Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Freitag, 2. März 2012

Gesprengte Ketten

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 01.03.12

Foto:          Courtesy Wikimedia Commons

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von Javier Fernandez Cordero

 

Kann es größere Grausamkeit geben, als ein menschliches Wesen zu versklaven? Im Laufe der Geschichte haben wir zu viele Beispiele gehabt, um überrascht zu sein; unglaublich ist, dass dieses Problem heute noch existiert.

Dies ist eine Geschichte der persönlichen Überwindung und die Bekämpfung der Widrigkeiten, die in diesem Fall eng mit dem Schach verbunden sind.

Theophilus Thompson (geboren ca. 1855) war der erste schwarze Spieler, der in der Geschichte des Schachs herausragte, gerade in schwierigen und wirren Zeiten für sein Land, die Vereinigten Staaten.

Theophilus Thompson  erlebte die Grausamkeit des amerikanischen Bürgerkrieges (Sezession-Krieg), der von 1861 bis 1865 stattfand und letztlich das Unrecht der Versklavung abschaffte.

 

Wir erinnern uns an die Geschichte:

Sezessionskrieg der Vereinigten Staaten

Union Flag civil war

 

Confederation Flag civil war

 
Wir befinden uns im Jahre 1860, als Abraham Lincoln noch nicht der Präsident der Vereinigten Staaten war, aber schon erhebliche Anstrengungen zur Abschaffung der Sklaverei unternahm.

 

Die Südstaaten äußerten ihre totale Opposition gegen diese Reform und versuchten, den Gegenkandidaten zu boykottieren, doch wurde er zum Präsidenten im Jahre 1861 gewählt.

 

 

Die Konsequenz war, dass die Südstaaten aus der Union austraten und ihren eigenenen Präsidenten Jefferson Davis ernannten.

 

 

Verständlicherweise erklärte der gewählte Präsident Abraham Lincoln den Präsidenten der Südstaaten als für nicht rechtmässig.

Die angespannte Situation explodierte mit dem Angriff der Armee der Konföderation auf das Fort Sumter,

 

und es entwickelte sich ein Bürgerkrieg, wobei Geschwister und Freunde gegeneinander kämpften in einer absurden Barberei.

Der Krieg dauerte 4 Jahre und nach vielen Kämpfen und sinnlosen Todesopfern wurde die Konföderation geschlagen, so dass die Sklaverei endlich abgeschafft werden konnte.

Es wurden tausende von Männern und Frauen befreit, die bis zum Letzten ausgebeutet worden waren.

          Theopilus Thompson: Das Schach ist für jedermann

 


                                        
Nach dem Krieg kamen harte Zeiten, wie nach jedem Krieg. Die ehemaligen Sklaven hatten es besonders schwer, da die meisten überhaupt noch keine Art von Ausbildung hatten.

Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft war traumatisch.

Die Schwarzen erzielten mit der Freiheit aber nicht eine Gleichstellung, da die Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe in den USA latent war, und es würde in den kommenden Jahrzehnten auch so bleiben.

Theopilus, Sohn von Sklaven, erlebte den Krieg als Kind, aber im Laufe von nur 4 Jahren wurde er ein freier Mensch. Doch die Unterdrückung hörte nicht auf, und als Junge von 13 Jahren musste er als einer der Bediendesten im Hause eines Gutsbesitzers schuften.

Einige Jahre später gelang es ihm, sein Heil im Schach zu finden.

 

Theopilus lernte zufällig einen gewissen Mr. John K. Hanshew, Redakteur der Zeitschrift Maryland Chess,  kennen,

 

 

der ihn dann die „seltsamen" Züge lehrte, die ein paar Figuren auf einem Brett von schwarzen und weißen Feldern machen konnten. Darüber hinaus lieh John ihm ein Schachspiel, um einige Studien zu lösen. Überraschenderweise löste Theopilus diese Probleme ohne Schwierigkeiten und verfasste selbst auch ein Problem und zwar ein solch schwieriges, das seinen Mentor fassungslos machte.

Dieses Problem wurde in einer Schachzeitung veröffentlicht und war nur das erste von vielen Kompositionen, die von einem äusserst hellen Verstand erstellt wurden.

Von diesem Moment an wurde der Name Theopilus Thompson in den Schachkreisen bekannt, denn sein Talent blieb nicht unbemerkt und schon bald wurde er eingeladen, zum ersten Mal an einem Turnier in Chicago teilzunehmen.

 

Er konnte zwar das Turnier nicht gewinnen, aber immerhin brachte er eine gute Leistung in Anbetracht seiner Unerfahrenheit am Brett.

