Schach Praline Pos1

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Kann Weiß gewinnen ???

Freitag, 13. Mai 2011

Eine ganz besondere Geschichte von Capablanca

 
 

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via Schach und Kultur von Frank Mayer am 18.03.10

 

José Raúl Capablanca                         Dr. Ossip Bernstein

****************

Der Schönheitspreis:

San Sebastián, 1911 – Internationales Turnier

Casino San Sebastian 1911 = vor Beginn des Turnieres

Casino San Sebastián 1911 = bei Abendmahl

Beide Fotos aus den persönlichen Archiven der Familie Capablanca.

Nun zu den Fakten:

Es geht um die 1. Partie des Wettbewerbes, als

José Raúl Capablanca und Dr. Ossip Berstein

aufeinandertrafen.

Dazu noch die Vorgeschichte:


"Als der junge Capablanca nach Spanien reiste, um an diesem hochkarätigen Turnier teilzunehmen, stellte er plötzlich mit Erstaunen fest, dass einige Meisterspieler sich seiner Teilnahme widersetzten.
Unter ihnen befand sich auch Dr. Ossip Bernstein, der ziemlich deutlich eine ausgesprochene Abneigung gegenüber dem jungen Kubaner an den Tag legte.

Verschiedene Spieler von Rang und Namen (u.a. Aaron Nimzowitsch) versuchten eine Regel durchzusetzen, wobei die Teilnehmer zumindest 3 dritte Plätze bei internationalen Turnieren aufweisen konnten.

Aber Frank Marshall (amerikanischer Meister),

copyright wikipedia.org

den Capablanca im Jahre 1909 anlässlich eines vereinbarten Treffens ziemlich deutlich geschlagen hatte: + 8 = 14 – 1
stimmte energisch gegen diese Regel; es gelang ihm, dass der begnadete Capablanca teilnehmen durfte.

Verhältnismässig schnell waren dann die Spieltage und Paarungen für die

 1. Runde ausgelost.
Oh, je, was für eine Überraschung!

Dr. Ossip Bernstein, der vorher verkündet hatte, Capablanca das Schachspiel beizubringen, musste mit den schwarzen Steinen gegen ihn antreten.

Nun sehen wir einmal, wer am meisten lernte:

Capablanca, José Raúl – Bernstein, Ossip

San Sebastian 1911

Schönheitspreis

Partie kommentiert von Symon Dufoir:

1. e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.0–0 Le7
Welch eine schwache Verteidigung! G.s.D. ist dieser Zug "out".
Heute spielt man: 4…Sxe4 5. d4 Sd6

5. Sc3 d6 eine Mischung aus Berliner Verteidigung und Steinitz-
Variante

6. Lxc6+ bxc6 7.d4 exd4 8.Sxd4 Ld7

Diagramm:

Die schwarze Aufstellung ist solide, aber Bernsteins Spiel
ist ziemlich langsam:
das sind die Eigenschaften dieser Verteidigung.
Weiss, hingegen, übernimmt die Kontrolle des Zentrum dank
seiner Springer und des Bauern auf e4.
Die Stellung, im Prinzip, ist ausgeglichen, denn wenn einerseits
Weiss das Spiel beherrscht, hat Schwarz doch Gegenchancen
auf der halboffenen "b" Linie, abgesehen von seinen 2 Tempi-
Vorteilen.

9. Lg5 0–0 10.Te1 h6 11.Lh4 Nicht gut wäre 11. Lxf6 Lxf6 12. Dd2
Tb8 13. Sb3 und Weiss verliert die Aufmerksamkeit für das
Zentrum (wenn 13. Tab1 c5 14. Sf5 Te8 mit schwarzem Vorteil)

11.. Sh7 Schwarz, der sich gewissermassen in einem "gelähmten"
Zustand befindet, versucht die Figuren abzutauschen, um
sich anschliessend besser aufzustellen.

12.Lxe7 Wenn der Abtausch verhindert wird, z.B. 11. Lg3 Te8
13. Dd3 Tb8 14. b3 Lf6 15. Tad1 Sg5, dann ist das Spiel
erst einmal ausgeglichen.

12.. Dxe7 13.Dd3 Tab8 14.b3 mit Sb3 erreicht Schwarz sein Ziel,
in dem er den Springer auf d4 entwaffnet.

14.. Sg5!? Mit Richtung auf den Bauern e4. Der andere Plan,
eigentlich üblicher ist: 14..Tfe8 gefolgt von Sh7-f8-g6
mit dem Versuch, das Feld e5 zu beherrschen.

15. Tad1 De5 16.De3 Se6 Schwarz versucht, weiter abzutauschen,
um zu erreichen, seinen besser postierten und beweglichen
Läufer gegenüber dem gegnerischen Springer ins Spiel zu
bringen.

17. Sce2 Da5 Wenn 17…Sxd4 18. Sxd4, dann weiss man, dass der
Springer mächtiger wird als der Läufer auf d7, noch in einer
offenen Position.

