Jahren schaffte er es, anlässlich der Meisterschaft der Ukraine (hinter Boleslavsky) den zweiten Platz zu belegen. ******************** ******************************************************************************************************************************************************************************************************************************************************** Foto: chess-theory.com ************************************************************************************************************************************** Dieses Resultat wurde so hoch bewertet, dass man ihm den Titel des Großmeisters verlieh, was ihn damals zum jüngsten sowjetischen Spieler machte, dem diese Auszeichnung zukam. Diese Daten können den heutigen Leser nicht mehr so beeindrucken, denn es gibt inzwischen Spieler, die mit 13 oder 14 Jahren diesen Titel bekommen. Hierbei darf aber nicht vergessen werden, dass David Bronstein nicht die unschätzbare Hilfe der jetzigen Schach-Programme hatte, abgesehen davon, dass er sich dem harten Wettbewerb bei den sowjetischen Turnieren stellte, was seine Erfolge noch wertvoller machten. In seiner Jugendzeit analysierte er Hunderte von Partien aus der romantischen Epoche. Foto: chess-theory.com Dadurch wurde seine Spielweise geprägt. Er bewunderte die schöpferischen Kombinationen der Romantiker und die Anwendung von riskanten Eröffnungen, von denen er sich gern beeinflussen liess. Er versuchte immer, ebenfalls romantische Kombinationen aufs Brett zu zaubern und trachtete danach, sein Spiel originell zu gestalten.Ich glaube, niemand wird bestreiten, dass er sich in dieser Hinsicht auf derselben Höhe der besten Spieler des neunzehnten Jahrhunderts befand.
Nach diesen ersten Erfolgen fehlte ihm nur noch ein Turnier: die UdSSR-Meisterschaft.Jeder Schachanhänger weiss um den starken Wettbewerb in diesem Turnier; die Zahl der Spitzenspieler, die unter sowjetischer Flagge spielten, war entsprechend hoch und alle waren begierig darauf, jenen Titel in ihren Lebenslauf aufzunehmen. David Bronstein beteiligte sich an mehreren dieser Meisterschaften, jedoch mit schlechten Ergebnissen, so dass er sich dann im Jahr 1945 intensiv vorbereitete, um besser abzuschneiden. In der Tat schaffte er den 3. Platz, sein bestes Ergebnis zu jener Zeit. Aber das Talent zahlt sich immer aus und im Jahre 1948 erreichte er den begehrten Titel des Meisters der UdSSR. Ein Sieg, die er im folgenden Jahr wiederholte, allerdings mit Smyslow und Botwinnik gleichauf. Wie viele talentierte Spieler (Blackburne, Marshall, Rubinstein, Keres, …), konnte Bronstein nicht die Weltmeisterschaft gewinnen, eine Tatsache, die jede Schachlaufbahn eines Weltklassespieler prägt. Im Jahre 1951 war er sehr nahe daran, so dass man ihn mit dem Beinamen „Weltmeister des halben Punktes" auszeichnete.Diese Geschichte begann mit seinem Sieg bei dem Kandidaten-Turnier von 1950, das erste, das in der Schachgeschichte offiziell stattfand.Sein Spiel war brillant und nur Boleslavsky war auf gleicher Höhe, da beide in der Gesamtwertung diesselbe Punktezahl erreichten. Die Entscheidung sollte nun in einem Stichkampf fallen, bei dem der Sieger erklärt wird, der drei Partien gewinnen würde.Bis zu dem 14. Spiel waren beide gleichauf (mit je zwei Siegen), aber im letzten Spiel beging Boleslavsky unter Zeitdruck ein falsches Damenopfer, so dass das Treffen mit einem Sieg für Bronstein endete.
Bitte, sehen Sie sich die Entwicklung an:
Abschlusstabelle:
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Stichkampf (Moskau)
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Damit hatte David Bronstein das Recht, den amtierenden Weltmeister
Michail Botwinnik herauszufordern.
Bronstein hatte nun sein Traumziel für alle Schachspieler erreicht und begegnete seinem größten Widersacher, mit dem er schon einige Unstimmigkeiten bzw. Diskrepanzen in der Vergangenheit hatte.