Es gibt Hinweise auf ein Fernschach-Turnier, bei dem er den ersten Platz mit 7 von 9 möglichen Punkten erzielte. Seine Spielweise war aggressiv,  wie Zeitzeugen berichteten, die ihn spielen sahen. Er zog schnell, ohne lange zu überlegen und berechnete die Varianten mit Leichtigkeit.

Leider bremste man seine schachlichen Fortschritte verhältnismässig schnell, weil er kein Weisser war.  Die meisten Turnierleiter weigerten sich, einen schwarzen Spieler zuzulassen, so dass er fast in Vergessenheit geriet.

 

Trotzallem widmete er sich weiter dem Schach und der Verbesserung seiner Kenntnisse und schrieb sogar ein Buch über Endspielprobleme:

"Chess Problems: Either to Play and Mate ".

 

 

Ein wiedergegebenes Schachproblem:

 

 

Veröffentlicht von Orestes Browson Jr., Herausgeber des Dubuque Chess Journal

Vor Theopilus hatte es schon andere schwarze Spieler gegeben, aber da sie Sklaven waren, durften sie nicht spielen. Ihre Leistungen wurden zum Schweigen gebracht und verfinstert durch die Unterdrückung.

Theopilus war der erste, der eine gewisse Anerkennung als Schachspieler erfuhr und als Beweis können wir diese schöne Partie genießen:

Thompson 1 – Blood 0

1874 Fernschach

1. e4 / e5 2. Sf3 / Sc6 3. d4 / exd4 4. Sxd4 / Dh4 5. Sb5 / Dxe4+ 6. Le2 / Kd8

7. 0-0 / a6 8. S1c3 / De8 9. Sxc7 / Kxc7 10. Sd5 + / Kd8 11. f4 / d6

12. Sb6 / Ka7 13. Lxd6 / Axd6 14. Dxd6 + / Ld7 15. Lg4 / Sf6 16. Lxd7 / De7

17. Dd3 / Se5 18. Dd4 / Sexd7 19. Sxd7 / Dxd7 20. Dxa7 / Dc8 21. Dd4+ / Dd7

22. Tad1 / Dxd4 23. Kxd4 + / Kc8 24. Ke1 / Schwarz gibt auf.

Endstellung:

 

 

Partie zum Nachspielen:

1. T Thompson vs C H Blood      1-0    24    1874    corr.     C45 Scotch Game

 

Bedauerlicherweise hatte diese Geschichte kein gutes Ende, denn Theopilus Thompson verschwand ein paar Jahre später und niemand wusste unter welchen Umständen. Es scheint, Beweise zu geben, dass er gelyncht wurde aufgrund der bloßen Tatsache, dass die Farbe seiner Haut nicht weiss war.

 

Der Bürgerkrieg gab vielen Menschen die Freiheit wieder, scheiterte aber an  den Intoleranten, die immer noch mit ihren absurden und wahnwitzigen Reden in der  Welt umhergehen mit dem Ziel, die Menschenrechte der Schwarzen zu schwächen.

Heute gibt es einen Schachklub in den USA, der seinen Namen trägt.

Am 25. April 1998 wurde ein Turnier organisiert, um an ihn und den Tag seines Geburtstages zu erinnern.

Nachstehend ein weiteres überliefertes Schachproblem:

 


Weiss zieht und setzt Matt in 2 Zügen

 

Lösung:

 

Weiss spielt überraschenderweise 1. Se4!, um mit 2. Da8 matt zu setzen.

Wenn der schwarze König den Springer nimmt, dann folgt 2.Lc6 # und wenn

1….d3, dann 2. Dxd3# .

 
Dies ist nur einer von tausenden Fällen des Rassismus, die sich in den Vereinigten Staaten im Laufe ihrer Geschichte ereignet haben.

Brillante Männer und Frauen haben gekämpft, um dieser Geißel ein Ende zu setzen:

Rosa Parks

1955

 

(trotzte den Regeln und weigerte sich, ihren Sitz im Bus einem Weißen zu überlassen, wie es gesetzlich vorgeschrieben war),

Martin Luther King

 

(dessen Traum es war, einen schwarzen amerikanischen Präsidenten zu sehen) oder

Malcolm X

 

 

(ein Nachkomme von Sklaven, der für die Rechte seiner Rasse in der Welt kämpfte).

 

Barak Obama

 

 

 

machte  einen weiteren Schritt nach vorne, als er zum Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde; vor  einigen Jahren noch undenkbar.

Es gibt viele unverständliche Dinge in dieser Welt, aber eine Person nach seiner Rasse zu beurteilen, ist völlig absurd und hat nicht den geringsten Sinn….

 

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Zusätzliche Quellen für Text und Bilder: wikipedia.org, chessgames.com
Sitges (Barcelona), im März 2012


 
 

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