18. Sf5 Capablanca beachtet erst einmal nicht den Bauern auf "a",
um mit einem Angriff auf der Königsseite zu beginnen.

18.. Sc5 Der richtige Zug, so wie es scheint. Allerdings hat
Capablanca schon gewisse Vorteile.
Wenn 18..Dxa2 19. Dg3 mit der Drohung 20. Sed4 und
20. Sxh6+ (oder 19. Dc3 mit der Drohung: 20. Ta1),
dann hat Weiss einen grossartigen Angriff zur
Verfügung.

19. Sed4 "Hören Sie mal, Herr Dr. Bernstein, das Zentrum
ist meine Sache!"

Diagramm:

19.. Kh7  Ossip Bernstein sah 20. Sxc6! Lxc6 21. Se7+ gefolgt von 22. Sxc6,
weil er mit dieser Zugfolge Capablanca "entweichen"
konnte.

Aber das ist nicht möglich: "Du hast mich
geärgert und darüber hinaus glaubtest Du noch,
mit Schwarz gegen mich zu gewinnen. So, nun
wirst Du die Konsequenzen zu spüren bekommen."


Der Bauer "a2" ist noch tabu; Sehen Sie einmal an:
19….Dxa2?? 20. Ta1 Db2 21. Teb1

20. g4 Tbe8 Der "arme" Bernstein erblasste nach g4.
Jetzt will er mit seinem Turm zurück, um die
Rochadestellung zu verteidigen.

21.f3 Se6 Sie sollen alle zurück! Ich habe Rückzug befohlen!

22. Se2 Dxa2? Die Dame hört nicht auf den Befehl des Königs
und befindet sich dort nicht so gut platziert. Es ist
sicher, dass Bernstein den Bauern nahm, weil er
keine direkte Bedrohung sah. Aber gab es nicht
noch andere Kombinationen?


22..Db6 ist die richtige Verteidigung, um den
Damentausch anzubieten, und wenn Weiss das
Angebot annimmt, dann ergibt sich
wieder Gleichstand.
Aber Weiss hat noch Vorteile: 23. h4 f6 24. c3 g6
25. Dxb6 axb6 26. Se3 Ta8 27. a4 Sc5 28. Sd4
mit gleichem Spiel.

23. Seg3 Dxc2? Zuviel Süsses kann den Zähnen schaden.
Die einzige Verteidigung bestand in 23…f6
24. Sh5 Tf7
Diagramm:

24. Tc1 Db2 25.Sh5 Th8
Der einzige Zug.
Sehen wir uns doch einmal die Varianten an, die der grosse Capablanca darlegt,
um die weisse Überlegenheit zu zeigen:
25..g5 26. e5 f6 27. Dd3;
25..g6 26. Dxh6+ Kg8 27. e5 gxh5
28. gxh5, und es gibt keine Antwort mehr
auf Tc4-g4+ oder Kh1 und Tg1+

26. Te2 De5 27.f4 Db5 28.Sfxg7 Sc5?
Verliert schnell.
Der Springer hört nicht auf den König und begleitet die Dame.


Capablanca
erwartete 28..Sxg7, aber Weiss hat weiterhin Vorteil nach 29. Sxf6+ Kg6 30. Sxd7 f6 31. e5 Kf7 32. Sxf6 Te7 33. Se4

29. Sxe8 Lxe8 Jetzt hat Weiss auch Materialvorteil.

30. Dc3 f6 31.Sxf6+ Kg6 32.Sh5 Tg8
Die einzige Möglichkeit vor der Drohung 33. Dg7++.
Alle anderen Züge laufen auf matt aus.

32..Se6 33. Df6+ Kh7 34. De7+ Kg8 35. Sf6#;
32..Kf7 33. Dg7+ Ke6 34. f5#

Diagramm:

33. f5+ Kg5 34.De3+ und Bernstein gibt auf wegen matt in einem Zug.
1-0

Siehe Diagramm:

Endstellung

Siehe auch die Partie zum Nachspielen

Die Geschichte endet hier.
Dr. Ossip Bernstein, einer der wichtigsten Spieler, wollte nicht,
dass Capablanca teilnahm und wurde schon in der 1. Runde vernichtend geschlagen.
Die anderen Teilnehmer versuchten natürlich, den genialen
Capablanca "zu bremsen", was ihnen aber nicht gelang.
Der einzige, der ihn besiegen konnte, war auch ein ganz "Grosser", nämlich Akiva Rubinstein
.

Der Beweis zeigt die Schlusstabelle:

copyright worldchess.links.com

Somit zeigte José Raúl Capablanca allen anderen Grossmeistern, dass er der Beste war in jenem Turnier.

Am Schluss erlaubte er sich noch die Frage:

"Wie oft muss man Dritter werden?"

Das grosse Kasino von San Sebastián, wo das berühmte Turnier 1911 stattfand und von José Raúl Capablanca gewonnen wurde.
Dieses Gebäude wurde allerdings als Spielkasino im Jahre 1924 geschlossen, und seit 1945 ist es das Rathaus dieser wunderschönnen nordspanischen Stadt im Baskenland.

Quelle: Ajedrez Espectacular.net

Sitges (Barcelona), im März 2010


 
 

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