Bronstein war ein freundlicher Mensch, stets guter Laune, aber es gibt niemand, der sich von seiner eigenen ausgleichenden Gerechtigkeit (Nemesis) befreien kann.
Der Winter 1951 neigte sich zum Ende, als in Moskau zwei Schachspieler mit völlig entgegengesetzten Auffassungen aufeinandertrafen, um um die WM-Krone zu kämpfen.
Da standen sich zwei ganz verschiedene Arten des Lebensverständnisses gegenüber: der eine geprägt durch die Phantasie (Bronstein) und der andere durch den Pragmatismus (Botwinnik).
Das Match war lebendig und voller Alternativen in einem „Krieg, in dem keine Gefangenen gemacht werden".
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Seit Beginn war der WM-Kampf eigentlich immer ausgeglichen, ein Trend, der sich im Laufe des ganzen Begegnung fortsetzen würde, da keiner der Kandidaten nie einen Vorteil mehr als einen Punkt erreichte.
Die letzte Phase war von starken Emotionen geprägt: Bronstein lag mit 11'5-10'5 vorn, und es fehlten nur noch zwei Partien.
Botwinnik zeigte den ganzen Charakter eines Meisters, indem er die vorletzte Partie mit Weiß in einem Endspiel gewann, bei dem er das Läuferpaar hatte.
Damit kam man zur letzten Partie mit weißen Steinen für Bronstein.
David Bronstein konnte nur noch Weltmeister werden, wenn er diese Partie gewinnen würden, denn es war festgelegt, dass im Falle einer Punktegleichheit der Weltmeister seine Krone behalten durfte. Das mit Spannung erwartete Finale endete in nur 22 Zügen mit einem Remis.
Bronstein spielte recht seltsam und ziemlich verdächtig …
Weltmeisterschaft – Moskau 1951
Tchaikovsky Concert Hall, Moscow 1951
Austragungsort
Vieles an dieser letzten Partie scheint erwiesen zu sein, dass Bronstein unter Druck gesetzt wurde, um Botwinnik nicht zu schlagen, der offensichtlich von dem Regime gefördert wurde. Wann immer man ihn bat, sich hierzu zu äussern, antwortete er rätselhaft, ohne dass klar wurde, ob diese Anschuldigungen falsch waren.
Nachstehend die 24. Partie
wie folgt:
BRONSTEIN vs. BOTVINNIK Partie 24 – MOSKAU 1951
analysiert und kommentiert von NM Hebert Pérez García
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Bronstein, David – Botvinnik, Mikhail [D44]
Weltmeisterschaft: Partie 24 Moskau, 11.05.1951
1. d4 …[GM David Bronstein kam zur Schlussfolgerung, dass seine Entscheidung unberechtigt war , nicht 1.e4 bei einer solchen für ihn so wichtigen Partie zu spielen. Bronstein erklärte das so in seinem Buch "David Bronstein Chess Improviser" (Pergamon Press 1983 ]
1…d5 [Andererseits traf der schon damalige Weltmeister, GM Mikhail Botvinnik, die richtige Entscheidung, nicht wieder mit der holländischen Verteidigung zu antworten.]
2. c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 e6 5.Lg5 dxc4
6. a4 [Auch ist noch folgende Variante eigentlich üblicher 6.e4!? b5 7.e5 h6 8.Lh4 g5 9.Sxg5 hxg5 10.Lxg5 Sbd7 11.exf6 Lb7 12.g3+/=]
6…Lb4 [6...b5 !? ist eine von dem GM E.Sveshnikov empfohlene Variante. Wenn z.B. 7.axb5 oder 7.e4 kann man 7…b4 !? oder 7...Lb7 7...cxb5 8.Sxb5 Db6 usw. spielen.]
7. e4 c5!? 8.Lxc4 cxd4
9. Sxd4 h6 !
Diagramm
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[Bronstein lobte den Textzug und unterstrich: "Das war der Zug, mit dem Botvinnik die Chance hatte, seine WM-Krone zu behalten".]
10. Le3 Sxe4 11.0-0 Sf6
12. Df3 [In den Zeiten nach dem match, gab David Bronstein zu, dass der von GM Keres empfohlene Zug 12.Sdb5 ! die beste Fortsetzung für Weiss war.]
12…0-0 13.Tad1 De7 [Eine andere Alternative ist 13...Sbd7]
14. Tfe1 [Auch verdient die aktive Option durchaus eine Beachtung: 14.Dg3!? Rh8 15.Ad3]
14…Sc6 !? [Hier wird eine Vereinfachung angestrebt, die offensichtlich Schwarz zu Gute kommt. Das ist eine feine Art, den Materialvorteil von einem Bauern zur Geltung zu bringen.]
15. Dg3 !? [Wenn 15.Sxc6 bxc6 16.Dxc6 OLb7 17.Db5 a6 18.Db6 Tfc8 usw. mit einer guten Stellung für Schwarz.]
15…Kh8 16.Sxc6 bxc6 17.Ld4 Td8 18.Td3 Lb7
19. Tee3 ?
DIAGRAMM
[Ein Augenblick von grosser Bedeutung für den Spielablauf!]
David Bronstein schrieb in dem vorgenannten Buch: "Das war ein Irrtum aufgrund einer erlittenen emotionalen Fehleinschätzung, als ich feststellte, dass mein Gegner meine Absicht neutralisierte, einen positonellen Vorteil zu erreichen".
Richtig war: 19.Ted1! c5!? (HPG) oder 19…La5!?, zitiert von dem GM E.Sveshnikov, 20.Lxf6 (20.Le5!? unserer Meinung nach war auch interessant z.B. 20…
Se8 21.De3 Txd3 22.Lxd3 Kg8 23.De4 f5 24.Dc4 usw.) 20…Dxf6 21.Td7 Txd7 22.Txd7 Lc8) 20.Lxf6 (Sveshnikov) Dxf6 21.Dc7 Tdb8 22.f3 usw.]
19…Txd4! 20.Txd4 Lc5 21.Td1 Axe3 22.Dxe3 REMIS: 1/2-1/2
DIAGRAMM
KOMMENTAR:
Botvinnik bot eine Remis in einer vorteilhaften Stellung an und sein Angebot war erfolgreich, weil es akzeptiert wurde.
Auf diese Weise behielt der Weltmeister seine Krone.
Verständlicherweise nahm Bronstein das Angebot seines Gegners an aufgrund seiner schlechteren Stellung auf dem Brett.
Trotz allem war die geteilte Ehre für ihn verdient, dank der Tatsache, dass er ein würdiges und geschichtlich wertvolles Ergebnis erzielte.
Mir gegenüber gab Bronstein in Utrecht 1991 zu: 'dass er bei dem erzielten Resultat die Intuition hatte, dass es vielleicht für sein nachfolgendes Leben in der ehemaligen Sowjetunion positiver war'.
Bronstein mit diesen "sonderbaren" Worten deutete mir an, dass er mögliche negative Konsequenzen (in diesem Sinn) erahnte bei einem eventuell Sieg über den Weltmeister.
Zweifellos war das match polemisch "mit Licht und Schatten".
Bronstein hat nie mit absoluter Ernsthaftigkeit die politsch mehrdeutigen Aspekte des Wettkampfes zerstreut. Im Gegenteil: mit "ausweichenden" Sätzen wuchsen die Zweifel der Kritiker.
Nun gut, vielleicht kommt einmal die Zeit, die uns die endgültige Wahrheit enthüllt.
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Kasparov schreibt hierzu noch in seinem 2. Band über seine grossen Vorkämpfer:
„Nach meiner Meinung hätte Bronstein es verdient gehabt zu gewinnen, wenn man sein Spiel während der gesamten Begegnung betrachtet. Allerdings fehlte ihm wohl eine gewisse Selbstkontrolle seines Charakters, also eine Eigenschaft, die seinen Gegner immer auszeichnete………"
Fortsetzung im 2. Teil
Sitges (Barcelona), im März 2012
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